Von Ha’apai nach Vava’u

Pangai, Lifuka/Tonga, 18.9.2011

Sie kommen! Sie kommen uns entgegen! Die anderen Segler meine ich, die, die jetzt schon nervös werden, weil man ja „bald“ nach Neuseeland aufbrechen muss. Und dann gucken sie ein bisschen komisch, wenn wir kundtun, dass wir heute abend nach Norden aufbrechen. Hier sind doch sage und schreibe 2 andere Schiffe… Anticyclisch segeln ist nicht schlecht.

In Pangai – Hauptort der Ha’apai-Gruppe – haben wir am Freitag einklariert, im Vielzweck-Behördenhäuschen, wo Finanzabteilung, Post und Zoll sich in die Räumlichkeiten teilen. Es geht recht traditionell zu, ta’ovala ist Beamtenpflicht, und Andreas macht, während wir warten, Scherzchen, dass der Raum, den diese um den Bauch gewickelte Bastmatte bietet, sehr praktisch zu nutzen sei: für die Vorablage, um Post zu sortieren oder für das Lunchpaket. Der Zöllner ist nett – wir haben ja eigentlich nix mit dem Zoll zu tun, wir müssen uns nur als Seefahrer zwischen den Inselgruppen melden und bzw. nach Vava’u auschecken – er fragt, ob wir denn auch schon Wale gesehen hätten. Na klar, und was für welche und wie viele! Ha, sagt er, in Vava’u werdet Ihr dafür BEZAHLEN müssen, und teilt einen Seitenhieb auf den dort (vor)herrschenden Tourismus aus. Wir bieten an, auf der Rückfahrt unseren Obulus zu entrichten – nach Stückzahl vielleicht? Wir könnten eine Strichliste führen?! Ach, nein, nur eine kleine Wal-Pauschale wäre ganz nett. Das alles ist im korrekten Tonga natürlich wirklich nur ein Scherz, aber vielleicht bringen wir beim nächsten Mal einen Kuchen mit. Süßes geht in Tonga bekanntlich immer.

Ha’apai – das war für uns „Paradies frei Haus“. Weitgehend jedenfalls – natürlich sind in Naturalien bezahlte Essenseinladungen kein „Geschenk“, und dass wir gleich zweimal in Uoleva im „Serenity Beaches“ zum Abendessen eingekehrt sind, schlägt auch zu Buche, aber es war eine willkommene Abwechslung, wenn einem so langsam die Frischwaren ausgehen. An einem Abend mussten ein paar Inselhühner dran glauben, und einmal war ein Wahoo an die Angel gegangen. Das Resort (6 Holzhäuschen im Palmenhain und ein großes offenes „Gemeinschaftsdach“ (Bar, Restaurant und Lounge) am Strand erinnerte uns ein bisschen an alte Zeiten in Ostafrika, wo man mit allen Gästen (hier: 12) zusammen am Tisch saß. Bei Petroleumlampenschein verzehren wir unser Essen und lassen uns die Wal-Abenteuer des Tages berichten. Elektrizität kommt nur aus Solarquellen, wie man auch mit Solarduschen, die tagsüber zum Aufwärmen am Strand ausliegen, auskommen muss, aber die luftigen Häuschen haben alles, was man braucht. Strand gibt es zu beiden Seiten der Insel, man kann stundenlang wandern, laufen, schnorcheln, paddeln – sicher eine Empfehlung für Leute, die diese Art von Schlicht-Luxus zu schätzen wissen. Und da Semi, der Chefin Partner, gut kochen kann, bleiben wir einen Tag länger als geplant – unsere Portion Einsamkeit hatten wir ja beim letzten Stopp in Uonukuhihifo genossen, und von Trubel kann man in Uoleva auch nicht gerade sprechen.

Auch hier, auf Lifuka, geht es gemächlich zu, aber immerhin hat es das Mariners Café zu einer Internetverbindung gebracht, tonganisch langsam, aber doch hoch willkommen, und so lassen wir uns mehr als bereitwillig ein Bier verkaufen und nehmen leckeres ‚ota ika zu uns. Im Mariners Café sind Greg und seine polnische Freundin „hängengeblieben“; während sie sich um die Gäste kümmert, schippert Greg mit seiner GWENDOLYN raus und zeigt Touristen die Wale.
Was die Versorgung auf Lifuka betrifft, bin ich den Mitseglern völlig auf den Leim gegangen, ich hatte über Funk gefragt, ob man vielleicht Zwiebeln oder Knoblauch kaufen könne (MAHUINI: „… also solche exotischen Sachen?! Weiß nich‘ …“) und Walter meinte mich wegen des Erwerbs von Eiern von Familie zu Familie schicken zu müssen. Alles weit gefehlt, es gibt mehrere kleine Shops, teils tonganisch, eher aber chinesisch geführt, und da kriegt man alles, was man (dringend) benötigt, sogar Taschenlampen in Ghettoblasterform. Wir haben nicht getestet, ob es sich nun um ein Radio oder eine Taschenlampe handelt oder gar um beides… Dass der Stapel neuseeländischer UHT-Schlagsahne, der im Regal steht („keep refrigerated at all times!“) im März abgelaufen ist, macht ja nix, ich hoffe da gibt es für uns vielleicht Nachschub in Neiafu/Vava’u. Also fahren wir gleich los. Schlagsahne kaufen. Walter sagt: „Lichter der Großstadt“. Lassen wir uns überraschen – 6.000 Einwohner und viele, viele Boote… Wir freuen uns schon auf die Rückreise. Mit vielen Stopps in Ha’apai.

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