Der Esel Hodi

Nummer 16, 30.9.2011

Richtig gelesen, Nummer 16. So ist das in der Vava’u-Gruppe. Man segelt von der 1 (Neiafu) über die 8 nach 16 und dann zur 30; an der 5 gibt es Internet und an der 11 einmal wöchentlich ein original tonganisches „Feast“ .
Ankerplätze sind hier der Einfachheit halber durchnummeriert, ursprünglich sicher für die Chartersegler von Moorings oder SunSail, eine gute Idee, um die Kommunikation zu vereinfachen, aber der Langfahrtsegler übernimmt so etwas gern, und so gereicht es Gay und Mike von der EXPEDITUS wirklich zur Ehre, dass sie sich bemühen, Kenutu, Lape, Nuapapu zu sagen. Wir bemühen uns auch, auch wenn man ab und zu, vom System korrumpiert, manchmal nachfragt: „… which number is that?!“ Nummernsegelei.

Wir liegen auch nicht wirklich an Nummer 16, sondern wollten uns heute früh von eben dort (Vaka’eitu) nach Kenutu verholen, kamen aber nur eine knappe Meile weit: “ …wenn der Wharram-Kat nicht mehr in der Nachbarbucht liegt, könnte man doch eigentlich zum Schnorcheln anhalten!?“ Gesagt, geankert, der Wharram-Kat liegt zwar noch hier, aber für 2 Schiffe ist allemal Platz, um nicht zu sagen: es sind Hunderte von Metern türkisschillerndes Wasser zwischen uns, und da das Ganze als Tagesankerplatz verzeichnet ist, kommt wohl auch kaum noch jemand her, um unsere Idylle zu stören – da sind die Chartersegler sehr brav, und die anderen scheint diese Klassifizierung zu schrecken. Wir liegen genau gesagt am Riff zwischen Vaka’eitu und Langito’o, es sind milde nördliche Winde vorhergesagt, also kann es uns nicht weiter auf’s Riff blasen und der Anker ist sowieso tief weggegraben. Ein Leguan wurde uns schon angekündigt, als der Kiwi vom Wharram-Kat vorhin vorbeipaddelte (WAS für ein schönes Kayak! ), es gibt Schildkröten und ein herrlich zu beschnorchelndes Riff mit meterlangen Borstenwürmern, in Seeanemonennestern sitzen Clownfische verschiedener Färbung und Art, 2 Schildkröten schnaufen ums Schiff und, und, und … Wirklich schön.

Will sagen: wir sind zufrieden. Nach Einsamkeit und Andersartigkeit in Ha’apai ist das hier alles etwas gewöhnungsbedürftig; von Rummel zu sprechen wäre zu viel gesagt, aber wir wollen nicht verhehlen, dass wir überlegen, vielleicht doch noch weiter nach Fiji zu segeln. Es ist schön, aber Vava’u gemahnt entfernt an San Blas oder die Antilleninseln, wo sich viele Boote in geringem Umkreis versammeln und das Morgen-Netz einem das Frühstück versüßt. Ich war schon mehrfach versucht, ins Mikrofon ein fröhliches: „Good morning, Trinidadians and fellow cruisers!“ zu schmettern, so sehr ähnelt der Ablauf dem Funknetz in Trinidad; und um die Ansprüche (einiger) Segler darzustellen: heute gab es ein äußerst ungnädiges Statement eines „Fellow Cruisers“ , der ins Mikrofon bellte, dass es in Nuku’alofa keinen Bootszubehörladen, ja, nicht mal ein Morgennetz gebe, buchstäblich NICHTS Organisiertes (ansteigende Tonlage!) für Segler. Ja, wie grässlich. Der Nabel der Welt, nämlich die Seglergemeinde, bleibt unbeachtet.

Aber da wir die Funke trotzdem eingeschaltet haben, gibt es auch immer Unterhaltung. Kanal 26 ist rund um Vava’u zu hören und bringt uns alles an Bord, was wir schon immer wissen wollten: wer heute in welcher Bucht ankert, wer wo einen Tisch für 8 bestellt oder einen Fisch gefangen hat (DAS wäre allerdings interessant für uns als potentielle Teilhaber am Anglerglück – Fisch zu kaufen ist fast unmöglich). All dieser Funkverkehr geschieht nicht zuletzt unter Angabe der jeweiligen Schiffsnamen, spätestens da gibt es was zu schmunzeln oder zu lästern. Als Verfechter einfach zu buchstabierender Namen haben wir oft eine rechte Freude, und manchmal ist auch etwas Gehirnschmalz vonnöten: die TO-Stützpunktleiter drückten uns eine Bootsvisitenkarte in die Hand, die sagt: CUL8R. „…wer ist das denn?! Kenne ich nicht!“. Es dauerte, bis wir die Verbindung zu „See You Later“ aus Österreich machen konnten, C-U l-eight-r für die, die so begriffsstutzig sind wie wir. Kürzel aus der modernen Mail- und Web-Kommunikation sind uns einfach fern. Ein Rätsel aus der Karibik hat uns dieser Tage wieder eingeholt: CHRISANDOVERDREAM – was dahinter steht, haben wir immer noch nicht herausgekriegt, aber schön lang ist der Name und zu buchstabieren bestimmt lustig. „Two-If-By-Sea“ ist auch ausreichend kompliziert (Tango-Whiskey-Oscar – new word – India-Foxtrott – new word … ), auch „Oneflewblue“ wird „can you spell the boat name“ sicher öfter hören. Songtitel werden gern genutzt („Comfortably Numb“ oder „Visions of Johanna“), andere Namen sind kürzer, aber Programm: „Cutter Chaos“ zum Beispiel. Und dann die ganzen Angel-Fans, die aus „real“ „reel“ machen, gerade ruft die „Reel Addiction“ .  Nicht zu vergessen: die Launigen: „Not So Interim“ war in der Karibik sehr nett, dieser Tage begegnet uns ständig „This Side Up“ – aus der Reihe der Packungsaufdrucke könnte ich mir gut „Best Before“ vorstellen, oder vielleicht speziell für die Tropensegelei „Cool Dry Place“ .
Aber manchmal wird es aus anglophonem Munde auch rein phonetisch sehr lustig: „Donkey Hodi, Donkey Hodi, Donkey Hodi“. Da ruft jemand nach dem Esel Hodi – alles klar. Bis man das Schiff sieht: DON QUIJOTE.

Schöne Grüße aus dem Seglerparadies!

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