A very happy one…

Die AKKAnauten…

… und die AKKA grüßen zum Jahreswechsel!

Prickly Bay, 31.12.2017

Ein glückliches Neues Jahr 2018 allen freundlichen Lesern! Wir sind gespannt. Reisetechnisch. Politisch…

Auf AKKA herrscht „business as usual“. Ein bisschen unusual ist das Wetter, das sich seit 2 Tagen von der eher trüben Seite zeigt, dafür ist der Stromeintrag aus Wind recht gut (ich muss gleich mal Wasser machen!). Und die Träume in der Nacht sind bunt, denn viel Geschaukel (am Anker!) lässt einen viel Mist träumen. Soll aber ab Montag wieder besser werden, zumindest zeitweilig.

Entdeckung der letzten beiden Tage: man kan viel Geld ausgeben in Grenada. Einerseits, weil es oberhalb der „Prickly Bay Marina“ einen Laden gibt, der „Boucher“ heißt. Beim Besitzer handelt es sich um einen waschechten französischen Schlachter, der alle Unmöglichkeiten der französischen Cuisine bietet. Terrine, Fois Gras – und tolles Fleisch von (un)glücklichen Rindern. Selbst das gebratene Hühnchen ist schmackhafter als wir es in letzter Zeit aus Supermärkten gewohnt waren, und die Frage: „… wie hätten Sie das Hackfleisch denn gern? Fein? Mit mehr oder weniger Fett?“ ist mir seit Jahren nicht begegnet.  MAn ahnt: ich muss gleich aufhören zu schreiben, die Pantry ruft. Die Kühlbox ist voll bis zum Rand, und meine Einmachgläser schon lange leer. Das Jahr 2017 findet einen produktiven Abschluss.

Wir scheinen jetzt mit AKKA da angekommen zu sein, wo andere Segler schon immer waren: „…irgendwas ist immer!“, technisch gesehen. Vom Stromsuchen hatte ich erzählt. Dass ein Lautsprecherkabel unerreichbar unter den Bodenbrettern seinen Anschluss verliert, hat den Eigner erst gewundert und dann einen ganzen Tag Such- und Reparaturbemühungen gekostet. Zur Entspannung gibt er schon mal Ankerplätze in Kuba im Plotter ein. Die Gattin wirft beiläufig ein, dass sich mit den immer lustiger werdenen Entwicklungen in den USA vielleicht doch eine Cyclonsaison in Mittelamerika anbieten würde. Braver Mann – er gibt prophylaktisch die Einfahrt in den Rio Dulce ein,  und zäng, da hängt der Plotter sich auf (Anmerkung für den Neffen: der von Malaysia aus in den USA bestellte und von Dir mühselig nach Kapstadt  geschickte Ersatzplotter ist in Trinidad auf dem Elektronikschrott gelandet, ein wahrhaft teures Abschreibungsobjekt…). Die Schipperin wird folgerichtig nervös und versucht herauszufinden, wie man die AIS-Signale ersatzweise auf Tablet oder Laptop kriegt – wenigstens das, denn Radar ist mit dem Plotterausfall in jedem Fall tot. So ein Mist.  Beim folgenden Frühstück ein Geistesblitz – ja, das gibt es! Schiete wat auf Tracks und Wegpunkte, die im ausgefallenen Plotter begraben sind, versuchen wir doch mal ein Werks-Reset. Tadadadaaa!  Da ist er wieder, der Plotter. Prognose allerdings: sehr wackelig. Hatte ich oben gesagt, man könne viel Geld ausgeben? Kann man. Ein Ersatzplotter der neuesten Generation bedingt nämlich auch ein neues Radar. Wir sind ja schon ein paar Tage unterwegs und mittlerweile sind die Systeme digital und die Übertragung geht per WiFi.
Wir werden mal auf Informationstour gehen, vielleicht schaffen wir es mit der alten Konfiguration noch bis ins „Zollfreie“. St. Martin, oder so. Richtig. geizig sind wir auch.

Auf in die Pantry, das Gulasch und der Schweinsbraten vom „Boucher“ warten (nochmals richtig, an dieser Stelle sind wir nicht besonders geizig!).  Und wenn ich Zeit habe, lese ich ein Büchlein über die erwähnte Grenada-Revolution, aus Revolutionärssicht. So was gibt es nur im Eigenverlag. An der Supermarktkasse.

Wir wünschen Euch ein wackelfreies Silvester, in jeder Hinsicht, und einen guten Rutsch!

Bis bald!

Weihnacht?!

Deutsche Ecke in Grenada…

Prickly Bay/Grenada, 26.12.2017

Fröhliche Weihnachten an alle!
Für manche ist es schon vorbei, das Fest der Völlerei und des Geschenkestress – und ich hoffe, es waren dennoch ein paar angenehme Tage! Und für uns… keine Völlerei, kein Geschenkestress. Doch schon – ich habe dem Eigner eine neue Zahnbürste beschert, und die Reaktion war eine altersgerechte: „… aber meine alte Aronal-Bürste [aus den 80ern!] sieht nur am Stiel so schlecht aus, von den Einsätzen habe ich noch genug!“  Ach ja… mal wieder Plastikmüll verschenkt. Ich werde ihn zu recykeln wissen. Völlerei gab es auch, denn was wäre Weihnachten ohne Schokolade.
Nachbarn bedauerten sehr, dass Weihnachten diesmal „nicht stattfindet“.  Doch, tut es, nur anders als in Europa, und für uns genau so, wie wir es mögen. Einfach „so gut wie gar nicht“, keine feinen Kleider, in denen das Kind sich nicht wohlfühlt, kein Gesang, den man lieber stecken lassen würde.  Freundlich-nachdenklich stimmt der Austausch mit den Geschwistern über alte Sitten. Ich erinnere mich mit Schaudern an meinen obligaten Weihnachtsvortrag, ganz früher ein Gedicht, später die biblische Weihnachtsgeschichte. „Markt und Straßen steh’n verlassen, still erleuchtet jedes Haus…“, und  „Es begab sich aber zu der Zeit…“  Sitzt immer noch. Die Schwägerin – es lebe die familiäre WhatsApp-Konferenz! – berichtet vom traditionellen Heiligabendessen mit Gänseklein samt Gurgel – so scheint denn jeder sein kleines Weihnachtsschaudern in sich zu tragen. Aber wir waren uns allseits einig, dass der Weihnachtsduft – Baum, Kerzen, Kekse, neue Bücher! – unvergesslich ist, dafür musste man schon mal ein bisschen schief singen. Und dieser Tage? Da kriegt man so viel nette Post, das ist besonders herzerwärmend – vielen herzlichen Dank in alle Welt! Wir freuen uns, dass es den allermeisten gut geht,  dass es, wo es nicht so gut war, doch gutgegangen ist und denen, die zu kämpfen haben, Mut und Besserung!

Weihnachtsessen!
(Photo: Steffi Müller!)

Unser Heiligabendessen sieht man hier… das halbe Rind auf dem linken Grill ist der von den Semi-Brasilianern Thommy und Steffi, während sich meine Zucchini- und Schweinespieße rechts (bitte die Lupe bemühen!) eher bescheiden ausmachen. Aber lecker war’s und nett auch. Für mich eine Reise durch die Reise: das Hemd aus Samoa, eine Flaschenhülle aus einer San Blas-Mola, eine aus Fiji-Stoff. Der Wein noch aus Australien, die LED-Dauerkerze, die wundersamerweise Wachsduft verströmt, aus Neuseeland, und sitzen tun wir auf einem Kitenge aus Südafrika. Ja, ja, ich höre schon auf – wir geraten zunehmend ist rückblickende Schwärmen.
Also: auf in Neue Jahr. Aktiv und mit Lust auf Neues!  Wir werden es versuchen!

Fröhliche Weihnachten nochmals!

Nice, nice…

Rum!

Prickly Bay, 17.12.2017

Nice, nice… oder: wie die Zeit vergeht.

Wir hängen hier am Anker, merkwürdigerweise in einer Art „German corner“, und vorgestern, als ich meine Schwimmrunde um die Schiffe drehte, sagt Susanne von der Shogun: „… geht Ihr eigentlich von Bord?“  Nö. eigentlich nicht. Schon, ich lasse mich 1-2mal täglich ins Wasser fallen, frau muss ihrer Verpflichtung als Ankerfeldbürgermeisterin gerecht werden und gelegentlich mal nach… Bingen (Shogun) schwimmen, oder Arethusa (Frankfurt), Cariad (Arnis). Oder raus zur Serenity, bis ganz weit in die USA. Gleich vor uns liegt Dänemark in Kraulweite. Die Welt zu meinen Flossen.

Die Woche hatte ein paar Elektrosachen im Gepäck – nach dem Brasil-Batteriendrama für das Thema etwas sensibiliert, produzierten wir hier reihenweise Fragezeichen, weil wir nicht so recht auf volle Ladung kommen wollten. Einmal Wassermachen schmiss uns gleich 1 1/2 Tage zurück. Der Eigner lacht frech, wenn ich sage: „… da stimmt doch was nicht!“, nicht weil ich nicht recht hätte, sondern weil es so wunderbar undefiniert schlau ist. Ich habe null Ahnung von Elektrik (und dem Tun des Motors bin ich auch schicksalhaft ergeben, immer noch), aber ich habe bei den nachfolgenden Forschungsarbeiten erfolgreich als Handlangerin gedient, oder Augenlangerin. Und das waren wirklich weitreichende Forschungsarbeiten – immerhin sind es drei Solarpanele und ein Windgenerator, die in unsere Batteriebank einspeisen, so dass es allerlei Gründe für Fehlschaltungen gibt.  Isses nur das Messgerät, spinnt Philippi? Spinnen die Anzeigen? Kontakte – und wenn ja, welche? Am Ende des ersten Forschungstages (ja, ja, lange Siesta!) war klar: es ist das steuerbordsche Panel, das keinen Eintrag bringt. Zweiter Tag: warum bringt es nichts?  Und   so weiter. „Bitte mal die Ampere ablesen…“ ruft es dann freundlich durch die Luke. Ich kauere im Eck, das – abmonierte  – Brett mit den Geräten auf den Knien. „5 Ampà¨re. 6…“  Das Solarpanel schweigt beharrlich. Der Chef legt eine direkte Leitung. „Halt mal die Kabelenden direkt auf die Kontakte!“ Klaro (meine Schwägerin schaudert es jetzt, aber die fließenden Ströme sind gering, Barbara!). 12, 13 Ampà¨re. Super, es fließt Strom in die richtige Richtung! Ist der Fehler nun vor dem Schaltkästchen am Panel oder drin, im Decksdurchlass oder mehr Richtung Batterien? Es gab ein paar entnervte: „… ich weiß schon nicht mehr, was ich gemessen habe!“ Darauf gehört eine Kaffeepause. Und so, liebe Leut‘, geht eine Woche dahin, aber wir ham’s, die Steckerverbindung  im Deck war die Schuldige.

Den Fingerhut voll hat er sich verdient! Hicks!

Der Eigner – man muss ja die Tage mit Aktivität füllen* – hat zusätzlich zu den bestehenden, neuen Panelen eines der alten zusätzlich installiert, das uns im Notfall ein bisschen mehr Sonnenstrom serviert. Saubere Sache das, wir mussten es gestern schon außer Betrieb nehmen, so gut funktioniert’s. Ich bin dem Bordingenieur grenzenlos dankbar, für Gehinrschmalz, Ausdauer und dass er im Gegensatz zu mir eigentlich nicht zum FLcuhen neigt. Ob wir die umfangreichen Testprotokolle jetzt wegschmeißen können? Ich bin dagegen, es geht nichts über Hänsch’sche Skizzen, was wie geschaltet und dann für gut oder  ungut befunden wurde. Modern Art!

Auch sonst ist es „nice“ hier. Der Wind weht im Gegensatz zu Trinidad mehr oder weniger beständig, der noch in Chaguaramas unaufhaltbare Schweißfluß ist zum Erliegen gekommen – klar, es ist immer noch warm, aber so lässt es sich gut aushalten. Internet bezahlen wir teuer, nämlich an Digicel, das unser Tablet zum Hotspot macht, aber es wäre auch teuer, in der Prickly Bay Marina Bar einzufallen und sich 5 Stunden an sicher nicht nur zwei Bier festzuhalten, so ganz „kostenfrei“ ist WiFi dann eben doch nicht. Heute freuen wir uns gerade über den neuen amerikanischen Maulkorberlass für Ausdrücke wie „wissenschaftlich bewiesen“, „transgender“, „diversity“ und andere Merkwürdigkeiten. Das ist ein guter Witz. Oder auch nicht. Ansonsten nehmen uns/mich das Internet und die alten und neue Kontakte auf eine stete Nostalgiereise. Gestern abend treffen wir Henk und Marie von der Lady of the Lowlands, unserere Nachbarn in Pangkor und Parallelsegler zwischen Südafrika und Brasilien. Ach, wie war das schön… im Pazifik, in Neuseeland, in Südafrika. Galapagos. Weißt Du noch? Letztes Jahr um diese Zeit? La Recoleta in Buenos Aires. Und Puerto Williams erst!  Stimmt, wir werden alt. Macht nix.

Monaaffen im Regenwald.

Es ist bei aller Nostalgie aber nicht so, dass wir Grenada ganz unbeachtet an uns vorbeigehen lassen – letzten Samstag lud uns Karen/Serenity ein, einen Sonntags-Inselausflug mitzumachen, und das war toll. Allein die Fülle an Gewürzpflanzen, die uns vorgeführt wurden, war die Reise wert. Zitronengras. Zimt. Kaffir-Lime. Muskat. Nelken. Woher der getrocknete Ingwer, den unser Lunchrestaurant (The Belmont Estate, wirklich empfehlenswert!)

Miss Mona herself

anbot, kommt, ist nicht klar geworden, würde mich aber interessieren, denn Ingwer geht bei uns an Bord gut und ist alle naslang alle. Im Belmont Estate wird auch Schokolade produziert, an den Kakaopflanzen fuhren wir immer wieder längs.  Es ist auf Grenada nicht so, dass man bestimmte Früchte oder Gewürze in Monokultur produziert, sondern eher, dass jeder seinen mehr oder weniger großen Garten hat und die Ernte verkauft, lokal, an Kooperativen, auf dem Markt. Die Gesellschaft, die die Muskatproduktion kontrolliert, weiß genau, wer wie viele Muskatbäume bewirtschaftet, und wer in einer Woche statt mit 20 mit 40 Pfund Muskatnüssen aufschlägt, hat mit Sicherheit beim Nachbarn über’n Zaun geerntet.

Zuckerrohrpresse, von anno tuck

Eine Art der Monokultur gibt es dann doch, nicht auf extrem großen Flächen, aber doch unübersehbar: Zuckerrohr, und zwar für die Rumproduktion. Wir werden bei der Rivers Distillery abgeladen, und das gefällt uns sehr gut. Nicht wegen des Rums, den es natürlich auch zu probieren gilt – mein Urteil: nix für mich! 80% Allo -hicks!- Allohol. Schmeckt alkoholisch. Erst kühl auf der Zunge, dann warm, und dann Allo-hicks!-Allohol, aber in der Tat brennt nichts. Rivers

Angejahrte Destille

produziert ausschließlich für den -hicks!- Inselgebrauch. Es ist ein „Rhum agricole“ nach französischer Machart, also direkt aus dem Zuckerrohr, nicht aus der Melasse von der Zuckerproduktion. Wir waren ja mal in Queensland in der Bundaberg-Destillerie – alles schwer hygienisch (warum eigentlich bei so hohen Alkoholgehalten?!) und in hochtechnisierten Maschinenanlagen. Zentraler Punkt hier: das Wasserrad aus dem 18. Jahrhundert (1754 oder so), das vom reichlich fließenden Regen aus den Bergen angetrieben wird, und das wieder eine Kombination aus kettenbetriebenem Förderband und Zuckerrohrquetsche treibt. Gewaltige, uralte Teile, so recht was für den kleinen Ingenieur mit dem Stabilbaukasten. Mit einem sehr stabilen Stabilbaukasten! Der ausgequetschte Saft wird – dank Wasserrad – nach oben gepumpt, wo getrockneter Zuckerrohrrest Siedepfannen beheizt, der Saft wird eingekocht und der Sott von Pfanne zu Pfanne geschöpft, in schweißtreibender Handarbeit. Mit jeder Pfanne wird er klebriger und zäher. Es war arbeitsfreier Sonntag, also nichts Aktives zu begucken – aber es sieht weder lecker aus noch riecht es lecker. Die Pampe muss dann eine kleine Woche Fermentieren, und das Produkt, garstig anzuschauen, wird dann in einem uralten, ausgeklügelten Destillensystem zum Antoines Rivers Rum gewandelt. Prost! Hicks!  Schön und interessant war’s! Auch ohne „hicks“. Keine Ahnung, wie viel Gewinn das abwirft – die Führung kostete nicht viel, daran kann’s nicht liegen. Das Produkt ist – künstlich? – verknappt und nicht gerade der billigste Rum in Grenada. Ein Hang zur Tradition? Der Bedienstete, der uns führt, sagt: „… hält 20 Leute in Lohn und Brot!“ Grenader stehen wohl auf Rivers Rum. Don’t say „rum“, say „Rivers“!.
In jedem Fall steht der Grenader, oder doch einige, auf USA. Die USA, die 83 so heroisch in die laufende Revolution eingegriffen haben.  Wenigstens ist der umstrittene – „Hilfe! Kalter Krieg! Die Sowjetunion baut einen Stützpunkt!“ – Flugplatz, der hier gleich um die Ecke liegt, in Maurice-Bishop-Airport umbenannt worden, das ist ja schon mal was. Wer aber was wie beeinflusst hat, das müssen wir noch erforschen, ein politisches Geschwurbel bester Güte: erst ein Diktator. Dann ein Revolutionär und sein New Jewel Movement (JUWEL für Joint Endeavor for Welfare, Education and Liberation) – ein sozialistischer Klassiker. Dann eine innerparteiliche Konterrevolution. Und dann die USA… Oder vielleicht doch andersherum, erst die USA, dann die Konterrevolution und danach das US-Militär?! Merkwürdige Sache! Was bleibt ist, dass die Insel alle 3 Meilen mit einer Post- und Gesundheitsstation versorgt ist, die noch heute als solche funktionieren. Wie sagt der brave Amerikaner da?  „That’s socialism! Eeeek!“
Eine witzige kleine Insel. Es gibt noch zu gucken!

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* Hausfrauenaktivität: die Entdeckung, dass zwei der verbliebenen Packungen Knäcke Mehlkäfer haben, führt zu einem Anfall von Brotbackwahn. Geschmacklich o.k. hätte ich eigentlich von vornherein wissen müssen, dass die Konsistenz fragwürdig wird, ehob sich doch der Teig nur um Millimeter über Knetebene. Folgerichtig hole ich zwei Roggen-Weizensteine aus dem Ofen. Am ersten Abend haben wir noch tapfer beide gesäbelt, am Morgen stieg der Eigner auf Knäcke (ohne Mehlkäfer) um, dann flogen die Steine über Bord. Diagnose: die Trockenhefe aus Singapur tat’s nicht mehr. Der zweite Versuch mit dem letzten Päckchen Trockenhefe (Singapur, best before 05/16) war von Erfolg gekrönt. Wir sollten aber mal Hefe kaufen.

Bekennerschreiben

Prickly Bay nach achtern geschaut…

Prickly Bay/Grenada, 7.12.2017

Es gab mal eine schöne Kolumne in einem der großen, englischen Yachtmagazine, da durften Segler mehr oder weniger anonym ihre kleinen Sünden schildern, betitelt „The Confessional“. Der Bekenner. All die peinlichen Hafenmanöver, die kleinen Fehler mit den großen Folgen. Immer sehr amüsant zu lesen. Und „amüsant“, das können wir auch!

Zum Beispiel… der Dinghymotor. Siehe letzter Blogbeitrag. Die Geschichte entspann sich ja gegen Feierabend, als das Tageslicht schon der Dämmerung wich. Die Schipperin macht ein langes Ärmchen und checkt alles, was geht, Benzinhahn, Chokehebel… pliert auch in die Tanköffnung: o.k., es schwappt. Während unserer Stottertour zum Strand legt der Eigner sich dann schon mal eine Meckertirade für den Außenbordmechaniker zurecht, denn morgen, ja morgen präsentieren wir ihm den invaliden Patienten. Von wegen „kerngesund“! In der Frühe ist es so weit, es hat sich nichts geändert. „Sag‘ mal, es hat zwar geschwappt…“  Wir sind uns einig: „… ja,. ich habe es auch gesehen, Benzin ist drin!“  Aber man kann ja mal vorsichtig die Motorhaube abnehmen. Stimmt. Ausreichend Benzin ist da. Wenn die beiden Fahrgäste auf einer Seite des Dinghys sitzen und der mickrige Kraftstoffrest an einer Stelle zusammenläuft.  Wie wunderschön peinlich wäre der geplante Auftritt geraten. Jihaa!

Am Montag dann Ausklariertag. Immigration zuerst – wir blicken sogleich ins ernste Gesicht „unserer“ Dienstverweigerin in Scarborough (Zitat: „you are causing me unnecessary work!“). Ha, sagt sie, die Leute, die im Juni ohne Sign-out losgefahren sind. Also gibt es ein bisschen Geschwätz mehr hinter den Glasscheiben, aber man lässt uns schließlch in Frieden ziehen. Unsere 6 Monate sind um, wahrscheinlich ist man froh, uns loszuwerden.  Dann Zoll. Easy. „Wann wollt Ihr fahren?!“ Morgen um 6, first light, first thing. Nee, dann müsst Ihr um 05:30 wiederkommen. Ach ja? Dann fahren wir halt jetzt! Bumm, Stempel, Abfahrt 16:00.
Es wird dann doch der Dienstag um 8, aber das muss der Zoll ja nicht wissen; dagegen darf der Leser wissen, dass solch eine Übertretung der Schipperin nie recht ist, und sie daher zur Frühstückszeit, während der Eigner noch ausgiebig eZeitung liest, ostentativ Abreisevorbereitungen trifft. Szenen einer Bootsehe. Aber dann flutschen wir bald durch die Monopassage und biegen nach Osten ab: das Seegebiet nördlich von Trinidad ist wegen der Nähe zu Venezuela ein bisschen, nun ja: unsicher? Lustige Fischersleut, die in der Gegend um die Hibiscus- und Poinsettia-Gasfelder nach Tunfisch Ausschau halten, gucken auch gern mal nach weißen Segeln am Horizont, und ändern darauf spontan ihre Fangpläne. Elektronik, Cash, da schwimmt eben doch einiges von Wert auf dem Wasser. Die letzten erfolgreichen Ereignisse dieser Art liegen zwar 2 Jahre zurück, aber weitere Versuche hat es wohl gegeben – mittlerweile schienen auch Trinis die prima Idee kopiert zu haben! -, also: Vorsicht. Als Maßnahme bieten sich an: einen weiten Bogen Richtung Tobago schlagen (was heißt, gegen den Wind zu segeln), vorzugsweise bei unsichtigem Wetter oder nachts unbeleuchtet zu fahren, Radar haben die Jungs in ihren schnellen, übermotorisierten Kisten nämlich nicht. Meine Methode der Wahl. Unsichtig war es am Dienstagmorgen nicht gerade und Nacht schon gar nicht, denn der Eigner vertritt mehr den Standpunkt: „… ach, ich sehe lieber, wenn da jemand kommt!“ So schleichen wir unter der Nordküste von Trinidad entlang, der Wind schwach, es läuft auf Motoren hinaus. Wir buchen es unter „Wassermacherfahrt“, zu irgendetwas muss das Gerappel gut sein. In der Bucht von Las Cuevas machen wir Mittagspause, das sind ungefähr 25 Meilen nach Osten, von hier können wir hart am Wind noch leicht nord-nordöstlich kurven, um einen „ungefährlichen“ Wegpunkt 12 Meilen östlich der bösen Buben anzusteuern.  Schön, den Anker fallen zu lassen, im freien Wasser ein Mittagssüppchen zu bereiten und ein bisschen vorzuschlafen, denn mein Taktikpart steht nun an: unbeleuchtet in der Nacht fahren. So gut es geht – bei Vollmond. Um 21 Uhr geht es los, es ist ausreichend Schiffsverkehr, was ein sicher trügerisches Sicherheitsgefühl erzeugt, aber im Endeffekt… wir sind zeitlich und räumlich ziemlich weit weg vom Hotspot. Trotzdem glotzt man sich die Augen aus. Die zweite Wache ist meine, alles prima. Als wir den Wegpunkt erreicht haben, und ich den Kurs direkt auf Grenada wechsele, weicht die Spannung, ich merk’s. Was für ein hirnverbrannter Blödsinn – mit der weichenden Spannung merke ich, wie der Magen weich wird. Oh nein, der will die Kürbissuppe loswerden, na so was. Ich habe noch nie gern gegenan gebolzt, so auch hier, aber dieser Fall von Seekrankheit ist voll „psycho“. Nachdem die Suppe raus ist, und der Eigner mich freundlicherweise eine Stunde früher ablöst, ist alles wieder gut.  Wie sagt ein trini-ansässiger Segler?  „Ich bin da hundertmal gefahren –  noch nie was passiert!“. Und dafür opfere ich die schöne Suppe.

Am späten Vormittag kommen die Berge von Grenada in Sicht, und… uff. Was ist das denn? Hunderte von Masten. in der Prickly Bay, in der Hartmann’s Bay, und hinter Hog Island kann man Clarks Court ahnen. Nee, ne?  Wir gucken uns an. Gleich weiter nach St. Georges? Ach, lass‘ uns mal gucken – und siehe da, nach dem ersten Schreck finden wir ein Plätzchen, um den Anker fallen zu lassen. Letzte Reihe, wenn man zum Heck rausguckt, schaut es sogar einsam aus. Und für „Show“ ist gesorgt, denn links neben uns liegt ein Amerikaner, der für sein Dinghy einen elektrischen Lift benutzt – er fährt drüber, Knöpfchen gedrückt und schon entschwindet

Nach vorn sieht’s schon voller aus!

das Dinghy  samt seiner huldvoll winkenden Besatzung nach oben. Der Eigner, seit vorgestern der Altersgruppe der 72-jährigen angehörig, ist begeistert: „… ein Treppenlift zur See!“ Gibt es dann zum nächsten Geburtstag. Ach, übrigens… man kann es hier aushalten. Der Fülle-Schock hat sich schon gelegt.

Mittendrin

Ramform Hyperion. Von vorn…

Chaguaramas, 30.11.2017

Feiertag in Deutschland: Eske und Anna haben Geburtstag! Viele, herzliche Glückwünsche!

Hier ist eher

… und von der Seite

Feierabend, am 6.12. müssen wir raus. Ob wir das Check-out bis morgen, Freitag, schaffen? Mir schwant eher der Montag … aber dann muss es wirklich sein. Puuh.
In jedem Fall liegen wir mittendrin, seit Montag. Mittendrin im Wasser. Mittendrin im Mooringfeld vor Power Boats. Mittendrin im Berufsschifffahrtsleben, als da sind: die üblichen Verdächtigen, Fischer, Lotsen, Schubser, Ölplattformversorger, und als direkter Nachbar „Ramform Hyperion“ aus Nassau, quasi ein Norweger im Exil. Der Betreiber PGS (Petroleum Geo Services aus Oslo) ist der weltgrößte Anbieter für marine Seismikforschung und erwähnenswert deswegen, weil wir nun endlich wissen, mit wem/was wir es zu tun hatten, als uns auf der Fahrt hierher vor Guyana der Funk ausfiel. Mit irgendeinem seismologischen Forschungsschiff, hatten wir gedacht. Irgendein Schiff? HYPERION ist ein Monstrum, so breit wie lang und trägt am Heck 16 Rollen. Jede dieser Rollen kann einen „Streamer“ von 8 Meilen Länge ausfahren, von denen jeder wiederum mit Tausenden Hydrophonen besetzt ist. 12 Quadratkilometer Fläche deckt Hyperion im Forschungseinsatz ab – und als das Schiff eben ablegte, ging uns endlich auf, warum es so quälend lang dauerte, bis wir in jener Nacht die Kurslinie unseres Angstgegners gekreuzt hatten: das Ding ist einfach endlos breit.
Dann mal gute Reise und gutes Meeresbodenschnüffeln, Hyperion!  Jetzt liegt „Nor da Vinci“ am Kai. Unspektakulär, ein ganz normaler Oilriggversorger mit Riesen-Helikopterlanderplattforn – wir können den Mund wieder zuklappen und zum Alltag zurückkehren.

Der Alltag gestaltet sich etwas zäh, wir verdaddeln, wie man der Einleitung entnehmen kann, erfolgreich die Zeit, und sei es nur, dass wir gestern abend auf dem Weg mit dem Dinghy zum Feierabendbier tuckern wollten. Der kleine Mercurymotor mal wieder. Während der Eigner noch die Backskiste seegerecht staut, reiße ich mir den Arm am Motörchen lahm. Nüschte. Auch nicht mit Startpilotspray (man wird ja wohl mal nach 5 Monaten vergessen dürfen, dass man den Benzinhahn öffnen muss?!). Aber auch mit offenem Benzinhahn tut sich wenig, mein Ärmchen ist schon lahm, der zu Hilfe gerufene Chef schafft es dann natürlich. Mittlerweile ist es dunkel, noch schnell duschen (ich nutze die Gelegenheit für ein erstes Bad im etwas mediokren Wasser von Chaguaramas und wische die Spuren einer Ölattacke vom ersten Tag weg… Als wir bierfein sind, Motor an, Motor…. bööööoooo. Aus. Motor an, Motor läuft, wir sind eine Bootslänge von AKKA weg – zack, aus. Ein treibender Leinenrest im Propeller. Fummel, fummel (da muss man aufpassen, dass einen die wildgwordenen Fischer nicht über den Haufen fahren, also fuchtele ich mit der mickrigen Taschenlampe). Leine klariert, Motor an… an? Eher aus. Immer für 20 Sekunden läuft das kleine Teil, aber auch so kommt man dann schließlich zum Ziel. Um die Prozedur für die Zukunft zufriedenstellender zu gestalten, geht’s heute nochmals zum Outboardservice. Ein eigenes Forschungsprojekt würde uns zeitlich zurückwerfen.  Bleibt die Hoffnung, dass der große Motoer es dann auch tut.
Zu tun ist ausreichend, um AKKA wieder seegängig zu machen, und viele Sachen dauern einfach.  Schon unser Zuwassertermin wurde durch eine nette, unverhergesehene Maßnahme verschoben. Hier kommt die zugehörige Slapsticknummer! Letzten Donnerstag: Fallen wieder einscheren, gegen Sonnenuntergang „noch schnell“ die letzte. Die bleibt natürlich wie es sich (nicht) gehört, irgendwo stecken, oder: nicht irgendwo, sondern die Verbindung zwischen Pilotleine und dem eigentlichen Fall bleibt am Eintritt ins Masttopp hängen, 15.5 m über mir. Nachtpause wegen Lichtmangels. Am nächsten Morgen kriege ich das Ding mit etwas Zug wieder runter – einfach mal die Verbindung schlanker gestalten?! Ich nähe die Enden zusammen, neuer Versuch. Nix da, es bleibt wieder stecken, und dieses Mal… die genähte Vebindung reißt (ja,  die sparsame Hausfrau hat das uralte Segelgarn bemüht!). Das wünscht man sich so recht von Herzen, denn nun haben wir keine Pilotleine mehr im Mast, das Fall fällt außen runter, die Pilotleine innen und liegt dumm am Mastfuß. Ich hatte Andreas schon am Vortag zweimal bis zum oberen Spreader gewinscht, weil sich in den 5 Monaten Liegezeit die Pilotleinen mit einem austretenden Kabelrest verwoben hatten; nun also ein weiteres Mal, bis ganz oben. Die vergleichsweise Bewegungsarmut der letzten Zeit macht sich bemerkbar, mühsam kurbelt das Eichhörnchen/die Schipperin unter dem Applaus von Michael, dem Travelliftfahrer und ätzenden Kommentaren von Passanten ( „… der ist ja immer noch da oben!“.  „… nicht immer noch, schon wieder!“), aber das übt! Die frische Pilotleine haben wir mit Bleiband beschwert. Alles prima. Runter mit der Eigner. Führungsrolle am Mastfuß ausgebaut, neue Pilotleine angeln – ei, wo ist sie denn?  Hier unten ist nichts. Mal versuchsweise an der neuen Leine gewackelt, da kommt sie auch schon von oben, allerdings außen. Mittagspause, besser ist das, für die Kräfte und das Gemüt! Das Bleibandgewicht wird verstärkt und – auf eine Neues, kurbeln, fummeln, fädeln. Bis das Fall dann endlich  geschoren war, konnten wir die Kaffeepause einläuten. So oder ähnlich, lieber Leser, geht die Zeit dahin. Ein erfreuliches Nebenprodukt hatten die Mastfahrten: der Eigner kommt herunter und sagt: „… das neue Sonnensegel sieht wirklich toll aus!“ Große Freude. Nachsatz: „… nur vorn an der Backbordseite eine kleine Falte!“ Freude ganz leicht minimiert. Wir arbeiten dran.

Aber immerhin – AKKA schwimmt. Mittendrin.

Woohooo!

… bisschen länger her, die Champ-Zeiten!

Chaguaramas, 26.11.2017

Keine Zeit, keine Zeit. Wir stehen immer noch an Land – aber morgen haben wir einen Splash-Termin um 11:00

Silver Stars! Lady am Bass…

Der Abschied von Trinidad hat begonnen – gestern gab es ein Abschiedsgeschenk und heute taube Ohren. Das Geschenk an mich hieß „Panyard“, Steelband mal wieder ganz nah, eine „liming“-Veranstaltung. Liming ist alles, wozu man ein Bier/einen Punsch in der Hand hält und sich unter eine Palme legt, oder in diesem Fall um eine Steelband versammelt, um mit den Hüften zu wackeln, und so gab es gestern auf dem Panyard der Starlifts was auf die Ohren. Die Wettbewerbssaison geht los, darum gibt es jetzt öfter mal Probierkonzerte – nichts Eintrittspflichtiges, sondern nur so zum Üben, und doch hochkarätig besetzt, denn für mich gab es ein Wiedersehen mit den Silver Stars, den Panorama-Gewinnern von 2009. Sehr klasse!  Samstagabendvergnügen für alle, Zuschauer/-hörer, Spieler, und für uns.

Später ein paar Alltagsgeschichten mehr!

AKKA und das Blogabo

Chaguaramas, 8.11.2017

Zum Blogjubiläum – das Ding existiert jetzt 10 Jahre und 10 Monate! – gibt es ein Geschenk: der interessierte Leser kann seit gestern in der Seitenspalte eine Mailadresse hinterlassen und bekommt dann automatisch eine Nachricht, wenn wir einen neuen Beitrag veröffentlicht haben. Dieser Blogeintrag ist der Versuchsballon und ich bin, wie sollte es anders sein, das -kaninchen…

Weil es bei uns nur noch tröpfelweise „bloggt“, dachte ich mir, das könnte angenehm sein.  Zum Verfahren:
wenn man seine Adresse hinterlassen hat, gibt es einen einmaligen Bestätigungsvorgang über WordPress und es kommt eine „Willkommensmeldung“. Nichts Gefährliches.

Und nun los. Test – Test – Test!
Es funktioniert!

 

 

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*Übrigens: für solche Gelegenheiten haben wir verschiedene Mailkonten bei freemail-Anbietern (GMX, Yahoo Neuseeland etc.), so dass nicht jeglicher Müll, also zum Beispiel unserer, auf Eurer Hauptanschrift landet.

Das neue Schiff…

Da liegt er…

Chaguaramas, 4.11.2017

… da liegt er, der Eigner. Ich bitte das unscharfe Bild zu entschuldigen, und ich hoffe, dass sich noch Gelegenheit ergibt, den Herrn schärfer abzubilden – hoffentlich nicht allzu viele Gelegenheiten, aber ich fand das zugehörige Zitat des Tages doch erwähnenswert:

„Das nächste Schiff hat einen begehbaren Motorraum und eine Installation, die man bequem im Sitzen warten kann!“  Man sollte hinzufügen, dass wir das Thema schon vor zwei Tagen hatten, da bezog es sich aber auf meine Vorkammer, die so genannte „Kammer des Schreckens“. Ein neues Schiff – das würde bedeuten, dass ich eine NÄHKAMMER bekäme. Wenn das nichts ist. Andere denken in unserem Alter an kleinere Schiffe, an Wohnmobile, an Gartenlauben. Wir denken an wenigstens 4 Fuß mehr. Oder 6?  Downsizing wird aus unserer Sicht überbewertet… also vielleicht doch über 50 Fuß?

Nein, wir sind noch nicht fertig. Mit, wie man an diesem Posting ablesen kann, den Nerven schon, aber nicht mit der AKKA, und nee, wir denken nicht (ernsthaft) an ein neues Schiff. Schon weil dann noch mehr Chaos zu erwarten.wäre.
Ich sitze noch immer auf dem Vorschiff und nähe bröckchenweise an den Sonnensegeln (mit immer neuen Unterbrechungsausreden wie Regen, Kochen, Surfen), und der Eigner… der gibt den Torsionskünstler. Hier bei den Begleitarbeiten zum Auswechseln des Grauwassertanks für die Dusche. Schon lange leck, schon lange ein Ärgernis, kurz: ein schon lange vor uns her geschobenes Projekt. Die Bilge ist tief. Und eng. Man wünscht sich Captain Frodo  herbei.
Was wieder zu wunderbaren Erinnerungen führt – ach, war das schee, ein Abend mit „La Soirée/La Clique“ in Sydney. Können wir hier nur von träumen.
Unser Traumziel heißt aber zunächst mal: Wasserung. Bald (bitte!)

Wohnen an Bord

Chaguaramas, 29.10.2017

…so geit dat nicht. Nicht ein einziger Blogbeitrag im ganzen Oktober.
Gleich vorweg: zu berichten gibt es nix, wer will, darf gleich weiterbrowsen. Danke übrigens nach Österreich für nette Komplimente und den kleinen Tritt. Eine Facebookfreundin hat mich heute in die neue Facebookgruppe „Wohnen an Bord“ eingeladen – sie hat den Nagel auf den Kopf getroffen. Schlimmer noch: sie hat mich einfach der Gruppe hinzugefügt, zwangs-eingemeindet (ja, liebe nicht-Facebookler, das geht!). Aber erstens „wohne“ ich ungern, „Schöner Wohnen“ war nie mein Magazin, und zweitens… wir hausen eher. Mein Befreiungsschlag folgte auf dem Fuße. „Leave group“, schleunigst.

4 Monate „on the hard“, wie man so sagt, 4 Monate Leben am Zaun, tagsüber mit gemäßigtem Verkehr, nächtens ruhig, wenn denn nicht gerade ein paar wild gewordene Coast Guard-Jungs (ich lasse die Mädels außen vor, die machen so was nicht!) ihren neu erworbenen Auspuff testen oder ein kleines Motorradrennen austragen müssen. Der Lärm der Papageien ist sonnenuntergangsgesteuert und bezieht sich auf die Verteilung der besten Schlafplätze. Meinetwegen könnten die gern den Part der Motorsportler vorm Zaun übernehmen – ich finde das Gekreische anhaltend putzig. Leider sind die Brüllaffen derzeit im Urlaub oder unbekannt verzogen, wir müssten mal suchen gehen.
Wohnen an Bord. Chaguaramas ist für uns bei allem Dreck und Lärm ein ganz angenehmer Ort für einen solch langen Aufenthalt: das Notwendigste für Schiff und Haushalt kriegt man hier am Platz, wenn nicht, schwingt man sich aufs Maxi-Taxi und fährt 20 Minuten nach Glencoe oder in die West Mall. Da gibt es dann hoffentlich auch bald wieder –  nein, nicht Rogga! – FINN CRISP-Knäcke. Wobei das mit dem Verkehr so eine Sache ist, man muss schon ein bisschen taktieren – will man frühzeitig in die Stadt, sollte man das gegen 7 versuchen, danach baut sich der Berufsverkehr auf, und der hat Großstadtausmaße und auch ein bisschen südamerikanisches Chaos, gepaart mit mäßiger – außerhalb der Stadt 2-spuriger – Infrastruktur, aber irgendwie geht’s. Was jeden Nachmittag den kleinen Ort Carenage in Richtung Stadt so verstopft, das weiß der Geier, aber immerhin fährt man in dem Fall, so man eines der wilden Taxis genommen hat, abenteuerliche Schleifen durch die Wohngebiete abseits. Von denen manche, wie wir kürzlich sahen, von Kurierdiensten aus Sicherheitsgründen nicht angefahren werden. Ui, ui ui – bislang war’s aber immer ganz witzig. Wo hält man schon mal an, um dem stressgeplagten Taxifahrer (Mann! Deine Kopfschmerzen kommen von der abartig lauten Reggaemusik in Deiner Karre!) eine Zigarettenpause zu gönnen, die Zigarette aus dem Einzelverkauf (I think, today I buy 2!). Trinidad ist zwar das reichste der karibischen Inselländer, aber die Kluft zwischen Arm und Reich ist definitiv groß. Auch sonst ist nicht immer alles so ganz astrein.

Das schmerzt…

Wir hatten nämlich gerade eine Ölpest in der Bucht, plötzlich ist AKKA umzingelt von anderen Yachten mit eleganten, wellenförmigen Bauchbinden in schwarzbraun, leider teilweise Boote, die soeben erst geschniegelt ins Wasser gelassen worden waren, die Karibiksaison beginnt. Letzten Samstag gab es – auf Facebook, wo sonst ist der Segler vernetzt? – die Frage, wer oder was in der Bucht so nach Kraftstoff stinkt. Wieder mal ein nachlässiger Schiffer, der mit Diesel plumpert? Das gibt es durchaus öfter mal…  aber nicht lange, bis auch die Leute aus der benachbarten Bucht klagten: Rohöl, fieses, dickes Rohöl schwappt durch die Gegend. Bis heute ist nicht sicher, wer oder was das war. Zwei Schiffe hatte man im Auge, aber der Wille zur Aufklärung ist schwach. Geschäfte? Kehren wir es unter den (Öl)Teppich. Die Boatyards hier tun, was sie können, um den wirtschaftlichen Schaden gering zu halten: Segler werden kostenfrei aus dem Wasser gehoben, man leiert der Regierung Entfettungsmittel aus den Rippen und lässt die Schiffe reinigen. Wovon die Natur natürlich wenig hat.

… Dominicaaaa!

Die Wogen um die an Hurrikans haben sich leicht geglättet – wir haben einen kleinen Segler mit Hilfsgütern für Dominica beladen, die auch heile in Portsmouth ankamen und mit viel Begeisterung entgegengenommen wurden. Entgegen allen Beteuerungen von Freund Donnie („we got a 10 out of 10  for our relief efforts in Puerto Rico!“) ist die Lage in Puerto Rico nach wie vor bescheiden. Eine Freundin, die – samt Boot – zunächst Irma und dann Maria in

Ein Haufen Zeug für Dominica

Salinas unbeschadet überstanden hat, meldet sich nach 4 (vier!) Wochen, weil es nach wie vor keinen Strom, kein Wasser, kaum Telefonnetz gibt. Don’t forget Puerto Rico…
Musikalisch machen mir die „Artists for Puerto Rico“ Lust auf einen Besuch. Ich hatte die Insel eigentlich mehr amerikanisch-industrialisert gesehen, aber in dieser Situation scheint sie mir sehr sympathisch „latino“ (drum tröpfelt ja die Hilfe auch nur, Dummbätze…). Vielleicht kann sich ja AKKA mit ihrem Wassermacher in irgendeiner Bucht für ein paar Tage einnisten und ein bisschen was tun? Oder auf dem Weg dorthin. Dominica, St. Martin, BVIs… Irmas und Marias Hinterlassenschaften werden uns begleiten.
Jedenfalls wäre es nicht schlecht, wenn wir langsam fertig würden. 10 Tage noch? Unsere US-Visa waren ein Klacks – viel Lärm um wenig Mühen, die man meistenteils online aufwenden muss; der Interviewtermin bei der Botschaft in Port of Spain jedenfalls war keinen Lärm wert: Fingerabdrücke abgeben, kurz die Beweggründe für eine Dauervisum schildern, das war’s. Der Strom der notwendigen Ersatzteile wird auch dünner – die Fuchs-Familie hat via Berlin ihren Teil beigesteuert, vielen Dank! Zweimal haben uns deutsche Firmen lustige Pakete über UPS geschickt – lustig, weil UPS Trinidad an „yachts in transit“ nicht direkt ausliefert. Dann kommt es, dass die Schipperin den Bus in die Stadt nimmt (knappe Stunde), um dort den Bus aus der Stadt zu nehmen (knappe Stunde zum Zoll am Flughafen Piarco), und dort muss sie sich Frage stellen: „… was machen Sie denn hier? UPS sollte das nach Chaguaramas liefern!“. Na gut, sie geben einem nach etwas Hin und Her das Päckchen mit der Dieselpumpe trotzdem, und dazu 2 Stunden Zeit, um Chaguaramas wieder zu erreichen und mit dem ausgelieferten Päckchen beim hiesigen Zoll vorstellig zu werden. Kennen wir schon von 2009 vorzugsweise mit Postpaketsendungen, und es hat sich nicht geändert, nur, dass die 2 Stunden mit Öffis nicht ganz reichen. Beim zweiten Paket – Übung macht die Meisterin – haben sie schon nicht mehr gefragt, als sie meiner ansichtig wurden, es war auch kein Ganztagesausflug mehr, und ich konnte die Vorführfrist auf 3 Stunden erweitern. Nur, dass jemand mit dem Bus kommt…  ts, ts, ts.  Komische Typen, diese Yachties!

Kaum zu unterscheiden -alt und neu

Das letzte Päckchen war der Abgasbogen, den es bei Baguhn in Hamburg noch am Lager gibt, hurrah. Eigentlich eine „man weiß ja nie“-Bestellung, schließlich hatte man den Eigner schon bei Abreise aus Arnis gewarnt, dass Motorersatzteile nicht mehr lange verfügbar sein könnten. Das ist das grüne Ding aus dem vorletzten Blogbeitrag, liebevoll vom Eigner mit Farbe auf „wie neu“ gepinselt, was auf das o.a. Stichwort „dünner werden“ zurückführt. Nachdem der neue angekommen war, traut sich der Bordtechniker endlich, den alten Abgasbogen  mal mit einem wirklich scharfen Blick zu bedenken, und auch mit einem Schraubendreher anzuklopfen. Was für eine lustige Überraschung – was Schlauchschellen und Farbschichten alles so zusammenhalten können! Toll!

… Freilufttheater. Bitte ohne Regen

Noch was? Neue Solarpanele haben wir an der Reling. Wir suchen immer noch nach dem Zufluss von Deckswasser an den Püttings entlang ins Schapp für DVDs und Sachbücher. Spannend. Die neuen Sonnensegel sind im Bau – mit den ebenfalls montierten Batterien kam endlich der Stoff. Und die Erkenntnis, dass die Schifferin nicht den Neubau des Besandecksegels eingerechnet hatte – das Gute daran ist, dass wir, um das Stoffdefizit zu decken,  eZone für uns entdeckt haben: wir haben jetzt eine Lieferadresse in Miami (wahlweise auch in Kanada und London!), die uns karibikweit alles schickt, was wir brauchen, und das auch noch hurtig und preisgünstig: die Stoffnachlieferung aus den USA war innerhalb 4 Tagen bei uns. Ohne Umweg über den Flughafen – eine wirkliche Empfehlung für alle Karibiksegler.

Hi there! My name is Ganesh!

Mein Freund Hanuman!

Ach ja. Next stop: India!  Wir haben das Divalifest besucht – an einem äußerst regnerischen traurigen Mittwoch, es herrschte wirklich katastrophales, erdrutschiges Wetter. Was „so là là “ begann, entwickelte sich  zu einem zu Herzen gehenden Lichterfest.

Divali in Chaguanas

Als die Dunkelheit sich über den Stadtteil Felicity legte und der Regen aufhörte, wurden kleine Öllämpchen auf die Mauern gestellt, auf die Innenhöfe, auf die Balkone. Eines. Zehn. Hunderte? Tausende! Sofern sie nicht schon durch LED-Lämpchen ersetzt wurde, nicht unbedingt der Feinstaubrate zuträgliche Beleuchtungsmethode (in Indischen Ballungsgebieten ist die Diskussion um Öllampen in vollem Schwunge!), aber schön und sehr ernst gemeint fröhlich . Als Zuschauer kriegen wir Süßigkeiten in die Hand gedrückt. „Happy Divali!“.
Der Tag an dem das Gute über das Böse siegt.
Es ist Licht am Ende des Bastel-Tunnels…

Happy Divali

Schokolade und Sonne

Chaguaramas, 25.9.2017

Hier ist die versprochene Fotogalerie vom Ausflug nach Santa Cruz.