… der letzte Eintrag war per Mail und mit Bild, das heißt mit deaktiviertem WP-Cron. Funktioniert es denn auch mit aktiviertem Cron-Job?
Nachtrag: ja, tut es aber es dauerte ewig! Ohne Bild, natürlich…
… der letzte Eintrag war per Mail und mit Bild, das heißt mit deaktiviertem WP-Cron. Funktioniert es denn auch mit aktiviertem Cron-Job?
Nachtrag: ja, tut es aber es dauerte ewig! Ohne Bild, natürlich…
… auch wenn ich mal vorsichtig in den Positionsreport geschrieben habe, dass wir uns langsam vorbereiten, nach Norden abzureisen. Aber da muss erst noch das Postpäckchen von Traudl aus Sao Paulo angekommen sein, oder wo immer das herkommen wird, und wir müssen „fertig“ sein. Und das kann bekanntlich dauern.
Aber es stimmt schon – wir werden langsam zappelig, die AKKA auch, die Reihen am Steg lichten sich zusehends. Gestern früh um 5 fuhr unser Nachbar los, der vor ein paar Wochen den Platz der IMAGINE eingenommen hatte. Mit 82 Fuß nicht ganz doppelt so groß wie die AKKA, und die fühlt sich jetzt ganz nackt an der Steuerbordseite. Schönes Ablegemanöver übrigens; völlig cool trotz hakendem Anker. Da haben wir hier schon ganz andere Kunststücke gesehen, das ist nämlich eine Spezialität hier: Du liegst innen am Steg, guckst über die Reling und sagst: „… kein Tidenstrom mehr. Leinen los!“ und so schnell wie Du dann auf der gegenüberliegenden Seite auf den anderen Schiffen hängst, kannst Du gar nicht gucken. Wir werden definitiv Stillwasser abpassen, dieses Schauspiel samt der Kollateralaktionen und -schäden ist vermeidbar. PRESENT macht sich auch langsam auf den Weg nach Suriname, und so muss ich vorher noch versuchen möglichst viel Computer- und Funkwissen herüberzusaugen. Glücklicherweise läuft wenigstens nach dem Ausfall meines Laptops der alte „neue Rechner “ mit Airmail, also kriege ich Wetter unterwegs und kann schöne nächtliche Mails mit den Lieben austauschen.
Ansonsten ist es heiß und wir basteln – Steuersäule neu streichen, Ankerkette mal wieder säubern und prüfen, Vorschiffs-Sonnensegel konzipieren und das große Sonnensegel optimieren; nur 3 kleine Scheuerstellen hat es gegeben – es steht doch immerhin seit 6 Monaten ununterbrochen, auch in unserer Abwesenheit; ich bin stolz auf mich als Näherin und auf das geballte Gehirnschmalz von uns beiden, das zu dieser Konstruktion geführt hat. Dafür muss ich was anderes reparieren… Ich zeig es mal im Bild – auch dieses 6 Monate unter der Saling. Der Stoff vom „Kilo San Bernardo“ in Las Palmas, wo ich Stoffe in allen Farben für viele selbst zu fertigende Gastlandflaggen rund um die Welt gekauft hatte, ist so einem langen Zeitraum unter tropischer Sonne einfach nicht gewachsen.
Übrigens gibt es keine Smilies 😉 mehr – mein Mann, der Eigner, meckert berechtigterweise, dass ich meine Pointen nicht mit einem Karnevalstusch begleiten müsse. Mal gucken!
Bisschen anders sieht der Blog ja nun aus, aber nur ein kleines bisschen. Freund Wolfgang hat sich gestern und heute die Mühe gemacht, den Spam-Verursacher im Quelltext dingfest zu machen, und diesen ins Jenseits verbannt und dabei gleich die Gelegenheit genutzt, den Blog auf eine neue WordPress-Version zu hieven. Will sagen: alle 150 Beiträge fein rüberkopiert und die allermeisten Umlaute schon wieder in lesbare Formate gebracht. Der Rest liegt nun an mir, und da will ich ja dann auch fleißig sein.
Allerdings wird uns das nicht ganz so leicht fallen, weil leider nur noch ein Rechner zur Verfügung steht, also müssen wir die Nutzung generalstabsmäßig planen. Jetzt, 00:07 am Morgen, ist die Zeit gut für mich. Ach, der Rechner – zunächst war ich ja noch hoffnungsfroh, dass ich die alte externe Festplatte zur neuen internen umwidmen kann, hatte eine Einkaufstour gemacht um eine neue externe zu holen, hatte mich dabei auch schon weitgehend über das weitere Vorgehen schlau gemacht (soweit das überhaupt möglich ist) und mich froh ans Werk gemacht. Dieses Werk endete dann heute in einer Erkundungsexpedition in Sachen „neuer Rechner“ im Maneira-Shoppingcenter; das mögen wir beide sehr gern besuchen, weil es dort zum Schluss immer ein rituelles Sushi-Essen für kleines Geld gibt… Kurz: der Rechner scheint kaum zu retten, denn nicht nur die Festplatte, nee, auch das CD-Laufwerk tut es nicht mehr; glücklicherweise gibt es ja SKype, und Wolfgang war passenderweise online, um mir beim rätseln zu helfen. Ein bisschen kannte ich die Macke ja schon, aber nun ist dieses Laufwerk die einzige verbliebene Chance, den Rechner mal wieder ans Laufen zu kriegen. Es sei denn, ich schaffe noch schnell ein altes Floppy-Laufwerk an – aber nun ist das Ende der Investitionsfahnenstange erreicht. Sagt der Eigner. Ich gebe die Hoffnung nicht auf, aber es sieht schlecht aus. Oder auch gut: der alte Rechner gibt ja noch ein feines Ersatzteillager ab. Nur die Daten, die scheinen nun endgültig hinüber, es sei denn, die für morgen geplante Fahrt zur Tankstelle – Laufwerk ausblasen! – erweist sich als Weg zur Wunderkur.
Ansonsten: im Osten nichts Neues. Jacaré ist unverändert, die Kollegen reisen peu à peu ab, die meisten Richtung Norden, Bluesongs sind mit dem Flieger Richtung Argentinien unterwegs, Presents bereiten sich auf den Ritt nach Suriname vor. Und wir? Keine Ahnung! Bilder von der Andenreise in die Website einstellen – das ist mein Projekt. Und das Deck schrubben. Ein Sonnensegel für das Vorschiff fertigen. Belüftung für die Eignerkammer verbessern. Und irgendwann irgendwohin weiterreisen.
Der Alltag hat uns wieder. Kaum bin ich dabei, Bilder auszulesen und schon mal für den Blog und die Website vorzubereiten, gibt es einen „blue screen“, und das war es dann nun mit meinem alten Rechner. Ganz schön behindert ist man so „ohne“, zumal der Chef auch nach der Reise gern stundenlang umhersurft. Und eine neue IDE-Festplatte kriegt man hier nicht so einfach, und dann stellt sich auch noch die Frage, ob man die Daten irgendwie retten kann oder nicht. Mist. Das ist ein nervöses Kaugummikauen wert. Wieso ich das erwähne? Na, weil da dann gleich ein Stiftzahn mit dranhängt, kann man sich doch denken. Die Zahnärztin war 100% brasilianisch, aber sehr nett, und wir werden ihr noch einmal einen Besuch abstatten, zur allgemeinen Kontrolle.
Jetzt wird weiter gerätselt, wie das mit dem Rechner weitergeht. Übrigens, Obama hat gewonnen, sagt die Tagesschau!
Es war ein denkwürdiger Moment: Das Niedergangsschott aufschließen, einen tiefen Atemzug nehmen und das Gefühl haben, zuhause angekommen zu sein. Wir sind wieder da, kleine AKKA, große AKKA! Ein bisschen staubig war das Deck, aber sonst war alles in Ordnung, und wir scheinen auch noch den rechten Zeitpunkt für die lange Reise gefunden zu haben: mit Ende der Regenzeit ist die Luftfeuchtigkeit so weit reduziert, dass wir nicht mal große Schimmelattacken reiten mussten. Jetzt heißt es aufräumen, Rumpf schrubben, Anoden prüfen – und neue Pläne machen.
BLUE SONG, Jochen und Traudl, deren Spuren wir ja teilweise gefolgt waren, bereiteten uns abends einen Klasse Empfang mit der ersten Caipirinha; eine Wohltat nach den 43 Stunden Busreise. Und tags drauf gab es ein langes Quatschen und Weintrinken und Würstchenessen mit der PRESENT – wie schön, zusammensitzen zu können… PETITE FLEUR war auf dem Funk zu hören, 750 Meilen von hier auf dem Weg nach Norden – wir wünschen Euch eine gute Reise!
Natürlich waren wir alle voll von unseren individuellen Erlebnissen – Hollandbesuch, Iguazu, Pantanal auf der einen Seite, aus uns quollen die ganzen Anden-, Peru- und Bolivienerzählungen hervor. Und da steht ja auch hier noch der „Rest der Reise“ aus.
Um in Campo Grande anzufangen: Das mit den dicken Füßen klappt bei 24 Stunden Busreise ganz gut, und der Bus ist auch nur ein ganz kleines bisschen zusammengebrochen. Nein, eigentlich ist wohl der Fahrer zusammengebrochen, weil er einen Wassertemperatur-Warnton nicht ertragen konnte und sich weigerte, mit 85 ° C Kühlwassertemperatur weiterzufahren. Bis Uberlandia hat er es dann doch noch geschafft, und die restilichen 10 Stunden war dann ein anderer Fahrer am Lenkrad, wahrscheinlich einer mit Hörschaden genau auf der Warntonfrequenz ;).
Um 20:00 abends dann BRASILIA. Ich hatte eine kurzen „ich will sofort weiter“-Impuls, kein Schwein versteht mein Spanisch, und ich habe jegliche Fähigkeit, Portugiesisch zu sprechen auf 4000 m Höhe in den Anden verloren. Oder im Amazonas versenkt. Und beide haben wir einen massiven „merkwürdige-Stadt“-Eindruck. Der Taxifahrer fuhr uns vom weit draußen gelegenen Busbahnhof – in jeder Hinsicht „jwd“! – nach kurzer Diskussion brav zum gewünschten Ziel (703 ASA Sul, Bloco N, casa 34; allein das soll schon mal jemand Unbedarftes und übermüdetes verstehen!), wo dann auch prompt KEINE Pousada Dom Bosco zu finden war, er schaffte uns aber zu einer anderen, auf der Nordseite der Haupt-Straßenachse, wo ich dann nochmals kurz zusammenbrach wegen der ungewohnten 120 Reais (knapp 50 ‚¬) für die Übernachtung. Der Chef guckte mich nur komisch an: „… das ist doch normal hier!“, und dann war es auch gut. Dann „Finanzkrise“ – Brasilien ist nicht sehr gut mit Geldautomatenversorgt, längst nicht so wie die anderen Länder, und so gab es kein Geld vom HSCB-Automaten. Lesefehler, Systemfehler, was weiß ich. Die Sparkassenkarte tat es dann aber im Hotel, so dass wir wenigstens Zahlungsfähigkeit demonstrieren konnten. Zimmer im Keller, naja – ach, nein, eigentlich in Ordnung… Über bröckelige Gehwege trugen uns die schon abschwellenden Beine zur Pizzeria. Wirklich, merkwürdige Hauptstadt. Aber mit viel Pizza im Bauch (2 zum Preis von 1! 80% der Zweitpizza verschlang dann unser Hotelnachtwächter, jeden Tag eine gute Tat!) schlief es sich dann doch gut, der Bus am nächsten Morgen zum stödtischen Busbahnhof war dann schon eine Erleuchtung – Felipe Massa ist nix dagegen und die Straßenführung kann man getrost als weitsichtig und futuristisch bezeichnen und verträgt auch eine zügige Fahrweise. Die Rucksäcke dann wieder draußen am Überlandbahnhof abgekippt und dann… Tja. BRASILIA! Ich fand es einfach umwerfend.
Wir gucken uns die Dom Bosco-Kirche an – eine Kombination aus grauen Betonstelen, die innen weiß und mit dunkelblauem Muranoglas gefüllt sind.
Die Kathedrale – ein Beton-Tipi, glasklar und hell. Wir latschen durch die Botschaftsviertel und freuen uns an der größten aller Botschaften, der päpstlichen Nuntiatur ;). Und treten Aspalt und treten Asphalt und treten… Die ganze Stadt ist perfekt durchgeplant und m�gen die Gebäude auch teilweise klotzig sein – alles hat durch die großräumige Anordnung eine gewisse Leichtigkeit. Die lange Reihe der Ministerien – eine Bannmeile scheint es nicht zu geben, vor jedem Eingang gro�e Gewerkschaftsplakate mit Aufforderungen der Beamten an die Minister und den Präsidenten, dazu Musik und ein bisschen Demo. Das Außenministerium sticht architektonisch heraus – weitläufiges Gebäude, drumherum ein weiter Wassergraben. Als Original Landpomeranzen kommen wir gar nicht auf die Idee, dass man das Gebäude besichtigen könnte; dass wir das verpasst haben, werden wir erst von der Blue Song erfahren. Diese ganze Achse der Regierungsgebäude führt geradlinig auf die Praca de 3 Poderes zu, den Platz der 3 Mächte, dort hinten, wo man eine kleine Nationalflagge wehen sieht ;). 287 qm knattern da im Wind, monatlich einmal unter tschingderassa-bumm gewechselt. Mittig auf der Achse liegt das Parlament, auf der Nordseite das Präsidialgebäude und nach Süden der oberste Gerichtshof. Der alte Herr Niemeyer hat sich das gigantisch ausgedacht. Eine Weile sitzen wir unter der Flagge, auch die übrigens hochsymbolisch, und ich schäme mich ein bisschen meiner selbst genähten Gastlandflagge… Den Leitspruch „Ordem e Progresso“ auf dem gelben Äquator habe ich durch schwarze Krakel ersetzt, und das Sternbild – der Morgenhimmel über Rio am Tag der Verfassungslegung 1904 – sind willkürlich gesetzte Pünktchen, die bei mir die verschiedenen Stofflagen zusammenhalten. Ignorantin.
Ich denke mir, dass es einfach Spaß machen muss, in so einem Gesamtkunstwerk zu leben und zu arbeiten. Und Andreas findet das auch. Nur… Der alte Architekt („… tragen und lasten!“) kommt durch: „… dass das nun alles gleichzeitig zerbröckeln wird. Wie schade!“ Stimmt. Es bröckelt schon, aber es bleibt beim Gesamturteil: Fantastisch.
Als es dunkel wird, kehren wir noch auf einen Kaffee ohne Zucker (das gibt es in Brasilien, man sollte es nicht glauben!) ein und um 21:40 rollt der Bus Richtung Recife an. Vor mir für 40 geschlagene Stunden ein Mann, der alle 2 Minuten aus den Tiefen seiner Neben- und anderen Höhlen hübsch den Rotz hochholt. Vor mir? Dank klappbarer Rückenlehne auf meinem Schoß… Andreas bittet nachzutragen, dass er das nur gemacht hat, wenn er nicht schlief, und er schlief glücklicherweise häufig… Zwei Paar Ohrenstöpsel gehen so drauf von Brasilia bis Recife, aber ich hatte wenigstens meine (Seelen-)Ruhe. Man lernt sich zurückzunehmen auf so einer Reise. Als wir das unseren Kollegen von PRESENT und BLUE SONG erzählen, können alle das gleiche Lied singen. Na also, da sind wir ja auf was typisch Brasilianisches gestoßen ;).
Alle paar Stunden hält der Bus zwecks Piesel-Pause oder Abendessen, Frühstück, Lunch, so kriegt man die Zeit rum, wie auch mit Lesen und Pennen, in Maceio leert sich der Bus bis auf ein paar Gestalten, die wie wir Ziel Recife ansteuern. Noch eine kleine Panne – ein Gelenkkopf bricht an einem Hydraulikzylinder für die Gashebelbetätigung – die zu Andreas Verwunderung mit Bordmitteln, sprich: einer Rolle Draht, behoben wird, („… das KANN einfach nicht funktionieren! Der wird mich doch nicht Lügen strafen…“), aber der Bus tut’s wieder und um 12:30 sind wir da. Wir schultern die Rucksäcke, traben zum Fahrkartenschalter für Joao Pessoa und sitzen schon 15 Minuten später im Bus zum endgültigen Zielanflug. Joao Pessoa. Hier sind wir schon fast zu Hause. Und der Rest, der steht ja dann oben. Home, sweet home!
Campo Grande, 27.10.2008
… naja, die 1000 km aus dem letzten Beitrag waren nur 650, der Urwald „ur“-eigenes Agrargebiet von Europaeern und merkwuerdig gekleideten Sektenangehoerigen: Latzhosen, schwarze Kleider, jedoch mit fast durchsichtigen Nylonstruempfen / pfui! – , Strohhuete mit Satinbaendern?? Einer der kleinen Jungen hiess „Egon“… Was war das ?? Ja, na klar – Mennoniten!
ie 19 Stunden waren dann 20, aber der Zug – war ein Zug… Und ueberhaupt nicht scheusslich ; Klo benutzbar, es gab Vollversorgung durch eine nie nachlassende Schar von Ladies, die mit irgendwelchen Empanadas und Fischen und Huehnern und Gallonen von Erfrischungsgetraenken durch die Reihen gingen. Wir trafen an der bolivianischen Grenze zwar ein paar Deutsche, die auf dem Herweg die Zugfahrt als graesslich empfunden hatten und nun voellig genervt waren von der BUS-Fahrt nach Corumbà¡; unsere 20 Stunden Geschaukel und Gehopse (ja!!) eines uralten Schienenwaggons waren eine gute Wahl – die anderen hatten 50 ungewisse Stunden auf schlechtesten Strassen in einem nicht minder betagen Bus. Klimaanlage brauchte man im Zug nicht, die Fenster waren stets weit geoeffnet (und am sich verteilenden Spuelwasser-Aerosol konnte man auch wahrnehmen, wenn das Klo mal wieder frei war)… Morgens um 8 waren wir dann in Quijarro, improvisiertes Fruehstueck, Taxifahrt zur Grenze, Formalitaeten etwas laenglich, Taxifahrt nach Corumbà¡. Brasilien, wir sind wieder da! Gewoehnungsbeduerftig und Kulturschock „andersherum“ ; nach 2 Monaten in Peru und Bolivien hat man sich an die Loecher im Asphalt genauso gewoehnt wie an die doch sehr moderaten Preise, das geringe Verkehrsaufkommen und die freundlichen Leute. Hier ist wieder ein bisschen mehr Hektik und eine ganze Stange mehr Geld im Spiel, wir sind naemlich gleich noch 6 Stunden weitergefahren bis Campo Grande, im Pantanal. Da sassen wir dann abends auf dem Buergersteig an der Busstation und kriegten unser erstes Churrasco auf den Teller gesaebelt.. Fast wie „daheim“ bei AKKA.
Aber eben weil es doch alles ein bisschen teurer ist und wir irgendwie auch gesaettigt, geht es noch heute weiter nach Brasilia. Dicke Fuesse holen -24 Stunden Busreise… Immerhin können wir doch noch Brasilia betrachten und werden dann den Rest der Reise ausknobeln. Bis dann!
Santa Cruz de la Sierra, 24.10.2008
Paul Theroux und sein „Old Patagonian Express“ – das war ja auch nicht immer ganz einfach. Morgen um 12 geht es los, nur fahren wir nicht mit dem Zug durch die Amerikas, sondern nur ein ganz kleines Stueck durch Bolivien. Allerdings: Bluesong war vor ein paar Wochen hier und schrieb, dass die Zugfahrt „viel ungemuetlicher als alle Busfahrten“ gewesen sei. Na und? Nun ja, wir haben halt nicht den Ferrobus am Sonntag gekriegt, mit Klimaanlage und Bettchen und Fresschen, so wie wir gewuenscht hatten; der ist naemlich rappelvoll. Und der „Express Oriental“ heute ist es ebenso – da haette es ein paar Abstriche bei der Sitzqualitaet gegeben, aber das haetten wir schon hingenommen. Was bleibt? Auf den Spuren von Paul Theroux – der Regionalzug morgen mittag. 19 Stunden durch den Urwald – ich sammele schon mal Plastiktueten, falls man das Klo nicht benutzen kann ;). Wie sagte der Fahrkartenverkaeufer mit einem leicht zweifelnden Blick? „…muy feo!“ Sehr scheusslich. Wir werden berichten!
Aber schön anzuschauen ist Santa Cruz – und hat dann auch noch eine ganz besondere Oase: Das Goetheinstitut, in dem man unbehelligt in SPIEGEL und ZEIT blättern kann, bis einem die Augen tränen…
Abends gehen wir tatsächlich noch einmal zu „La Casona“, selbst WENN der heute Oktoberfest hat, das Essen gestern abend war ausgezeichnet. Ich hatte einen regionsneutralen Feldsalat mit Speck und Croutons, und Andreas… Rinderleber Berliner Art! Ich bin gerade noch so an den schwaebischen Maultaschen vorbeigekommen. Das Publikum in der kleinen Casona, das sind die Kolonialhaeuser mit dem Innenhof, auf dem wir Platz genommen hatten, ganz gemischt; Japaner auf Exotik-Trip (und schliesslich waren wir ja in La Paz Sashimi essen!), europaeische Zuwanderer, deutsche Touristen, „echte Einheimische“. Dazu ein bisschen Live-Musik, drei Bolivianer schmettern Halbschmalziges zu Gitarrenklaengen. Wir eignen uns eindeutig zum „colonial bastard“. Schon gar, wenn alles so kostenguenstig ist. Andreas sammelt schon Zahlen fuer eine „pro Bolivia“-Preisliste. Hotel? 12 Euro, Pool, heisse Dusche und Glotze inklusive; man kann aber nicht immer alles haben: wir hoeren die Deutsche Welle zum Bild des Sensationssenders „Epicentro“. Naja. Auf dem Zug wird es morgen dann dafuer „live entertainment“ geben. Wir freuen uns schon 😉
Santa Cruz, 23.10.2008
Falls jemand sich Sorgen gemacht haben sollte: wir sind heile in Santa Cruz angekommen, und es hat nicht einmal die versprochenen 17 Stunden gedauert. Der Schlafsitz war geeignet, tatsaechlich zu schlafen, denn ich habe augenscheinlich den langen Tankstellenstopp um 4 Uhr morgens verpennt – und das waere die einzige Moeglichkeit zur Blasenentleerung bis um 9 Uhr gewesen… Dafuer fand die dann an einer Polizeikontrolle statt, an der mit „Ba�o Publico“ fuer nur 50 Centesimo geworben wurde, das beruehmte Loch im Betonboden, aber durchaus zweckmaessig. Nur die Brasilianerin nebenan – man schaut sich ueber die Trennwand in die Augen (wenn man steht 😉 ) – fand es „strange, very strange“, aber offensichtlich sind wir doch schwer abgehaertet.
Als wir heute frueh dann durch den Nieselregen am Abhang der Anden fuhren – die Eustachischen Roehren lassen die Ohren gehoerig knacken und quietschen, der Hoehenunterschied von 3.600 m fordert sein Tribut! – ist alles anders. Aussentemperatur, dicke Vegetation am Strassenrand, Felder von europaeischen Ausmassen. Die Leute tragen T-Shirt und Shorts. Die steten Begleiter auf den Mauern: „Evo, si!“ und „Evo – el cambio avanza!“ werden durch ein vorsichtiges „Santa Cruz�braucht �Evo!“ abgeloest und dann wird es doch ein bisschen deutlicher. Es fallen die Worte „Moerder“ und „genug Tote“ und ziemlich unverbluemte Aufforderungen, zu den Waffen zu greifen und sich des Praesidenten zu entledigen. Insgesamt ist der Eindruck vom derzeit ganz ruhigen Santa Cruz: Viel reicher als im Hochland, viel weisser, viel europaeisierter. Claudia, bayerische Masseurin und seit langem hier wohnhaft, erzaehlt dazu ein paar Fakten, als sie uns vorhin im Caf� Alexander anspricht, und wir tauschen uns ein Weilchen aus. . Es ist wirklich gut, verschiedene Meinungen zu hoeren, und das Verstaendnis fuer die prekaere Situation der armen Bevoelkerung in grossen Teilen Boliviens teilen wir ganz eindeutig. Uebrigens – deutsche Aerztebuerokratie-Fluechtlinge scheinen hier auch ihr Auskommen zu haben; Claudia sitzt hier mit ihrer Freundin aus einer deutschen Arztpraxis zusamman… Kleiner Tipp in die Runde 😉 (ich weiss, „…die Hygieeeeene!“).
Egal, ich muss jetzt die Bahnverbindungen nach Brasilien raussuchen und wir hoffen, dass wir das morgen stattfindende „Okotoberfest“ unbeschadet ueberstehen um dann bald die Weiterreise anzutreten.
AKKA, scheint es gut zu gehen. Len und Janna, frisch auf ihre Present zurueckgekehrt (mit unserer Post!), schicken eine Mail, die uns wirklich freut. Len hat eine ausgiebige Runde gedreht und alles, aber auch alles fuer in Ordnung befunden. Selbst mein Sonnensegel, das Riesen-Trumm, sitzt noch am alten Platz, nach drei Monaten. Puuh! Vielen Dank, Ihr Presenter fuer die beruhigenden Nachrichten und die Botendienste. Wir freuen uns jetzt doch sehr auf unsere alte Gans. Also nix wie rueber ueber die Grenze. Sind ja nur 1000 km…
La Paz, 22.10.
Zurueck in La Paz – das hatten wir am Freitag erreicht und 2 Tage lang Abgase geschnueffelt und uns durch dunkle Gassen gedrueckt, mit Hunderten Kindern auf dem Mirador, der eigentlich ein Riesen-Spielplatz ist, Spass erlebt und danach gleich wieder Abwasserkanal genossen. Nicht 100%ig was fuer uns, und so fiel uns die Weiter- oder besser Rueckfahrt nach Sorata nicht schwer. 4 Stunden Collectivoreise nach Norden liegen naemlich unglaubliche Schneeberge, und da mussten wir doch noch einmal naeher dran. Gluecklicherweise verhob sich Andreas am Rucksack, so dass die ganz anstrengenden Bergtouren unterblieben, aber es war auch so schoen und hoch und steil. Und atemberaubend, wieder mal – bergab und auf der Ebene geht’s ja, aber bergauf… ;)Immerhin ist der Illampu 6.300 m hoch; so etwas sparen wir uns dann fuer das naechste Mal auf. Wir haben uns auf rentnerfreundliche Kleinstwanderungen ohne Gepaeck�beschraenkt, aber es unglaublich genossen, dass morgens Illampu und Ancohuma (noch ein paar Meter hoeher!) ueber die Daecher dieses zumindest derzeit verschlafenen Nestes guckten. Im Herbst, also von April bis Juni ist dort der Wander-Baer los, und ein paar vereinzelte Gringos mit Mulis und Fuehrer begegneten uns auch jetzt. Es gibt tagelange und wochenlange Trekkingtouren auf dem „Camino de Oro“ und anderen Pfaden. Wir haben uns auf die 4000er beschraenkt. Gipfelsturm fuer Kurzatmige…
Internet gab es leider keines und daher auch noch keine Bilder – aber es sind schoene dabei. Und da Evo seine Massen derzeit wohl einigermassen im Griff hat (ein paar Tausend kamen uns am Sonntag auf dem Marsch nach La Paz entgegen!) springen wir heute abend auf den Bus nach Santa Cruz – wir hoffen, dass beide Seiten zufrieden sind mit dem Kompromiss um das Referendum zu Verfassungsaenderung und Autonomiebestrebungen, und bis zum 26. Januar sollten wir die brasiliansiche Grenze dann auch erreicht haben ;). Gut von Present zu hoeren, dass AKKA friedlich vor sich hin schwimmt. Im Ernst – wir reisen jetzt wirklich langsam zurueck…
… das war erst einmal ein bisschen: Puh – noeee! Von Cusco ueber den staubigen Altiplano, der halbe Bus entschlummert sanft in den Hoehen, die wir ueberqueren, wir auch. Sieht nicht besonders einladend aus von oben – braune Lehmhaueser ueberall, wenig Vegetation. Der Caf� con Leche auf dem Balkon des Restaurant Mojsa (Aymara fuer „suess, lecker“) stimmt uns aber versoehnlich, und da gab es dann abends auch ein sensationell gutes Essen, Taboul� aus Quinoa – zum Nachahmen gut! – und hinterher Rind fuer den Chef und Alpaka vom Grill fuer mich. Mmmmh.
Und der Eindruck heute frueh um 6 Uhr war dann so einer: Ich stehe vor dem Klohaeuschen und habe mich gerade mit kaltem Wasser aus dem Eimer gewaschen, hinter mir schreit ein Esel erbaermlich, tief unter uns glitzert die Ostsee durch die Baueme, es scheint ein kalter Herbsttag zu sein. Wo kommen nur die Eukalyptusbaeume her? Und die schneebedeckten Berge? Ist wohl doch nicht die Ostsee – die Hoehe laesst einen halluzinieren. 3800 m liegt der Titicacasee hoch, und wir waschen uns gerade ein kleines bisschen hoher, in einem kleinen Dorf auf der Insel Amantani. Titicaca, auf Aymara „grauer Puma“ und auf Qechua „Puma aus Stein“ – aber der Anblick laesst einen an die AKKA denken, und dran, dass wir vielleicht jetzt doch ein bisschen Geschwindigkeit in diese Richtung aufnehmen wollen.
Was wir dort getan haben? Das, was alle Toruisten hier machen – einen Ausflug zu den schwimmenden Inseln der Uros (die mittlerweile auch mehr Aymara als Uro sind) und die der eine oder andere Reisefuehrer richtigerweise als „schwimmende Souvenierstaende“ bezeichnet. Es war trotzdem interessant anzuschauen – und immerhin traegt jeder Besucher dazu bei, dass die Kunst, die Inseln aus Schilf zu anzufertigen und zu erhalten, ueberhaupt ueberleben kann.
Danach kamen 3 Stunden Schaukelfahrt zum eigentlich Ziel der Fahrt, eben Amantani, wo wir – eine Gruppe von vielleicht 20 Gringos – von einer Reihe traditionell gekleideter Frauen (hier: kein Hut sondern ein grosses, besticktes schwarzes Tuch zu den vielen Roecken!) in Empfang genommen und auf die Familien des Dorfes verteilt wurden. Spannung pur. Wir waren gleich die ersten, eine kleine, junge Frau stellt sich vor: „Gladis“ und springt ziegenmaessig vor uns den Berg hinauf – wir schnaufen hinterher, durch Gaerten und an Aeckern vorbei. Ein klitzekleines Gehoeft, aus Lehm gebaut, ist der Endpunkt der Muehen – Gladis zeigt uns ein picobello hergerichtetes Gastzimmer mit blanken Dielen und drei grossen Betten und drueckt uns fuer das Gaesteklo jenseits des Ackers einen Eimer Spuelwasser in die Hand, waehrend sie schnell das offene Holzfeuer anschmeisst – es kokelt ein bisschen durch das Kochhaus.
Auf einem Tonoefchen wird in ebensolchem Geschirr eine Kartoffelsuppe bereitet, mit einem Gewuerz, das sie auf dem Weg herauf schnell gepflueckt hat, wie auch das Monia-Kraut, das ins heisse Wasser kommt und einen wirklich leckeren Tee ergibt. Monia – kennen wir doch?! Ach ja, das war der Tee, der in Ayacucho vor der Busabfahrt als gut fuer „estomaco“ gepriesen wurde. Kann man sich dran gewoehnen! Wir sitzen mit Gladis in der kleinen Kueche mit dem Lehmfussboden, Lisbet kommt aus der Schule, eine niedliche, rundliche, strahlende 5.-Klaesslerin.
Mutter und Tochter sprechen Qechua miteinander, aber Spanisch geht ebensogut und so erzaehlen wir ein bisschen hin und her. Lisbet will nicht glauben, dass wir auf einem Schiff wohnen, und wir werden im Gegenzug doch ein bisschen kleinlaut, als wir den ganzen Umfang dieser kleinen Welt wahrnehmen. Gladis lebt hier mit der Tochter allein – irgendein Verwandter, Grossmutter oder -vater vielleicht scheint noch mit auf dem Gehoeft zu leben, tritt aber nicht in Erscheinung – und die beiden leben von dem, was Gladis auf dem Acker anbaut (Kartoffeln, Oka und verschiedene andere Gemuese) und von ihren Handarbeiten. Und eben von gelegentlichen Gaesten. Klar dass wir jetzt im Besitz von zwei Original-Alpakamuetzen sind… Die Stimmung ist herzlich und als wir am Abend bezahlen (je 25 Soles fuer „Vollpension“, das sind 6 �!) haben wir den Eindruck, dass wir dem beiden eine echte Freude bereiten. Nach der Nacht unter 4 Lamadecken und nach einem Pfannkuchen�mit Monia-Tee zum Fruehstueck kriegen wir jedenfalls noch ein Geleit zurueck zum Boot – und da wir fuer Lisbet noch ein kleines Taschengeld beigesteuert haben, ist heute ein besonderer Tag fuer sie, denn sie darf sich unten am Markt ein warmes Getraenk kaufen und strahlt wie das bekannte Honigkuchenpferd.
Wir sind beglueckt und beschaemt zugleich von so viel Bescheidenheit und Freundlichkeit. Das ist Peru. Das WAR Peru fuer uns – ein (denk)wuerdiger Abschluss. Morgen geht’s weiter nach Bolivien – ein bisschen Peru bleibt noch, denn zurueck in Puno herrscht wieder der ganz normale peruanische Alltag: Parade der Universitaet Puno, seit geschlagenen 5 Stunden eine tanzende „Karnevalsgruppe“ nach der anderen. Wird sogar im Fernsehen uebertragen. Es wuerde ja auch all unsere Vorurteile ueber den Haufen werfen, wenn mal ein Tag ohne Umzug (und Sperrung der Plaza de Armas 😉 ) stattfinden wuerde.
Bis bald! Wir fangen mal mit dem Bogen Richtung AKKA an…