Paramaribo, 28.12.2008
€¦ es zog sich ein bisschen, die Anreise nach Paramaribo/Suriname, auch wenn die Tide uns fleißig in den Surinam-Fluss hineindrückte – in der Nacht hatte der Wind abwechselnd Schnarch- und Hustenanfälle; Squalls zogen durch, ließen uns reffen und arbeiten, danach war wieder Sendepause, also ausreffen und nochmals arbeiten. In der Ansteuerung wieder dieses unangenehme „Flachwassergefühl“, obwohl es so schlimm wie in Kourou nicht ist. Und wenn einem gegen Hochwasserzeit dann richtige Seeschiffe entgegenkommen, Tiefgang 3 x so viel wie die AKKA, schämt man sich auch ein kleines bisschen dafür. Was die können… Aber diese Barren in den Flussmündungen – ich mag sie einfach nicht. Ich bin sehr gespannt, wie unser erster Pass in ein Atoll hinein ausfallen wird; nicht der Pass natürlich, sondern unsere Passage dort hindurch. Ui, ui,ui… Aber das hat ja noch ein bisschen Zeit.
Jetzt liegen wir vor dem schicken Torarica-Hotel in Paramaribo – Anni schreibt gerade, dass sie hier vor 10 Jahren noch mit Landleine und als wilkommene „Hotelgäste“ gelegen haben, so ist es nicht mehr! Man schleicht . angeblich, denn wir waren noch nicht an Land! – eher durch das Hotelgelände und versucht unentdeckt zu bleiben, denn das Hotel möchte einem gern 50 US$ pro Nacht abknöpfen, dann wäre man zwar mit allen Gastrechten ausgestattet (Sauna, Wäscherei, Pool…) aber das ist der kleinen Seglergemeinde hier durchweg zu viel. Uns auch. Erst waren wir nur mit zwei Holländern zusammen, der KAAT und der FEEKS, einer kleinen Schwester der AKKA, nämlich einer HR 312. Und seit heute Nachmittag haben sich noch die PETITE FLEUR und die PAMELA hinzugesellt, die wir beide zuletzt in Jacaré gesehen hatten und die gerade von einer längeren Fahrt den Commewijne-Fluss hinauf zurück sind. Es ballert schon ein bisschen silvesterlich – große Dinge werfen ihre Feuerwerkskörper voraus, sagt man: der Höhepunkt der „festive season“ in Surname naht. Es gibt wohl auch genug Chinesen, die solches Zeug unter’s Volk bringen. Die Chinesen Surinams sind übrigens das Geheimnis hinter den vielen Chinesen in Französisch Guyana, nicht die Raumfahrt-Kooperation, wie ich vermutet hatte; das sagte man uns in Kourou, und mit diesen „Einwanderern“ dort, die alle via Surinam kommen, geht nicht immer alles mit rechten Dingen zu. Einschleusen nennt man das wohl; aber damit, wie auch mit dem Handel sind sie wirklich auffallend erfolgreich.
Vor den erwähnten Rückzug nach Domburg hat der liebe Gott allerdings noch die Einklarierung gesetzt, und die hat, so Len von der PRESENT „Champions League-Charakter“, auch das eine Neuerung gegenüber früher. Drei Tage straßauf, straßab sind wohl das Minimum. Hoffentlich verwirren wir uns nicht in den vielen Anweisungen – die örtlichen Behörden können einem nicht aus dem Schlamassel helfen, die wissen es nämlich auch nicht und schicken einen dann gern schon mal da hin, wo die „normalen Touristen“ abgefertigt werden. Aber das sind wir „leider“ nicht, und so nehmen wir uns den Len’schen Handzettel und arbeiten die Punkte gewissenhaft ab.
Morgen früh gehen wir also gestiefelt und gespornt an Land und machen uns ans Werk.VIELLEICHT schlagen wir ja den Rekord und schaffen es in 2,5 Tagen…
Eines noch: Eine besondere Freude waren die vielen, netten Mailgrüße, die wir auf unsere Weihnachtsrundmail hin bekommen haben. Wir haben hier ja oft warmen Regen, aber diese Art von warmem Regen tut besonders gut! Wir freuen uns hier wirklich des Lebens, das wir uns in dieser Form immer erträumt haben, aber es ist schön, festzustellen, dass so viele Leute Interesse an eben diesem Leben haben, dass sie uns nicht vergessen haben und Anteil nehmen. Vielen Dank! Und dann noch – eine Mail kam per Funk. Mit einem Bildchen, das tatsächlich ein bisschen Weihnachtsstimmung in die Bude zauberte – zwei wunderschöne Produkte meiner Schwester, nämlich Briefmappe und Kästchen, bezogen mit Seekarten von der Ostsee, auf einem Koblenzer Tisch, mit Kerzenengel und erzgebirgischem Holzbäumchen im Hintergrund. Es war unser einziger Anklang an die alten Weihnachtsrituale – aber es war trotz der „katastrophalen“ 49 kB (Ladezeit: 28 Minuten!) sehr nett anzuschauen.