Horta!

Akka und ihr Freund Pico

Horta/Azoren, 3.7.2022

Nach einer Woche auf Faial ist es wohl an der Zeit, sich mal kurz zu melden.   Schön finden wir es hier. Eine echte Urlaubsinsel – stramme Waden, Wanderstöcke und Segler, Segler, Segler. Mehr als wir dachten, die Hafenmauern sind mit 3er und 4er-Päckchen belegt.  Egal wo diese Segler herkommen, sie haben sicher ein bisschen mehr Blau- und Grünwasser hinter sich gebracht als die schlichten, wenn auch langen Transozeanstrecken auf der Barfußroute. Wir haben es ja zu kosten bekommen.

So richtige Jubelgefühle stellen sich am Freitagmorgen nicht ein, aber wir sind sehr froh, angekommen zu sein. Ein bisschen räumen, ein Getränk bei „Peter Café Sport“, ein langer Nachtschlaf. Am Sonnabend bemühen wir uns um Internetverbindung, und damit kommt der Tiefschlag von Floras aus Hawai’i: „Die Escape ist verunglückt! Meldet Euch bitte!“  Uns wird ganz kalt – was ist passiert? Mit Annelie und Volker haben wir in Bermuda Spaß gehabt, wir haben im Scherz vereinbart, dass wir für eine Panamakanalpassage gern als Linehandler einfliegen. Wir laufen gemeinsam aus Bermuda aus, wir nach Nordosten, Escapes in Richtung Kanada, Prince Edward Island ist ihr Ziel. Wir winken und funken hinterher. Das Leben hat allerdings manchmal schreckliche Wendungen in petto: bei extrem schlechtem Wetter im Golfstrom werden beide bei einem grauenhaften Unfall tödlich verletzt, die Abbergeaktion der US Coast Guard überleben beide nicht mehr. Das alles ist so unfassbar, dass wir wie betäubt sind.  Das schlechte Wetter ist das Tief, vor dessen Südostkante wir nach Osten ausgewichen sind – mittlerweile sind weitere Yachten hier eingelaufen und berichten Dramatisches zu den Seegangsbedingungen und zum Wind auch in Richtung Azoren. Unsere Gedanken gehen immer wieder zurück zu den beiden. Schrecklich, wirklich entsetzlich. Völlig unbegreiflich.

Basalt mit weißer Deko.

Und das Leben? Macht derweil „business as usual“. Wir schließen uns zögernd an; wir sind aber ohnehin ausreichend und nachhaltig kaputt. Wir traben durch eine kleine, portugiesische Stadt, Basaltpflaster mit cremefarbener Deko. Kirchen und Klöster aus dem 16. Jahrhundert. Das Leben ist vergleichweise preisgünstig – wir wundern uns manchmal, ob auf Rechnungen nicht irgendetwas vergessen wurde. 2 Milchkaffee mit einem Vanillepastetchen? 3,10 €. Undenkbar in den USA/Bahamas/Bermuda (in genau dieser Reihenfolge steigen die Preise).  Wie schön es hier ist, das lernen wir gerade neu zu schätzen. Morgens früh häufig nebelig-nieselig, am Nachmittag klart es auf und mit Glück schaut der Pico, seines Zeichens Vulkan auf der gleichnamigen Nachbarinsel, durch die Wolken. So wie im Bild unten. Wir haben nämlich unsere letzte Hafenmauer-Marke hinterlassen, hier noch in der Vorschau. Der Eigner bringt gerade die letzten feinen Striche an. Die erste war 2007 in Porto Santo – eine Akka, die gerade abhebt und keck über die Schulter schaut. Wie Ihr seht, landet sie jetzt. 15 wunderschöne Jahre später. Wir sind wirklich dankbar, dass uns das so beschieden war.

Das Akka-Gemälde und der Pico