… und nicht nur Affen!

2 Besucher, zwei Trinknüsse. Im Gegenzug gab es Kaffee...

Riau-Gruppe. Tausche Kokosnüsse gegen Kaffee. Oder Schulhefte

Riau-Gruppe, 24.10.2014

Wir sind schon weit, weit im Norden, wir haben nämlich vorgestern den Äquator überschritten. War es in Brasilien auch so grottenheiß?  Wir quälen uns durch die Nächte, der Eigner hat gestern schon einen Ventilator in die Luköffnung montiert. Typisches Äquatorwetter. Diesig, feucht, gewittrig, die äquatoriale Tiefdruckrinne hat uns voll im Griff.  Wenigstens scheint ab und an die Sonne, denn das hatte Kumai kaum zu bieten.

Der ganz normale Dorfverkehr

Der ganz normale Dorfverkehr

Es gab natürlich nicht nur Affen in Kumai und umzu.  Als wir uns dem Ort annäherten, waren wir von seiner Größe überrascht, von den vielen Schuten und Frachtern, und nicht zuletzt staunten wir über die Zahl der mehrstöckigen Gebäude.  Die einschlägigen Segelführer sagen etwas von „Dorf mit mäßigen Versorgungsbedingungen“, wir hatten an eine Vielzahl an Tour-Agenten für den Nationalpark gedacht, was auch

Auf der Flussseite des Marktes

Auf der Flussseite des Marktes

zutraf, aber eine richtige „Skyline“?!  Der erste Dorfgang machte das Geheimnis noch größer: es zwitschert unablässig und teilweise extrem laut…

Eier! Ab 15 kriegt man einen Eierkarton geschnitzt...

Eier! Ab 15 kriegt man einen Eierkarton geschnitzt…

Egal. Wir stellen fest: ein typisches, tropisches Dorf an der Grenze zum Regenwald. Der Himmel voll bedeckt, Holzrauch hängt in der Luft, über Schlaglochstraßen holpert der Verkehr aus Motos, Vierradlern und Schwerlast-LKWs, gern mit Schotter beladen, denn der Moorboden von Borneo gibt kaum Straßenbaumaterial her. Man springt von Loch zu Loch, sandige Seitenstreifen sind eine Wohltat, aber meist muss man doch auch die indonesische Spezialität bewältigen: jeder Bauherr entscheidet, welche Höhe der Gehweg hat, so denn überhaupt

Was man so braucht als Fischer im Dschungel...

Was man so braucht als Fischer im Dschungel…

einer existiert. Bordsteine sind gern mal 30 cm hoch. Rauf, runter rauf – und manchmal ganz tief runter, wenn mal wieder ein Kanaldeckel fehlt. Geld tanken am BNI-ATM. Jenie sagt dazu: das ATM ist leicht zufinden, direkt am Krankenhaus. Du muss nämlich zuerst zahlen, sonst wirst Du nicht aufgenommen…*** Immer weiter die Dorfstraße entlang, vorbei an den merkwürdigen mehrstöckigen Gebäuden, die so seltsam unbelebt wirken. Wir merken uns für den

Vorn eine alte Juki, hinten Singer, handbetrieben! Und als 2. Standbein eine Tanke...

Vorn eine alte Juki, hinten Singer, handbetrieben! Und als 2. Standbein eine Tanke…

Rückweg (Melonen und Kürbisse schleppen sich so schlecht durch die Tropenhitze!) den Pickup, von dem aus vor dem Marktgebäude eine Frau Wassermelonen und Mango verkauft. Der Nachmittagsmarkt ist ein marode-charmantes Verkaufsgemisch aus Obst- und Gemüsehandel, Fischereiwaren, Garküchen und vielen exotischen Leckereien und Un-Leckereien. Wir kaufen der glücklichen Bäckerin einen Marmorkuchen ab (beim zweiten Besuch wird sie ihn uns nochmals

The Kumai Skyline

The Kumai Skyline – Schwalbennestfabriken bestimmen das Bild!

anbieten, mit dem besonderen Hinweis „Bebek! Bebek!“ Mit Enteneiern hergestellt – drum war er so lecker auf der Fahrt durch den Orang-Utan-Wald!).  Die Leute – überwiegend Frauen – sind wirklich indonesisch. Das ist für mich mittlerweile synomym für extrem freundlich und aufgeschlossen… Vor der Moschee veranstalten wir eine Direktübertragung des Gebetsrufes nach Deutschland. Und dann erfahren wir endlich, was es mit den Hochhäusern auf sich hat:  ein ganz geheimes Geschäft.  Schwalbennester für den Export!  Nee, sagt uns Jenie – wir essen das nicht; damit machen nur manche Leute ziemlich viel Geld. Was, bitte schön, ist eigentlich nicht gut für chinesische Manneskraft?! Seegurken, Nashornpulver, das lässt sich ja noch mit phallischen Bezügen erklären, aber Schwalbennester? (Der Eigner  fragt natürlich: „… und wohin damit?!“).  Jedenfalls stecken in den Häusern mit den vielen großen und kleinen Einfluglöchern (zur Straßenfront übrigens häufig mit Fake-Wohnfassadenmalerei verziert!) Tausende von Nestern plus ein Lautsprecher, der die Schwalben mit Balzgesängen anlockt. Davon würde eine deutsche Kuhstall-Rauchschwalbe träumen: architektonischen Einfluss auf Straßenbild oder gar eine Dorf-Skyline zu haben…

Palankan Bun, die "Nasse Seite"

Palankan Bun, die „Nasse Seite“

Architektonisch interessant übrigens auch die eingestreuten Dayak-Häuser – die lernen wir allerdings erst zu erkennen, als wir unser „Sahnehäubchen auf dem Kumaibesuch“ eingeheimst haben. Jenie und seine Frau Imei holen uns am Nachmittag ab, zu einer Fahrt nach Palangkan Bun.  Vorbei an den Stellen, wo er früher auf dem Schulweg noch Nasenaffen und den einen oder anderen Orang-Utan getroffen hat. Vorbei an dem Platz, an dem Biruté

Familie auf Spritztour

Familie auf Spritztour

Galdikas noch immer ihr Orang-Utan-Hospital betreibt. Jenie erzählt uns von der nicht übermäßig beliebten Zuwanderung der Javaner, von den Sprachen und erklärt uns, warum ihnen die Dayaks so lieb sind: es sind die Einwohner Borneos, die noch immer ganz natürlich ein Auge auf ihre direkte Umwelt haben, die ihre Dörfer mit Wald umgeben und Traditionen achten. Und plötzlich  sehen wir sie überall, die typischen Dächer der Dayakhäuser und das alte,

Es geht nichts über sauber geputzte Zähne!

Es geht nichts über sauber geputzte Zähne!

graubraune, aber kaum verwitterte Hartholz.  Ziel unserer Fahrt in die Kreisstadt ist  etwas ganz Besonderes: wir steigen am Fluss – der kein Nebenfluss des Kumai ist – in ein Langboot und fahren in den späten Nachmittagsstunden flussaufwärts, ein paar Kilometer auf der „wet side“, da wo die Bevölkerung eigentlich immer mit den Füßen und die Häuser mit den Stelzen im Wasser stehen, und später auf der Stadtseite zurück.  Es ist eine andere Welt.

Außer Fischzucht gibt es auch Bootsbau!

Außer Fischzucht gibt es auch Bootsbau!

Wir fühlen uns lebhaft an unsere Amazonasreise erinnert, es ist ein Erlebnis. Kreischende, plantschende Kinder. Kleine Jungs werden geschrubbt, Wäsche gewaschen, Fische gezüchtet. Neben den Klohäuschen. In die Hütten gelinst entdeckt man Minimaleinrichtung hinter Fischfuttersäcken, alles gekrönt von Satellitenschüsseln.. Und immer wieder: große Körperpflege, mehr oder weniger knapp bekleidet, im Sarong oder ohne. Dazu Feierabendverkehr mit den Langbooten hin und her, kreuz und quer. Also, soo schlecht kann das Wasser nicht sein, wenn man sich hier die Zähne putzen kann…

Beleuchteter Drachen

Beleuchteter Drachen

Wir steigen aus, lassen uns noch die beliebten Drachen von Nahem zeigen, die wir schon in Kumai abends fliegen sahen – sehr modern mit LED-Beleuchtung ausgrüstet und einem kleinen Propeller-getriebenen Generator; Batterien halten nicht lange und sind auch nicht gut für die Flugeigenschaften bedeutet uns jemand. Eine Frau schäkert mit Andreas: „… alt ist er ja, aber hübsch – und gute Zähne hat er noch!“ übersetzt Jenie.
Wir nehmen den langen Weg über die aufgestelzten Bohlenwege

Langbootfahrt mit Jenie und Imei

Langbootfahrt mit Jenie und Imei

zwischen den Hütten und staunen, wie hoch die Hochwasserlinie an die Türschwellen reicht.  Hier, sagt Jenie, kann man nur auf dem Bohlenweg Fußball spielen – das erhöht aber die Treffsicherheit!  Wir essen im Lieblings-Warung der beiden – ein schönes „Geschenk“ zum Abschluss.

Im Langboot

Im Langboot

Genug der schönen Rede. Jetzt kommt ein Seitenhack – auf uns, die wir „merkwürdige“ Dinge notorisch interessant finden, und solche, die den Orang-Utan-Ausflug mit: „… wir sahen 7 dort und 3 dort und dann noch einmal ein paar an der dritten Station“ quittieren. Am Funk hörte ich: „…we had a look at the klotoks, they look very basic, so we go for a day tour only…“.  Wenn die Klotoks zu schlicht sind, um drauf zu übernachten – da frage ich mich, warum man nach Indonesien reist? Wahrscheinlich um im Kreise gleichgesinnter (und stets gleicher!) Rallyeteilnehmer ein Barbecue am Strand zu veranstalten. Und das über 3 Monate jeden Abend – und die Rally Malaysia steht schon ins Haus…

Ich finde, man müsste noch einmal zurück nach Borneo.  Tiefer hinein. Obwohl… wenn ich mich entsinne, beginnt Redmond O’Hanlons Amazonas-Buch mit einem Bezug auf seine Borneoreise. Er lässt den Freund, der ihn in hier begleitet hat, sagen: „Amazonas? … mit Dir würde ich nicht mal mehr zur nächsten U–Bahnstation gehen!“  Es muss ja schlimm zugehen da drinnen, „Im Innersten von Borneo“ *. Wir waren nur am Rand. Leider.

Morgengrauen in der Riau-Gruppe

Morgengrauen in der Riau-Gruppe

Aber mittlerweile sind wir ohnehin schon wieder in einer ganz anderen Welt, in der Riau-Inselgruppe.  Keine „FAD“s im eigentlichen Sinn, sondern kleine Stelzenhäuser, unter denen ein großes Fischernetz hängt.
Und eine noch ganz andere Welt liegt dahinter. Nur noch 2 Tageshopser bis Singapur.

————————

*** das klingt berechtigterweise kritisch, aber über die Medikamentenpreise kann man nicht meckern:  Eine Fuhre Ciprofloxacin und eine Portion Fucidine-Salbe für einen Euro… Wie kriegen die das gerechnet?

* Lesenswert! Into the Heart of Borneo von Redmond O’Hanlon

Unter’m Nasenaffenbaum

oder: Tragödie mit Kulleraugen

Kumai, 17.10.2014

Unterwegs zum Camp Leakey

Unterwegs zum Camp Leakey

Ein enger Wasserlauf durch den Tanjung Puting Nationalpark im Süden Borneos. Unser „Klotok“, ein Holzboot, das in Fahrt das typische „tok-tok“-Geräusch von sich gibt, ist an Blättern und Ästen festgebunden, Zikaden sirren unablässig. Auf dem Boot klappert das Kochgeschirr, es riecht ein bisschen nach Kerosin und Knoblauch, denn unten im Boot bereitet Masniah unser Abendessen.  Wir sind unterwegs, „colonial bastard style“ – das Oberdeck ist für uns, ein Tisch, zwei Stühle, Matratze, Moskitonetz.  Über uns ist „Affentheater“ – eine Gruppe von Proboscis (Nasenaffen) genießt ihr Abendvergnügen. Der Patriarch hockt in einer Astgabel, Kinder springen und hangeln in schwindelnder Höhe von Ast zu Ast, wenn sie nicht gerade von ihren Müttern gelaust werden.  Ab und zu Geschrei, wenn mal wieder jemand von ganz oben einen waghalsigen Sprung gewagt hat und auf einem schon besetzten Ast landet. Borneos Süden, im Regenwald.

Unsere Tour war ganz auf den Besuch bei den Orang Utans gerichtet, und das ist auch das Hauptziel für die Agenten, die sich in in Kumai den Touristen widmen, und davon gibt es nicht zu knapp. Während allerdings die meisten Touristen von Java in die nahegelegene Provinzhauptstadt Palangkan Bun fliegen, treffen wir am Samstagnachmittag auf die exotischeren unter den Touristen – 14 àachten liegen hier, wir haben den Schwanz der ersten Rally wieder erreicht. Keines der Boote ist „belebt“, alle sind schon im Wald, also sind wir Freiwild für die erste Agentenattacke. Adi braust mit dem Speedboat heran „… aah! Ihr seid AKKA, Andrea and Andreas, right?!“

Suhardi, unser Captain.

Suhardi, unser Captain.

Richtig. Adi scheint ein guter Geschäftsmann und hat sich unsere Namen von der SANUK geben lassen, die vor ein paar Wochen auch „individuell“ hier war.  Allerdings hatten wir von unterwegs schon Kontakt mit Harry Roustaman aufgenommen und über Kerstin „LopTo“ seinen Bruder Jenie Subaru erreicht – und alles via Funk festgeklopft.   Versucht dieser Adi doch glatt, uns wegzulocken, mit Preisfeilscherei und immer dünner werdenden Argumenten wie „viel Wind und Strom“, Yachtklau bis hin zu „3 Tage ist langweilig“.  Sag‘ mal… ich verschwinde lieber unter Deck, ehe ich einen veritablen „Hals“ kriege, ich möchte auf jeden Fall 2 Nächte wegbleiben.  Und „… falls Jenie nicht

Gute Seele für alles  - Anang!

Gute Seele für alles – Anang!

auftaucht, Ihr wisst schon…“  Jau, danke. Kaum ist Adi weg, kommt das nächste Speedboat: Yomie. Den hatte uns jemand von der Sail2Indonesia-Organisation in Lombok genannt (man beachte die „2“, die andere Rally hat diese Ziffer nämlich nicht…). Netter Typ, er ist der Anführer der ortsansässigen Guides und zeigt sich erfreut, dass wir beiJenie gebucht haben. Es ist tatsächlich so, dass so ein Adi Zweifel säen kann, aber die sind nun ausgeräumt.

Am Sonntagmorgen kommt Jenie angefahren, und wir halten einen langen Schwatz, lachen schon mal viel, servieren kühles Wasser und bekommen dafür einen Aus-

Masdiah kocht!

Masdiah kocht! Besser als jeder Warung…

blick auf die Dinge, die am Dienstag kommen sollen. 3 Feeding Stations werden angelaufen, plus ein Nachtspaziergang. Einer seiner Brüder (9 an der Zahl) wird die AKKA bewachen, er wird im Cockpit nächtigen.  Klingt alles gut.  Und ist gut, wie sich erweisen soll.
Am Dienstagmorgen sind wir gestiefelt und gespornt, als um 10:30 „unser“ Klotok längsseits geht und wir rasch davon tokkern.  Hermas, Jenies Bruder, ist unser Führer, Suhardi unser Captain, hinzu kommt der Boat Boy Anang und Masniah, die Köchin.  Wenn das nicht colonial bastard style ist…

Gespräch über Natur oder Technik? Unser Guide Hermas

Gespräch über Natur oder Technik? Unser Guide Hermas

Die ersten Kilometer geht es den Kumai River hinunter, bis man in den Sekonyer einbiegt. Ein großer Pappmaché-Orang Utan begrüßt uns. Das Flusswasser ist milchig-schlammig, Hermas rät von einem Bad ab: Quecksilberbelastung, und was Goldabbau am Oberlauf alles so mit sich bringt.  Peter, unser Gastgeber in der Medana Bay, hatte erzählt, dass er vor 30 Jahren in Kalimantan im Bergbau gearbeitet hat und damals, wenn ihr Außenborder wieder einmal muckte, vielfach erlebt hat, dass neugierige Orang Utans von den Bäumen stiegen um zu schauen, was da für eine Fuhre lautlos den Fluss abwärts treibt.  Das ist wohl länger her – die Orang Utan-Population ist in den letzten Jahrzehnten zu mehr als 50% geschrumpft und der Lebensraum innerhalb von 20 Jahren um 80%.  Das muss man sich mal vorstellen – allein diese Fakten treiben einem wirklich die Tränen in die Augen, aber viel schlimmer noch ist, dass das Roden nicht nur ungehindert weitergeht, sondern eher noch zunimmt – die Palmölindustrie ist wirklich gnadenlos. Natürlich spielt auch die Bevölkerungsexplosion bei der einheimischen Bevölkerung eine Rolle: in knapp 100 Jahren von 10 auf 240 Millionen Menschen.  Politische Modelle haben ihren Teil beitragen – Suharto mit seinem „Mega-Reis“-Programm zum Beispiel, das in die Hose ging, aber unendlich viele Hektar Wald gekostet hat – der Boden ist, tropentypisch und noch dazu als Moorboden, so arm, dass er einfach keine großen Reiserträge bringt. Dann gibt es Umsiedlungsprojekte von unzähligen Einwohnern, transmigrasi genannt, das schon die Holländer begannen, um Java von seiner Überbevölkerung zu entlasten – Sukarno und Suharto trieben es weiter voran, bis Suharto endlich aus dem Amt schied. Natürlich stellt man sich die Frage, was sonst mit diesen Menschen passiert wäre, aber man muss sich auch fragen, was alle diese Menschen, die sich unablässig ausbreiten, ohne Natur anfangen werden…  Wir sind das Problem… auch weil wir unkritisch Palmölprodukte nutzen oder – Asche auf unser Haupt – Teakholzmöbel oder  -decks kaufen. Ich glaube, es spielt eine geringe Rolle, ob es Plantagenholz ist – ökologisch gesehen ist beides „crap“. Nebenbei ist Korruption ein riesiges Problem – so hat zum Beispiel Jenie Wald gekauft, um ihn von der wirtschaftlichen Nutzung zu bewahren; nun kämpft er darum, dass er tatsächliche Besitzrechte bekommt, weil Behörden und Dorfchief sich querstellen ; aber seine Hoffnung ist noch nicht dahin. Wie auch seine Hoffnung, doch eine kleine Ecke für die Orang Utans zu bewahren.
Nun denn, wir waren da, in einer dieser kleinen Ecken. Sichtung von Orang Utans in der Wildnis sind selten geworden, obwohl Hermas ab und zu welche beobachten konnte – das hat auch teilweise damit zu tun, dass diese großen Menschenaffen solitär leben, nicht in großen Gruppen wie Schimpansen oder kleineren Familien wie Gorillas. Wir fanden ja schon das Auffinden „unserer“ Gorillafamilie in Ruanda damals schwierig, umso schwieriger also, einen einzelnen Orang Utan auf einem Baum zu entdecken. Wie gut, dass es also Rehabilitationsprojekte gibt wie hier im Tanjung Puting National Park. Louis Leakey hat das als Forschungsvorhaben angestoßen, Biruté Galdikas als drittes seiner „3 Mädels“ (Jane Goodall/Schimpansen in Gombe und Diane Fossey/Gorillas in Ruanda) hat es hier vorangetrieben. Orang Utans, die verletzt oder krank aufgefunden oder aus Gefangenschaft befreit werden – der reiche Indonesier hält sich gern einen kleinen Orang Utan als Haustier… – werden aufgepäppelt und dann in die Freiheit entlassen. Natürlich haben sie einen psychologischen, einen „Menschen“schaden, die natürliche Scheu ist gemindert, je nachdem, wie lange sie in Gefangenschaft oder Behandlung waren, und so suchen sie gern noch die Nachbarschaft der Ranger Stationen, wo sie auch in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen Futter erhalten.  Feeding Station nennt sich das, und es fühlt sich ein bisschen merkwürdig an: bei der ersten Station dachte ich an die 50 Touristen, die auf Isabela/Galapagos um eine Landschildkröte herum stehen. Nun sind Orang Utans keine „langweiligen“, langsamen Landschildkröten, und das macht den Unterschied, der einen seine direkte Umwelt sofort vergessen lässt: es menschelt einfach unglaublich. Schon auf dem Weg verschlug es uns den Atem, weil ein ausgewachsener Affenmann vor uns auf dem Weg entlang ging, ehe er sich auf Aussichtsposition in eine Astgabel schwang. Großes, eindruckvolles Gesicht, ausdrucksvolle, aufmerksame Augen plieren von oben. Um die Fütterplattform ist eine Absperrung mit Leinen gelegt, so dass tourist nicht allzu nahe kommen kann.

Danke, ja. Es schmeckt ausgezeichnet!

Danke, ja. Es schmeckt ausgezeichnet!

Auftritt Herr Orang Utan 1. Lässig klettert er auf die Plattform, blickt cool in die Menge und widmet sich dem Bananengeschäft, irgendwo zwischen gierig und genüsslich, und verschwindet nach einer Weile. Oben in den Baumwipfeln ist Bewegung, junge Orang Utans, eine Mutter mit Kind, die ein wundervolles Kunststück vorführt (naja, kein Kunststück, wenn man Affe ist…)  Sie schwingt den Baumwipfel, auf dem sie sitzt, wie eine Schaukel auf – raus den Po, ran an den Stamm, raus den Po…  bis die geradezu wilde Bewegung reicht, um den nächsten Ast oder zumindest eine kleine Liane zu fassen. Jetzt: festhalten, die Schwingebewgung stoppt und schon sitzt sie im nächsten Baum. Und so fort. Klein-Orang guckt sich das alles über die Schulter an. Schwindelerregend für uns, die Schule des Lebens für’s Orangkind.  Sie klettert stammabwärts, wollen wir doch mal schauen, was da alles noch übrig ist. Alle Hände, den ganzen Mundvoll nimmt sie, der kleine angelt sich seinen eigenen Teil. Da es in den Wipfeln knackt und raschelt, verschwindet sie bald nach oben, nicht unbeobachtet von unserem knackigen Jungmann, er steigt dem Weibchen nach (jetzt wissen wir endlich, wo der Ausruck herkommt!), und wir kommen in den Genuss einer veritablen Peepshow: so richtig erkennen kann man in dem riesigen resultierenden Fellknäuel nichts, aber es schnauft und stöhnt kurzfristig, und quieken tut es auch – das Kind muss dem intensiven Körperkontakt im Wege gewesen sein.  Folgt: Blasenerleichterung aus der Astgabel und Abgang „toller Typ“, Mutter kommt noch einmal herunter für einen kleinen Mundvoll. Dieser zweite Besuch währt allerdings nur sehr kurz: es kommt Bewegung in unserem Rücken auf. Das Alpha-Männchen tritt (kracht!) aus dem Unterholz. Dieser Kerl weiß genau, was er tut und wer hier der Boss ist, also marschiert er stracks durch die Mitte der Besucher, die erschrocken zurückweichen. Und der nimmt er sich wirklich Zeit, bis die Platte geputzt ist. Abgang?!  Durch die Mitte. Orang muss ja zeigen wo der Hammer hängt. Das waren die Nachrichten von der Feeding Staion, 1. Teil.

Der Weg zum nächsten Platz, ein Stück flussaufwärts, führt weiter hinein in den Wald, und ist bevölkert von nun wirklich vielen Besuchern, unter anderem einer Gruppe älterer Mitbürger, am Rande der freien Beweglichkeit, jedoch bewaffnet mit professionellem Fotoequipment. Die Kompakte samt Belichtungsmesser etc. im Gürtelholster, Weitwinkelkamera links, und – klack-klack-klack-klack – die mit dem Ultra-Zoomobjektiv rechts. Wir sahen die armen Guides später Rucksäcke schleppen…  Den Affen macht das Fototheater gar nichts aus – vor uns breitet sich eine wunderbare Fressszene aus. Typ 1:  ich bin hier der Chef, und ich esse hier jetzt Jackfruit.  Unsere Theorie: Jack Fruit ist sehr klebrig, und das hilft beim Grabschen der Mädels! Während oben in den Bäumen Jugendliche turnen und sicher ab und zu schauen, ob noch was übrig bleibt, naht eine jüngere Mutter mit Kind. Der Mann dreht uns den Rücken zu – man braucht

Immer schön aufessen, was man in der Hinterhand hält!

Immer schön aufessen, was man in der Hinterhand hält!

schließlich seine Ruhe. Und eine ordentliche Portion Jackfruit.  Bananen bitte zum Nachtisch. Als das Fresstempo nachlässt, schleicht sich die Mutter an – ganz sicher eine von höherem Rang, denn sie wird gnädig zugelassen, so dass für eine Weile Mutter, Kind und mit hoher Wahrscheinlichkeit der Vater gemeinsam vor sich hin schmatzen, bis sie das Feld räumen. Keine pikante Einlage heute!  Stattdessen kommt eine andere Frau mit einem echten Kleinkind im Schlepp – deutlich unsicherer als die zuvor, sie schaut immer wieder in die Runde, ob Konkurrenz naht. Nur das Maschinengewehrfeuer der Auslöser stört sie überhaupt nicht (Frage: müssen die Verschlüsse bzw. Spiegel so klackern bei den modernen Kameras?! Ich finde das wirklich störend).
Wir rücken weiter, nach Camp Leakey, wo alles anfing…

Da geht noch was!

Da geht noch was!

Feeding Station 3.  Es regnet – der erste Regen seit wir Anfang Mai nach Australien zurückgekehrt waren!  Leider haben wir, völllig entwöhnt, unsere Regensachen auf der AKKA gelassen. Andreas kann seine Kamera mit einem geliehenen Schirm schützen, ich folge dem „jetzt ist es sowieso egal“-Prinzip. Unsere „alten Fotografen“ sind auch wieder da, und an der Stelle lobe ich mir doch mal eine schlichte Kompaktkamera; die riesigen DSLRs machen nur große Beulen unter den Regenkutten. Unsere Bilder sind allerdings auchsso bescheiden wie der Affenauftritt sich als bescheiden herausstellt, dafür war die angelieferte Bananenportion durchaus unbescheiden – der Platz hatte deutlich mehr Beobachtungspotenzial. Es ist auch einiges los im Unterholz und in den Baumwipfeln, aber sehen lässt sich fast niemand, bis auf eine Dame, die wahrscheinlich sonst nie eine Chance hat.  Da muss man sich dann den Mund mit Bananenbündeln stopfen bis nichts mehr geht. Scheuer Blick: niemand in der Nähe? Dann noch ein Bündel links vorn und eines rechts hinten.  Rauf in die Astgabel, wo erst einmal Fresspause ist. Leider stürzt ein Teil der Beute ab, was zu viel ist ist zu viel, und dann nimmt auch noch der Regen zu! So ein Affenmist! Also steigt sie eine Station weiter rauf, da gibt es ein paar dünne Ästchen mit Blättern. Kein Regenschutz?!  Natürlich Regenschutz, Ihr blöden Menschen-Zuschauer da unten!  Ich bau‘ mir einen Regenschirm! So sitzt sie dann da, mumpft mit einem Fuß und einer Hand und hält sich mit der anderen den – zugegebenermaßen etwas dünnen – Schirm über den Kopf.  Unvergesslich!

Frau Orang und das Kleinchen

Frau Orang und das Kleinchen

Wir rücken ab, triefend nass, und werfen uns an Bord in trockene Klamotten. Am Vortag war Nachtwanderung das Abendprogramm – spannend, geräuschvoll, mit vielen schönen Spinnen und Skorpionen und einem schockstarren kleinen Eisvogel – heute nur noch Nasen-Affentheater. King Fishern beim Fangen zuschauen. Hornbills und Flughunde vorbeifliegen sehen, die einen mit lauten Flügelschlag, die anderen im Schleichflug. Krokodile

Der Nasenaffen-Patriarch. Das nennÄ ich Spring-Muskulatur!

Der Nasenaffen-Patriarch. Das nenn‘ ich Spring-Muskulatur!

gab es, schwimmende Schlangen und Leguane. Von wegen „langweilig“. Man hätte noch viele Tage länger bleiben können. Bäume pflanzen zum Beispiel. Mehr nach Pflanzen schauen. Und wieder und wieder: Orang Utans. Davon kann es gar nicht genug geben.

Der WWF übrigens sagt das Aussterben der Orang Utans für die nächsten 25 Jahre voraus. Wir kriegen ihn schon hin, den Planeten…

Lummerland

Typisch für diese Gegend: HiTech und die Locals

Typisch für diese Gegend: HiTech und die Locals

Auf dem Weg in den Kumai River/Borneo, 11.10.2014

Wir sind fast schon da, noch 30 Meilen den Fluss hinauf, und dann stehen die Orangs* Spalier. Hoffen wir. Bislang sind es allerding eher die Schuten, die Orang-Utanhausen in Form von Baumstämmen nach Java schleppen und an unserer Kurslinie „Spalier fahren“. Bedauerlich.

Wir hatten eine ruhige Fahrt, über 1 Drittel konnten wir segeln, 1 Drittel motorsegeln – zur Zeit motorsegeln wir unter Vollzeug den Fluss hinauf – und sonst musste der Volvo alleine rappeln. Ist halt hier so – je näher am Äquator umso unbeständiger der Wind, oder nicht existent. Gerade segeln wir eher ungünstig, gegen die Tide, aber bislang geht’s noch ganz gut, trotz Vollmond und Springzeit. Wenn es nachher nicht mehr geht: hier ist es so flach, dass man sich neben die Schifffahrtsstraße verpieselt und den Anker wirft, bis die Tide wieder besser läuft.

Es fing erst ein bisschen wubbelig an, zwischen Lombok und Bali steht ein ordentlicher Jet, aber zum ersten Abend hatte sich alles wieder beruhigt. Vollmondnacht. Ich hatte mich nach dem Funken gerade hingelegt, als der Eigner herunterkommt: „…sag‘ mal, haben wir Mondfinsternis? Das sieht so merkwürdig aus?!“ Ja, doch, Bob McDavitt hatte von einer Eclipse geschrieben, kann schon sein, aber ich dachte das war am Vortag und am Abend des ersten Segeltages steht mir der Sinn mehr nach Pennen. Meine Erklärung: wir fahren Richtung Borneo, berüchtigt für viel Feuchtigkeit in der Luft, viel Smog von Bränden, da schaut der Mond schon mal merkwürdig aus. Schnarchnase. Wäre ich mal aufgestanden – wir hatten wohl eine sich über Stunden auflösende volle Mondfinsternis, der Eigner war beim Wachwechsel noch immer des Staunens voll über diese fast lichtlose Scheibe, an deren Rand sich erst ganz langsam eine silberne Sichel entwickelte, und sich vergrößerte bis der dicke Mond dann endgültig aus dem Erdschatten herausgetreten war. Gut geschlafen habe ich allerdings in jedem Fall.
Womit wir zu Lummerland kommen. Lummerland – Ihr wisst: „… eine Insel mit zwei Bergen und ein tiefes, tiefes Tal…“ Das war dann mein Wunder zur Morgenstunde. Die Verkehrsverhältnisse hier im Chinesischen Meer (genauer gesagt, der Java-See) sind schon ein bisschen anders als in den leeren Weiten des Pazifik, daran muss man sich erst einmal wieder gewöhnen. Nachtwache heißt hier: gucken, mit schöner Regelmäßigkeit, Rundumblick (Lichter?), Radarkontrolle (unbeleuchtete Fischer?), und dann AIS-Signale der Berufsschiffahrt, die ist hier in alle Richtungen unterwegs, Singapur-Australien, Jakarta-Philippinen… Anstrengend! Da ist frau dann froh, wenn der Morgen graut. Ich hatte ein ständiges Radarecho ziemlich voraus, Andreas hatte es schon vor dem Wachwechsel entdeckt und markiert. Bewegt sich das?! Bewegt sich, aber das war nicht mein einziger Problemfall, diverse Fischer wollten noch im Auge behalten werden. Am Horizont achteraus wird es langsam rosig, die wesentlichen Lichter sind umschifft, und dann sehe ich auch das Radarecho mit dem Glas. Ein kleineres Schiff, sogar mit schwacher Beleuchtung. Gut. Allerdings gar nicht gut ist, was ich leicht steuerbord von diesem Schiff sehe. Ein großer Felsklotz steht im Wasser, eine veritable kleine Insel, in der Dämmerung kann ich sogar so etwas wie ein Leuchtfeuer ausmachen, nur halt ohne „Feuer“. Wie geht das denn? Hier ist nichts! Navionics zeigt null Land in der Nähe. Nochmal geguckt: ein Fels, unregelmäßig geformt mit diesem Leuchtgestell oben drauf. Sind noch Boote in der Nähe?! Nöö. Runter, den Rechner anschmeißen, vielleicht hat OpenCPN den Felsen eingezeichnet? Nichts – so ganz leise fängt es bei mir an zu rattern, wie das ist, wenn wir keine Vollmondnächte haben und durch Gewässer ziehen, wo die Seekarten nicht stimmen… Nicht schön! Ich wecke den Eigner – „Du musst mal gucken, ich werd‘ verrückt, hier ist eine unkartierte Insel!“ Ich habe Lummerland entdeckt. Andreas: „Stimmt… da ist sogar ein Gestell drauf für ein Leuchtfeuer! Das kann nicht sein…“

Lummerland bei Lichte betrachtet...

Lummerland bei Lichte betrachtet…

Pause. Längere Pause, und dann: „… das ist ein Kran! Guck‘ mal, das ist eine Barge mit Holz! Das Schiff davor ist der Schlepper!“ Wenn sich der Cockpitboden jetzt aufgetan hätte, wäre ich leider nicht weit mit dem Versinken gekommen, da ist bei uns der Motor drunter. Kann man so doof sein? Nein, ganz normal. Bisschen müde, bisschen unsichtig, schon entdeckt frau Lummerland. Das war aber auch ein unordentliches Holzpaket…

Jedenfalls habe ich mein Fett weg für die nächsten Tage und Wochen. Lummerland wird mich noch eine Weile verfolgen.

... und noch einmal von Nahem!

… und noch einmal von Nahem!

—————————————-
* „orang“ steht im Indonesischen für „Mensch“, ist aber auch ein unbestimmtes Zahlwort, wenn es um Personen geht, „einer“ oder „man“…

Yogyakarta

Eine Rikscha von vielen

Eine Rikscha von vielen

Medana Bay, 7.10.2014

Wir machen uns auf die Socken – langsam drängt die Zeit, die Orang Utans haben schon Kuchen gebacken für unseren Besuch auf Borneo, darum schnell zurück zu unserem Trip nach Jogja.

Der Garten des Puri Artha

Der Garten des Puri Artha

Erster Tag. Frühes Aufwachen im Hotel Puri Artha, Frühstück am Rande des herrlichen, kleinen Gartens, lediglich der Gamelanspieler und sein singender (!?) Kollege, die neben der „egg corner“ sitzen, wirken ein bisschen (ver)störend.  Aber, ha! Für mich  gibt es Früchte bis zum Abwinken und Indonesisches wie Cap Cay mit Tofu. Natürlich auch Labbertoast und süßes Gebäck.  Antonius, der Küchenchef, setzt sich zu uns und erzählt vom Hotel, von seinem Leben in den Küchen der Welt, von Jogja und bringt mir schnell mal einen der javanischen Tür- und Mienenöffner bei, madur nuwun, was nichts anders heißt als „danke“, aber gern gesehen ist bei den Javanern. Üben und merken.

Gamelan - kunstvoll, aber schwierige Musik!

Gamelan – kunstvoll, aber schwierige Musik!

Wir entschließen uns zu einer Portion Großstadt, indem wir uns zu Fuß in Richtung Sultanspalast aufmachen, durch’s ganz normale Leben halt. Mit Shopping Mall (leer), Jackfruit probieren (lecker und klebrig), Holland-Häuser gucken (Reste des colonial bastard style). Als wir auf der Haupt-Shoppingmeile der Stadt ankommen, empfängt uns der Batikwahnsinn, ein Laden am anderen, über Hunderte von Metern. Jogja hat vor einiger Zeit

Gamelan-Partitur

Gamelan-Partitur

den Balinesen das ganz große Batikgeschäft abgenommen, heißt es. Will sagen: es gibt hier mehr Arbeitskräfte, die das für einen Magerlohn machen.  Man wird häufig in Batikproduktionsstätten gebeten, nein: gelockt, mit dem Hinweis auf „Government factory“, nur dass es gar keine von der Regierung geförderten Batikproduktionen gibt. Natürlich soll dort dann eine ordentlich Packung Batik an den Touristen gebracht werden. Wir waren auf

Batikmalerin

Batikmalerin

der Hut. Dennoch war ja Stoffgucken eines meiner Ziele, und ich probiere zwei Läden, gleich am Anfang – einer mittel, einer „ganz gut“. Interessant. Es gibt ein paar fertige Blusen oder Hemden, die ganz reizvoll aussehen, aber ich würde das nachnähen müssen, aus gutem Grund – die Indonesierin an sich ist irgendwie anders gebaut…  Leider sind die entsprechenden Stoff nicht erhältlich.  Abgesehen davon ich bin auch schon wieder

Batik im Detail

Batik im Detail

„voll“, das ist mir zu viel, zu eng. Pause. „Batikshop! Batik factory!“ ist wie zu erwarten Dauerprogramm, aber gegen Ende der Malioboro-Straße kommen uns die ersten Taxi- und Rikshafahrer entgegen, die uns vom Gang zum Sultanspalast abhalten wollen; „… closed for 5 days!“  Wirklich?  Wir laufen weiter, kommen auf einen riesigen Platz der ehemals dem Exerzieren der Sultanstruppen diente.  Stimmt. Palast geschlossen, aber

Einfach nur... schön

Einfach nur… schön

zumindest bis zum Eingangsbereich dringen wir vor, einem großen offenen Pavillon und hier finde ich mein Tagesziel.  Klasse!  So fühlt sich das also an, wenn ich in einem Baumarkt abhänge und der Eigner sich voller Enthusiasmus durch Niro-Schrauben und Pumpenteile wühlt.  Der arme Kerl sitzt am Rande einer … Batikausstellung. Ich schwebe von Stand zu Stand, rieche heißes Wachs, verbeuge mich innerlich vor den Frauen, die da mit sicherer und vor allem freier Hand Muster auf Stoffe malen, gackere mit den Schöpferinnen, lasse mir verschiedene Pflanzenfärbungen erklären und bewundere natürlich die Stoffe.  Schöne Sachen, wie ein warmer Regen. Ich kann mich kaum lösen und fasse auch schon mögliche Objekte für den Kauf ins Auge – zwischen 200.000 und 500.000 Rupien werden für die Stoffe verlangt, die meisten um die 2 m lang und 1 m breit, aber eigentlich ist dies keine Verkaufsausstellung, sondern eine Show anlässlich des Geburtstages der jüngsten Sultanstochter. Hier muss ich nochmal hin, das ist klar. Rückfahrt zum Hotel (ab Bahnhof gefordert 40.000 Rp., aber nach Taxameter waren es dann knapp 25.000. Schlehmil).  Kaffee, Abendessen im Garten, fertig.

Rikscha, Rikscha, Batikläden

Rikscha, Rikscha, Batikläden

Wieder ein Frühstück mit Antonius-Begleitung, sehr nett, zumal er uns auch verspricht, am Donnerstag ein indonesisches Frühstück für uns zu bereiten, „nur mit der rechten Hand zu essen!“.  Wir nehmen die Taxe durch die Stadt, unseren Gewaltmarsch muss man nicht unbedingt täglich wiederholen, und lassen uns am Palast abwerfen, der wie zu erwarten nicht geschlossen ist – am Vortag waren wir einfach zu spät. Wir werden von einer

Am Haremsbade...

Am Haremsbade…

freundlichen Dame durch die offenen Teile des Palastes geführt und bekommen einiges zur Geschichte, vor allem des 9. Sultans – wir sind jetzt bei Nummer 10 – zu hören, der aktiv in den Unabhängigkeitskampf eingegriffen hat. Interessante Genealogiebäume waren zu sehen: Blätter die Mädchen, Früchte die männlichen Nachkommen, und so mancher Baum bis zum 7. Sultan hing ganz schön voll: 70 oder 80 Kinder

"Karneval" zu Ehren von Sultans Töchterlein

„Karneval“ zu Ehren von Sultans Töchterlein

keine Seltenheit. Wir sehen allerlei Geschenke aus aller Welt – augenscheinlich musste man sich im Rahmen des Gewürzhandels die Sultane recht gewogen halten – und prächtige Repräsentationsräume für diverse Rituale. An einer Stelle überrascht mich die Führerin mit der Nebenbemerkung, dass hier „eigentlich nur noch die Beschneidung der Jungen und Mädchen“ durchgeführt wird. Mädchen?  Ich habe nachgelesen: es stimmt, es ist sehr üblich, und leider hat die Medikalisierung des Rituals die Nebenwirkung, dass der kühne Mediziner sehr viel weiter beschneidet als es früher üblich war… Hmm.
Um gleich beim Thema Frauen zu bleiben, nach dem Palast ist vor dem Palast, und zwar war auch das „Wasserschloss“ zu besichtigen – eine Anlage, die für den Harem vorgesehen war und im Innenhof drei große Wasserbecken enthielt. Dort konnten die Frauen sich vergnügen, überragt von einem Aussichtsturm für den Sultan, der sich so die Favoritin des Tages aussuchen konnte. Schick…

Vom Wasserturm zum Vogelmarkt, irgendwie muss man ja doch zu seinem Gewaltmarsch kommen. Es zog sich, und der Markt war… interessant. Die meisten Vögel taten uns Leid in ihren Käfigen, gaanze schwärme von kleinen Finkenvögeln, Täubchen etc. zusammengepfercht. Große und kleine Hühnervögel, teils mit groteskem Gefieder Am nettesten fand ich den Beo, der, wenn ihm danach war, wie ein Hahn krähte, aber so richtig lustig war der Besuch nicht, auch wenn die Anlage wie ein schattiger Garten angelegt ist und damit eine kleine Oase darstellt im Getümmel. Wir laufen ein Stück staubige Straße zurück, haben aber keine Lust auf Plattfüße, und so passiert’s: wir landen in einer Rikscha, der peinlichste Moment der ganzen Reise. Als mittlerweile „routinierte Indonesienfahrer“ liefern wir auch noch ein ziemlich niedriges Feilschergebnis ab. Ich nehme Platz, Andreas zweifelt, ob er sich überhaupt noch dazu quetschen kann (er konnte!) und dann geht es los. Den Großteil der Strecke habe ich gehofft, dass mit niemand sieht oder gar erkennt, denn der arme Fahrer musste mehrfach vom Sattel absteigen, um die Fuhre Europäer von der Stelle zu kriegen. Jedes Schlagloch ein Tort für die geschundenen Oberschenkel, jede Kreuzung ein Anfahr-Drama.  Natürlich kriegte der Fahrer, als wir wieder vor’m Sultanspalast ankkommen, den ursprünglich geforderten Preis.  Rikscha? Nie wieder, jedenfalls nicht zu zweit.

Ramayana Ballet mit den Tempeln von Prambanan

Ramayana Ballet mit den Tempeln von Prambanan

Am Abend gab es dann Kultur – beim ersten Stadtgang hatten wir das städtische Ramayama-Theater gesehen und uns gefragt ob das wohl eine Touristenfalle sein könne, und Antonius hatte uns stattdessen die Fahrt zu den Hindutempeln von Prambanan empfohlen. Gesagt, gebucht. Während in der Stadt der Strom ausfiel, ließen wir uns 10 Kilometer hinaus kutschieren zum Ramayana-Ballett. Schwierige Sache das, wenn man a. die

Rama und Lakshmani

Rama und Lakshmani

Geschichte kaum kennt und b. mit der Kultur nicht vertraut ist. Die Musik ist, denke ich, ein bisschen an globalen Geschmack angepasst, will sagen; das Gamelanorchester wirkt manchmal geradezu schwungvoll und auch die Gesänge sind anhörbar – das war im Sultanspalast, wo es klassisch zugeht, schon ein bisschen anders!. Um das Ballett und seine Handlung wirklich zu verstehen müsste man  sich wahrscheinlich Jahre damit beschäftigen – zumal die Handlung auf 2 1/2 Stunden komprimiert ist. Es gibt Ramayana-Vorstellungen mit der ganzen Geschichte, die eigentlich aus 7 Büchern besteht, die jeweils über viele Stunden an mehreren Tagen laufen (dazu sagt ein Reiseführer: „… Kissen nicht vergessen!“).  Wir sahen Folgendes: Prinz Rama (eine Reinkarnation des Gottes Vishnu) gewinnt den Kampf, der um die Hand von Prinzessin Sita austgetragen wird, man heiratet. Rama wird, obwohl Thronfolger, für 14 Jahre in die Verbannung geschickt, in Begleitung von Bruder Lakshmani und Sita. Der Dämonengott Ravana hat ein Auge auf Sita geworfen  und lockt Rama mit einem Trick fort und später auch Lakshmani, der Sita beschützen soll, so dass er Sita entführen kann. Ein Vogel überbringt die Kunde den beiden Männern, die versuchen Sita zurückzuholen. Rama gewinnt einen weiteren Verbündeten, Sugriva. Hanuman, der Affengott, schaltet sich ein. Nach einigen Kämpfen besiegt Rama schließlich Ravana und Sita ist frei. Und dann der abgeschmackte Schluss: Rama hat Zweifel an Sitas Reinheit und schickt sie in eine Feuerprobe, was sie natürlich besteht (Rama, Du Knallkopp!). Ein sehr künstliches Konzentrat, aber beeindruckend, die Tänzer zu beobachten.
Eigentlich müsste man das Ramayana mal in Gänze lesen, denn im gesamten hinduistisch-buddhistischen Bereich findet Teile der Geschichte.

Borobudur am Morgen

Borobudur am Morgen

So geschehen am Mittwoch, der uns frühmorgens zur größten buddhistischen Tempelanlage Indonesiens in Borobudur führte, und dann noch einmal zur Besichtigung der Tempel von Prambanan, die wir im Abend hinter der Bühne hatten aufragen sehen. Ein (autodidaktisch) deutschsprachiger Führer, Samir, diente sich uns an und erklärte einiges rund um die hinduistischen Gottheiten, die unglaublich reichhaltige Symbolik, die Bedeutung der Reittiere in den Skulpturen. Und die vielen, vielen sexuellen Bezüge, auf die Samir ganz besonderen Wert legte. Immerhin konnte man in den Fresekn rund um den Krishnatempel die Ramayanageschichte noch einmal in einer anderen Konzentration sehen. Leider fehlte dort meine Lieblingsballettfigur, Hanuman.

EIn paar Stupen in Borobudur

Ein paar Stupen in Borobudur

... und das ist drin in der Stupa!

… und das ist drin in der Stupa!

Das Indonesische Frühstück. Nur mit rechts zu essen!

Das Indonesische Frühstück. Nur mit rechts zu essen!

Kam der Donnerstag und Abreisetag. Zunächst das indonesische Frühstück, Antonius freute sich wie ein Schneekönig, dass es uns schmeckte und wir Spaß hatten. Dass ich das Bananengetränk dann doch löffelte statt es zu schlürfen, darüber lacht er wohl heute noch.  Vielen Dank für das schöne Erlebnis, Antonius!

Vor der Vredeburg. Der Mann ist einfach eine Sensation!

Vor der Vredeburg. Der Mann ist einfach eine Sensation!

Wir gaben uns zum Abschluss noch eine Dosis modernerer Geschichte, denn in der alten niederländischen Festungsanlage, der Vredeburg (!) , befindet sich eine Ausstellung aus vier Dioramen zum indonesischen Unabhängigkeitskampf. Schnell skizziert: 1942 hatten die Japaner „Niederländisch Ostindien“ besetzt, und als sie nach Ende des zweiten Weltkrieges, abzogen, erklärte sich die ehemalige holländische Kolonie schnell für unabhängig, hatte aber die Rechnung ohne den alten Wirt

Indonesien im Selfiewahn!

Das geht aber auch, egal wo… Indonesien im Selfiewahn!

gemacht, die Holländer kamen zurück. Und hier kommt Yokyakarta ins Spiel – in dem sich entwickelnden, hüben wie drüben ziemlich brutalen Guerillakrieg  wurde der Regierungssitz zwischen 1945 und 1949 bis zur endgültigen Unabhängigkeit Indonesiens nach Yogyakarta verlegt.  Ein sehr interssante Ausstellung, auch bezüglich der unterschiedlichen Interessengruppen innerhalb Indonesiens, die sich peu à  peu in Sachen Unabhängigkeit zusammenschlossen.

Und dann war es nicht mehr lang bis zur Rückreise. Der CO2-Hammer – unser Direktflug von Jogja nach Lombok kostete genau so viel wie das Schnellboot von Lombok nach Bali. Nur dass man mit dem Aluvogel statt 18 Stunden Reisezeit nur 1,5 benötigt.  Wer kann dem widerstehen?  Wir nur halb.

Auf geht’s nach Borneo!  Wir werden 4 Tage brauchen. Der Orang-Utan-Kuchen muss wohl noch einmal neu gebacken werden…

Einmal Java und zurück

Der Name der Schifffahrtslinie trifft's genau...

Diese Aufschrift trifft’s genau…

Medana Bay/Lombok, 4.10.2014

Harmlos. Zumindest unter der Küste, sonst KNOCHENHART

Harmlos. Zumindest unter der Küste, sonst KNOCHENHART

Wir sind wieder da, und das ist schön! Vor 10 Tagen hatten wir uns in eine Taxe geschwungen, die uns nach Teluk Kodé brachte, ein Fischerdörfchen nur ein paar Kilometer von der Medana Bay entfernt, vom dem aus die großen und kleinen Boote zu den Gili Islands abfahren (siehe letzter Blogeintrag, Plastikmüll…). Von den Gilis – was für eine Anhäufung von Tauchbasen und Restaurants, Resorts und Backpackerabsteigen, wir konnten es beim Stopp beobachten! – knallt das

Knallen 2700 PS  mehr oder weniger als 1000?

Knallen 2700 PS mehr oder weniger als 1000PS?

Schnellboot mit 48 Touristen in 2 Stunden hinüber nach Bali, zuerst in die Padang Bay, und dann noch eine Stunde weiter zur Insel Serangan, die dem Hafen von Benoa vorgelagert ist. Beförderungsbedingung: keine Herz-Kreislauferkrankungen, keine Rückenleiden.
Denpasar nennt sich der lauschige Zielort, ist die Haupstadt von Bali, ihr Vorort Kuta ist berühmt als das Australier-Malle, und unter Seglern hieß es über die Stadt Denpasar: „… nothing to see…“

Bali. hinduismus für Anfänger

Bali. Hinduismus für Anfänger

Das fordert einen ja schon mal heraus, und wir konnten tatsächlich unserer notorischen Geschmacklosigkeit gerecht werden und fanden es sehenswert. Ein Stadtungetüm mit dickem Verkehr und einem hinduistischen Schrein am anderen. Der Fußgänger stolpert nicht nur alle naslang über Opferschälchen, sondern auch über deren Verkäuferinnen, die sich verkaufstechnisch günstig mitten auf dem Gehsteig niederlassen.  Man kommt nicht drum herum!

Nach Sonnenuntergang trudeln wir mit unserem Taxi in der „Agus Jaya Residence“ ein, einem Hotel, das wir über den Tripadvisor gefunden hatten, und das einerseits dicht am Busbahnhof, aber vor allem auch in einem

Hier können Passanten Oopfer kaufen!

Hier können Passanten Oopfer kaufen!

absolut balinesischen Wohnviertel liegt. Hunde, Katzen, Schreine. Gutbürgerliche Häuser, Werkstätten, Schreine. Geschäfte, Busunternehmen, Schreine… Und so fort. Das Hotel ist dünn besetzt, sodass sich der Strom der Freundlichkeiten fast ausschließlich auf uns konzentriert, es ist fast schon nicht zu ertragen. Ob wir noch mit dem Motorroller zur Garküche gerollert werden möchten!? Nein, vielen Dank, wir

An jedem... Kantstein!

An jedem… Kantstein!

gehen gern mal ein paar Schritte. Ganz sicher?! Es wäre keine Mühe, kein Problem! Letztendlich gelangen wir zu unserem „Warung“ wirklich zu Fuß, durch Denpasar’s nächtlichen Vorort Ubung, und hier ist von bierbäuchigen Australiern und anderen Langnasen nichts zu sehen. Wir wirken wirklich exotisch, wie wir uns durch die Auswahl an Krupuk gestikulieren und nach Augenschein „Nasi Goreng Ayam“ bestellen.  Während hinter dem aufgehängten Plakat mit den Hühnern, Enten und Fischen (Ayam, Bebek und Ikan) der Verkehr brandet, genießen wir unser wirklich scharfes Nasi. Keine Touristenspeise, definitiv. Eat now, enjoy later…

Theaterpuppen aus Münzen

Theaterpuppen aus Münzen

Der nächste Tag sieht uns in der Stadt, wir wollen unser Bahnticket nach Yogyakarta erwerben. Schnell ist klar, dass wir in dieser Sache nichts ausrichten können, aber immerhin erfahren wir, dass der beste Weg ist, den Bus von Ubung nach Gelimanuk und dann  die Fähre nach Banyuwangi zu nehmen und sich dort ein Bahnticket zu kaufen.  Ein bisschen „frei fliegend“, die Planung, aber das wird schon. Stadtgang. Ausgiebiger Besuch des „Bali Museum“, einem Palast des letzten Königs, der sich 1910, als er sich der Holländer nicht erwehren konnte, umbrachte und dafür heute noch verehrt wird. Kleine Einführung in hinduistische Kultur und Architektur mit all den Ying und Yang-Anklängen, Schwarz und Weiß, Gut und Böse.  Ein Verweis von der Polizei, dass wir ohne Sarong nicht in die Tempel dürfen. Dann Marktbesuch.

Erholsame Seitengassen - auch hier wird "mal schnell" geopfert

Erholsame Seitengassen – auch hier wird „mal schnell“ geopfert

Hier merkt man den touristischen Einfluss schon, es hängt sich eine hartnäckige Kandidatin für eine Markführung an, die erst verschwindet, als wir uns auf die Suche nach einem Kaffee begeben, und der Führer, der sich im Museum angedient hatte, verlangte einen stattlichen Obulus – aber immer noch gering für europäische Verhältnisse, und wir haben ja auch etwas gelernt. Hatten wir anfangs noch die Absicht, abends in eine der balinesischen Tanzshows zu gehen, reichte die Kraft zum Schluss gerade noch für den Spaziergang zu einem weiteren Warung, auf eine Schale Soto Ayam, Hühnersuppe. Das war Denpasar im Schnelldurchgang!

Die Busfahrt nach Gelimanuk, an die 4 Stunden lang, erwies sich als kurbelige Angelegenheit durch die Berge, danach in sanfteren Bögen entlang der Südküste der Insel mit ihren atemberaubenden Surferwellen. An „barrels“ kein Mangel! Der Bus dröhnt durch die Dörfer, vorbei an vielen Schreinen und Tempeln mit goldgelben und schwarzweißen Stoffen umkleidet. Wann der alte Herr auf dem Sitz vor uns Hände betend erhebt, konnten wir nicht herausfinden, es war eben nicht jede Grabstelle und auch nicht jeder Tempel. Aber es waren viele!  Leute steigen aus und ein, mit Kindern, Hunden, großen Einkäufe im Gepäck. Als wir Gelimanuk näher rücken, entwickelt sich ein Wettrennen mit einem anderen Bus, so wie wir es aus Afrika und anderswo kennen.  Das alte Spiel: möglichst viele Fahrgäste aufsammeln ohne sich vom anderen überholenzu lassen. Sehr spannend!

Die Fähre nach Java. Immer locker vom Hocker.

Die Fähre nach Java. Immer locker vom Hocker.

Am Fährbahnhof sind wir ruck-zuck auf dem Schiff nach Java – die Kosten sind horrende, wir zahlen einen Euro für die Überfahrt.  Für zwei… Nach der langen Busfahrt – immerhin fast 4 Stunden – erwerben wir ein Bananenblattpäckchen mit Nasi Goreng Ayam und Chilisauce (siehe oben, aber man gewöhnt sich an das zweite Brennen!) und eine Teigtasche, die nicht ganz so feurig ist. Auf der Brücke entspinnt sich ein längeres Gespräch mit der Besatzung. 750 PS hat so eine Autofähre, nicht besonders viel – die Schnellboote von Lombok nach Bali warteten mit 1500 bis 2700 auf (jaja, wir haben auf dieser Tour einen  CO2-Fußabdruck so groß wie ein Yeti hinterlassen!). Der Maschinist spricht leidlich gutes Englisch, und man ist der Bewunderung voll für „weite Reisen“ wie unsere; die Distanz von Gelimanuk nach Banyuwangi beträgt gerade mal 2,5 Meilen und das auch nur, weil man einen ordentlichen Zacken fährt. Dennoch sind wir 60 Minuten unterwegs – die Fähren knubbeln sich nämlich vor den Anlegern.

Auf dem Weg zur Fähre.

Auf dem Weg zur Fähre. Wie Stellplätze doch abfärben können!

Wir wehren die ersten javanischen Tourist Touts ab – von hier hat man guten Zugang zum Bromo, einem weiteren Vulkan auf der langen Kette des Sundabogens, also: „Hello Mister – tour to volcano?“  „Hello Mister – where you go? Bromo??“  Andreas pflegt auf die Frage, wohin wir gehen, freundlich zu sagen: „… in dieser Richtung!“, ich neige den Kopf huldvoll und und sage lächelnd „… terima kasih…“. Dankeschön. Am Bahnhof angekommen lasse ich den Schweiß frei strömen. Mir schwant Böses für die Weiterreise Richtung Äquator, es kann nur wärmer werden!   Am Schalter empfängt uns das muslimische Indonesien wieder; Dienstbekleidungsvorschriften für die Frauen erzeugen sehenswerte Bilder.  Sehr beliebt sind in Indonesien Untertücher mit kleinen Schirmen, in Tuch- oder in Kontrastfarbe, darüber das Kopftuch, oft festgesteckt mit großen Broschen, oder wie hier, mit einem Magnetstecker der Eisenbahnlinie KERATA.  Eine sehr nette junge Frau – ich glaube, „un-nett“ gab es während des gesamten Aufenthaltes noch nicht! – bedauert, dass es keine Plätze auf dem  durchgehenden Zug gibt, was wir auch gar nicht erwartet hatten, das muss ein Kurswagen sein, von dem wir noch nicht gehört hatten; eine informationslücke beim „man in seat 61“, Donnerwetter. Wir kaufen zwei Tickets „first class“ nach Surabaya und weiter nach Yogyakarta, kurz: Jogja, für den Sonntagmorgen, und begeben uns auf Hotelsuche. Hier passiert ein „Fuchs“, denn ich bin immer gehemmt, den Einflüsterungen von eigentlich immer freundlichen Taxifahrer-Führer-Hotelvermittler-Figuren zu gehorchen, und stapfe entschlossen durch die nachmittägliche Hitze in die Richtung, in der ich Hotelkandidaten vermute. Ketapang Indah hatte schon telefonisch gesagt, sie seien ausgebucht, aber man könnte ja mal vorbeischlendern…

Domizil für eine Nacht: Manyar Garden, Banyuwangi

Domizil für eine Nacht: Manyar Garden, Banyuwangi

Heiß ist es, ich sagte es schon, staubig ist es auch, „Hello Mister“ reißt nicht ab und Google Maps verspricht Hotels an Stellen, wo eindeutig keine sind. Das drückt die Wanderlust etwas, aber jeder Taxifahrer würde, wie schon am Bahnhof,  mit einem Hotel seines  Bruders/Schwagers/Vetters aufwarten… Es ist dann so weit doch nicht, bis auf der Wasserseite das Schild „Manyar Gardens“ auftaucht. Probieren wir es dort mal!  Das Hotel ist ein Investmentobjekt der… 70er?! Kräftig farbige Betonbungalows in einem lichten, tropischen Garten,  geräumige Zimmer, und man verspricht uns sogar eines mit warmem Wasser, was nicht selbstverständlich ist und auch einen Aufpreis verlangt: wir zahlen teure 20 Euro für die Nacht.  Die Anlage war sicher mal schön gedacht, ist aber wenig belebt – warum nur ist das Ketapang Indah ausgebucht und hier ist es leer?! Im Pool badet eine Familie, Papa und Söhnchen „normal“, Mama auch. Sie trägt volle Verschleierung. Wenn Burkini das richtige Wort ist, dann war dies einer. Gewöhnungsbedürftig.  Der Strand zur Bali Strait hin  ist desolat, schwarzer Vulkansand mit etwas Müll, abgesperrt durch einen Zaun. Defekte Jetskis neben alter Tauchausrüstung – nicht verlockend,  darum verziehen wir uns ins Restaurant, bekommen versöhnlich gute Fruchtsäfte und Ingwerkaffee, später noch ein leckeres indonesisches Abendessen, und sind mit dem Quartier ganz glücklich.

Java. Vulkane, Palmen, Reisfelder.

Java. Vulkane, Palmen, Reisfelder.

Die Zugfahrt beginnt um 9 Uhr am Morgen mit einem relativen leeren Zug, der sich langsam in die Vulkanlandschaft hinauf schraubt und sich dabei von Station zu Station mehr füllt. So „breathtaking“ wie beschrieben ist die Reise nicht, wir verdrömeln die Stunden und ein gutes Drittel der Reise verläuft ohnehin durch das Flachland in Richtung Surabaya. Reisfelder, Dörfer, Reisfelder. In Surabaya rollt man eine ganze Weile durch Vorstädte und Modern-Urbanes, vorbei an Malls, KFC und McD, bis der Zug in der Station Gubeng hält. Umsteigen! Um auf den Bahnsteig zu kommen, erleben wir eine Premiere: man steigt durch den benachbarten Zug, der warten muss, bis alle Passanten durch sind. Das hatten wir noch nicht. Eine Stunde Zeit – für  „Dunkin‘ Donuts“. Als der gut gefüllte Anschlusszug nach Jogja abfährt, ist es nicht mehr lang bis zur Dunkelheit – Java ist eine Stunde hinter dem Osten Indonesiens zurück, also bricht die Nacht gegen 17:30 an. Zu sehen ist ab da nicht mehr viel, wir vertiefen uns in die eBooks, speisen ein Nasi Goreng und lassen uns nach Jogja tragen.

Im Hotel Puri Artha. Billig, billig - aber hübsch hübsch!

Im Hotel Puri Artha. Billig, billig – aber hübsch hübsch!

Halb zehn. Der Bahnhof in Jogja ist ganz nach unserem Geschmack – voller einheimischer Reisender, die auf dem Bahnsteig kampieren, essen, schlafen, spielen. Es folgt die teuerste Taxifahrt zu unserem Hotel (umgerechnet 3 ‚¬), der Fahrer macht sich gar nicht erst die Mühe, das Taxameter anzuwerfen und erhöht – wie wir feststellen werden – um 100%, aber wir machen uns auch keine Mühe, den Preis zu verhandeln. Was sind schon 30.000 Rupien (mehr). Wir waren der Empfehlung der SANUKs gefolgt und hatten kurzerhand über Agoda das Hotel Puri Artha gebucht (Zitat: „…nur 3 Sterne, aber uns hat’s gefallen!“) Eigentlich ein Tick über unserer Unterbringungsklasse, muss man sagen, aber äußerst kostengünstig und wirklich so schön, dass man es genießen konnte: die Zimmertrakte um einen Innenhof mit Wasserlauf und Brunnen gruppiert, vor jedem Zimmer die Indo-typischen Sessel. Das Restaurant öffnet sich in einen liebevoll angelegten Garten, auch hier plätschert Wasser… Wir bekommen einen fruchtigen Willkommensdrink (nicht-alkoholisch, natürlich) und fallen zügig um.
Dieses war der erste Streich, und der zweite folgt… alsbald.

Ausflüge

Medana bay: Plastikmüll von den Gili Islands

Berufsverkehr in Medana Bay: Plastikmüll von den Gili Islands

Denpasar. 27.9.2014

Ehe die Erinnerung an Lombok im Sumpf der stets neu hereinflutenden Eindrücke versinkt, gibt es wenigstens ein paar Schlaglichter.


AKKA hängt immer noch an einer Mooring in der Medana Bay Marina, das klingt ja schon fast bombastisch, ist es aber nicht wirklich, es ist einfach, nett und bequem.  Es gibt zwar ein paar Liegeplätze an einem kleinen Steg, aber da die Bucht nach Norden völlig offen ist, läuft manchmal Schwell herein, die Schiffe tanzen dann an den nicht besonders stabilen Fingern; so ist die Mooring schon ganz angenehm, AKKA dreht sich im Strom oder auch im Wind nach Belieben. An Land hat eine indonesisch-
britische (?!) Familie ein schlichtes Restaurant (plus Hotel), wo man auch essensmäßig ganz gut (und günstig) aufgehoben ist (bis auf… die gebackene Banane, die ist, ganz indonesisch, mit Käse bestreut).
Was tut der moderne Segler an einem Ankerplatz zuerst?! Aufklaren?  Quatsch… er guckt, wo es Internetzugang gibt, böse Zungen behaupten, dass so mancher Segler auch den Ankerplatz danach aussucht. Scheiß was auf die Korallen oder die Flachs, Hauptsache die Signalstärke stimmt!  Machen wir auch. Ein bisschen. Hier in Indonesien sollte Internetzugang kein Problem sein, das merkt man auch daran, wie oft ich es erwähne –  wir haben dazu unsere gut aufgeladene SIM-Karte der Telkomsel. Nur zeigt die seit Tagen schon nur noch 300 MB an, damit kommt man nicht weit, und die zur Not erworbene Zweit-SIM gibt keinen Pieps mehr von sich, wir haben nämlich den Akku unseres Mobile Routers geschlachtet. Da muss man nicht lange fragen, was zu tun ist – meine Lieblingsstationen in indonesischen Städten sind die Telkomsel-Büros und GRAPARIs, und in Lomboks Hauptstadt Mataram gibt es so etwas.  Auf den Bus!  Der schraubt sich kurz hinter Medana den Berg hinauf, es geht in den Urwald, man merkt es an zahllosen Makaken, die mit verschmitzten, bärtigen Gesichtern am Straßenrand lauern. Wir vermuten, dass sie auf freundliche Müllgaben der indonesischen Auto- und Busbesatzungen warten. Schokoriegel alle?! Zack! Aus dem Fenster mit der Verpackung.  Flasche  leer?! Hinaus!  So sieht das aus hier.  So sieht es wirklich aus!  Der Bus kurvt und ächzt auch bergab durch’s Grün und nach 1 1/2 Stunden hat uns die Zivilisation wieder. Zunächst werden mal an einer Stadtrandtankstelle die 18 20 l-Kanister mit Diesel befüllt, die zwischen den Fahrgästen und dem Fahrer gestapelt sind. Wat mutt, dat mutt…  Der Fahrtbegleiter muss ab und an Hand an die rutschende Ladung legen, aber, naja, „geht schon!“

Der Platz vorn rechts...  Prima, oder?

Der Platz vorn rechts… Prima, oder?

Zivilisation auch insofern, als wir seit Kupang auf Timor nur mehr oder weniger große Dörfer gesehen haben, und Mataram ist eine gestandene Großstadt, mit allem, was dazu gehört, Lärm, Verkehrsgewühl, Geschäfte und, na klar, Telkomsel, die wir im zweiten Anlauf und nach längeren Laufstrecken (Google Maps ist manchmal ziemlich unexakt, was Adressen angeht!) finden. Und hier werden Sie geholfen, liebe, dusselige Anwenderin!  Ich hatte nämlich vergessen,w ie man das Datenvolumen der Karte korrekt abruft, peinlich, peinlich – Sende „ul info“ an 3636, und alles ist klar. Das Datenvolumen für den laufenden Monat ist noch überfett.  Bleibt noch der Mobile Router – da hatten wir auf dem Weg in die Stadt schon einige Lädchen vergeblich belästigt, und auch in der „Mall“ wurde es nichts mit einem Ersatzakku. Nachdem der 4. Telefonkramstand seine Bestände durchgewühlt hatte, entschieden wir uns für einen neuen Router. Immer ein Erlebnis, wenn es nur sehr klapperige Verständigungsmöglichkeiten gibt (und die Bedienungsanleitung Bahasa only spricht).  Aber: es funktioniert.

... nur wenig später!

… nur wenig später! Ich bin begeistert – trotz des Dröppelgesichtes!

Was war das Highlight des Tages? Der HERO-Supermarkt mit sehr vielen länger vermissten Köstlichkeiten , von Blauschimmel-
käse bis Dänische Marmelade…? Oder die abschließende Busfahrt nach Hause?  Eindeutig: Letzteres. Andreas musste schon nach kurzer Zeit auf die Rückbank umziehen, weil einfach zu viele Säcke mit Schlangenbohnen, Knoblauch, Zwiebeln und Pütt un Pann mitfahren wollten. Die Dachlast sahen wir erst am Ziel und plötzlich verstanden wir, warum der Schaffner, der auch in engsten Kurven barfüßig aus der offenen Tür hing (man könnte ja einen Fahrgastkandiidaten übersehen!), so oft argwöhnisch nach oben peilte. Ich konnte derweilen bei den Damen große Erfolge einheimsen, ich habe nämlich die immer wiederkehrende Frage nach punya, Kindern, nicht mit „tidak“ beantwortet, sondern wortlos das Mobiltelefon gezückt und meine Berliner Großnichten und -neffen vorgeführt.  Anerkennendes Lachen, Nicken, Daumen hoch!  Danke nach Berlin, den Trick merke ich mir! Als wir uns an „unserer Moschee an der Ecke“ aus dem voll gepackten Bus gequält hatten, wollte das Winken kein Ende nehmen.
Einen Nebeneffekt hatte die Reise: der Eigner, stets höflich, mochte das Limonadenangebot der Sitznachbarin nicht abschlagen… „… nur ein Teelöffelchen voll“ sei es gewesen.  Na gut. Solche Limonaden werden in obskuren PET-Flaschen mit noch obskurerem Wasser angesetzt, da gereicht schon ein Teelöffel zu einem Tag unfreiwilliger Pause auf der AKKA…

Aber am Montag ging es wieder los.  Wir hatten am Sonntag schon zwei Motorroller bestellt, die uns im Norden der Insel zum Abhang des Vulkanes befordern sollte. Diese Roller sind Eigentum der Dorffamlien, die damit morgens erst die Fahrt zum Markt etc. erledigen und sie danach bei Bedarf verleihen, um sich ein kleines Zubrot zu verdienen (das gleiche Prinzip gilt für die Wäschereidienste, die die Marina anbietet – es wird einfach eine Liste der Familien abgearbeitet, wer mal wieder „dran“ ist mit Geldverdienen).  Leider konnte nur eine Familie ihren Roller entbehren, also musste ich beim Eigner auf den Soziussitz. Ui, je.  Nach ein paar hundert Metern haben wir erst einmal eine Atempause eingelegt, es war mir einfach unheimlich, und auch der Abbruch des Unterfangens wurde kurz in Erwägung gezogen. Aber nach einer Weile hatte ich es einigermaßen drauf:  Prinzip: Körperkontakt und Dranbleiben. In Kurven einfach die Augen schließen und keinen Gewichtsausgleich versuchen. Und wenn ich eben mal die Augen nicht geschlossen hielt, boten sich uns zahllose, unvergessliche, wenn auch nicht dokumentierte Transportbilder.  Am besten gefallen uns die überbreiten Motorradransporte – schwere Säcke, riesige Mengen an Schilf für die Dächer. Lebende und tote Hühner.. Der Kioskbedarf für eine Woche, der Fahrer kann knapp drüber hinausblicken, Lenken nur noch durch Gewichtsverlagerung… Mülltransport. Und dann die Passagiere!  8-Beiner sind eher die Regel, und 10-Beiner keine Seltenheit, Papa, Mama plus 3 Sprösslinge. Die elegante Art, wie frau – mit den langen Röcken oder Sarongs – im Damensitz balanciert (und gestikuliert…) Das Schönste waren die Schülerinnen, die uns entgegen kamen, lachende Gesichter, drei wehende Schleier, drei wehende Schulrücke, die Fahrerin ganz ordnungsgemäß sitzend, und hinter ihr eine mit den Beinen nach rechts, eine nach links – so kann man sich auch gut unterhalten, wenn man durch die Reisfelder saust.

Beim Reisdreschen. Von Hand...

Beim Reisdreschen. Von Hand…

Gesehen haben wir nicht wirklich viel – zu sehr waren wir auf unsere Fahrt konzentriert, ich auf meine Balancetaktik, Andreas hatte alle Hände voll mit dem Rollern zu tun und damit, sich nicht den landesüblichen, schlagartigen Ausweichmanövern auszuliefern. Zum Reisernten haben wir angehalten und um uns in einem Dorf mit Schülern zu vergnügen, von „money, money“ bis „fuck you!“.  Ziel und Lohn der Fahrt war ein vorab vereinbarter Lunch in den

Rinjani Mountain Garden.  Wandereroase

Rinjani Mountain Garden. Wandereroase

Typisch indonesisch: Moto-Tankstelle aus der recycelten Flasche...

Typisch indonesisch: Moto-Tankstelle aus der recycelten Flasche…

The Lombok King of the Road!

The Lombok King of the Road!

Rinjani Mountain Gardens, eine Oase für Rinjaniwanderer, ein gutes Stück weit zum Krater hinauf. Von See weht eine sanfte Brise, die Luft ist schon etwas kühler… Herrlich!  Toni, deutsche ex-Seglerin und Inhaberin des Resorts, erzählte, dass der Rinjani-Track wahllos allen Touristen verkauft wird, aber sie sehe „was alles dort hinauf geschickt wird und wie sie wieder herunter kommen“.  Gut dass wir nicht ernsthaft daran gedacht hatten – zumal ein junges deutsches Paar, die die Wanderung gerade hinter sich gebracht hatten, noch bittere Kommentare zu den Anstrengungen und zur Müll- und Exkrementbelastung des Weges abgaben.  Nix für schlappe Segelrentnerbeine. Und -nasen.   Darüber hinaus: schön sieht der Rinjani auch von unten aus und der Garten war ein einziger Genuss, wie das Fischcurry auch.  Auf den frisch gebackenen Wanderer-wieder-Aufpäppel-Erdnusskuchen haben wir verzichtet, wir mussten ja unsere 50 km wieder zurückbalancieren.

Und jetzt: sind wir schon auf dem nächsten Ausflug. Draußen fliegt Java vorbei. Nach zwei Tagen in Bali sitzen wir im Zug nach Surabaya, heute Nacht kommen wir in Yogyakarta an.  Bis dann!

Lombok!

... so sieht das aus! Fingerlange Kalmare!

… so sieht das aus! Fingerlange Kalmare!

Medana Bay, 23.9.2014

Am Ende von ein paar Tagen Dayhopping entlang der Küste von Sumbawa grüßte aus der Ferne schon der Rinjani auf Lombok.  Wir waren am Nachmittag noch nach Brenti umgezogen, nachdem ein Ankerversuch in Kananga eine merkwürdige Stimmung hinterlassen hatte – man liegt dort, wenn schon nicht auf Legerwall, so doch parallel zum Strand, in zweiter Reihe hinter vielen kleinen und einigen großen Fischern. Es ist Sonntag, das Dorf, das ein Segler als „lovely“ bezeichnet, scheint ausgestorben, dafür reihen sich am Strand bunte Zelte.  Bunt, weil die behelfsmäßigen Zeltdächer aus so vielen Abfallfolien hergestellt sind; Frauen sitzen unter Schattendächern und kochen.  Wir werden das Gefühl nicht los, als seien hier Leute ausgesiedelt worden oder Flüchtlinge untergebracht.

Cumi! Cumi!  Das Kilo für 80.000...

Cumi! Cumi! Das Kilo für 80.000…

Riesenhafte Auslegerboote.  Seespinnen. Andere sagen: Wasserflugzeuge

Riesenhafte Auslegerboote. Seespinnen. Andere sagen: Wasserflugzeuge

Wir schlucken unsere Neugierde und laufen 2 Meilen ums Eck – eine großräumige Bucht, deren nördliche Hälfte jetzt, zum Sonntagabend hin, mit zig kleinen Fischerbooten besetzt ist, die eifrig an ihren Netzen ziehen.  Ankern auf 7 m Sand, vor dem kleinen Fischerdorf, mit, zugegeben, einer ganze Flotte von riesigen, seespinnenartigen Auslegerbooten. Wir geben uns der friedlich-faulen Sonnenuntergangsstimmung hin. KAILANA, die zum Sundowner herüberkommen, berichten, dass sie am Morgen Besuch von einem Fischer bekommen werden, der ihnen „cumi“ angeboten hat, kleine Kalmare – also hängen wir uns an die Lieferung an.  Am Morgen ist es dann nichts mit der Cumi-Lieferung – möglicherweise hat der Fischer das nicht ganz ernst gemeint, aber immerhin tuckern wir mal rüber und gucken uns an, was die „Seespinnen“ anlanden.  Was wohl…  Cumi, cumi, cumi!  Die Frauen sind mit dem Trocknen der Kalmare beschäftigt, die für 2 Tage auf Netzen ausgebreitet werden, und dann für nicht wirklich großes Geld getrocknet nach Lombok verkauft werden.  Warum man diese Art Boote dafür braucht, ist nicht herauszubekommen.  Arrg. Bahasa…
Von Brenti aus ein weiterer Tagesschlag nach Medang. Gennaker-Wetter!  Wenig See heißt wenig Gehopse auf dem Vorschiff, da lasse ich mich dann eher mal zu dem Gennaker-Kraftakt breitschlagen.  So richtig praktisch ist das bei uns an Bord nicht – man muss das jeweilige Solarpanel hochklappen und festzurren, einen Umlenkblock legen, dann liegt auch noch das Dinghy auf dem Vordeck, alles kleine Ausreden (für mich) den dicken Sack in seinem Keller zu lassen. Mein eigentlicher Klemmer ist allerdings die stete Furcht, man könne den Riesenfetzen nicht mehr herunterkriegen – das zog bei manchen Windbedingungen schon ab und zu Gezerre nach sich. Aber den Gennaker nicht zu benutzen würe wirklich schade, und an den beiden folgenden Tagen macht das große Tuch nicht nur Sinn, sondern auch Spaß.  Ich werde mal versuchen, meinen Gennaker-Schweinehund öfter in seine Schranken zu weisen.

Prima zu sehen, oder? Die eine oder andere Überraschung gab es schon...

Prima zu sehen, oder? Die eine oder andere Überraschung gab es schon…

Medang ist reiner Schlafplatz – zu Recht, denn wenn man sich umguckt, was man alles an Fischern und FADs umfahren kann, macht Nachtsegelei hier wirklich keinen Spaß (und wird doch kommen, denn es drohen ab jetzt die längeren Seestrecken.  Pffff.) Wieder das Normalprogramm: Abendessen, schlafen, aufstehen, weitersegeln – von Medang nach Gili Lawang, mit dem halben Rally-Schwanz, wie sich herausstellt: 5 Boote in der kleinen Lagune, die leider nicht zum Bade ladet; dafür machen wir einen kurzen Besuch bei jungen Männern, die Schilf für die Dachdeckung ernten und verladen.

... da will ein Dach gedeckt werden!

… da will ein Dach gedeckt werden!

Aber wirklich nur kurz – die Sandfliegen vertreiben uns ziemlich rasch.  Noch einmal Normalprogramm…  Bis nach Medana Bay, wo wir uns (mühsam) eine Mooring fischen. Dieses kleine Auge  im Nordschwell zu treffen gelingt mir nicht, es fehlt an einer längeren Leine (die die anderen Moorings haben!), die man hochziehen könnte. Während ich vergeblich nach dem Schwedenhaken grabbeln gehe, lässt der Eigner im dritten Anlauf auch noch den Bootshaken fahren bzw. schwimmen – wat ’n Glück, dass Hafenkino immer Zuschauer hat und so kommt „Dash“ mit dem Dinghy, fischt den Haken und reicht mir das Auge hoch.  Geschafft.  Pause.

Bleibt nur, mal im kleinen Strandrestaurant essen zu gehen.  Und doch müssen wir weiter… Der Monsun bricht zusammen, sagt Bil aus Scarborough „take lots of fuel!“  Noch mehr motoren. Toll…

Vulkane und so…

Sangean am Horizont

Sangean am Horizont

Vor der Küste von Sumbawa, 14.9.2014

Ich sag‘ jetzt mal etwas ganz „social media“-Typisches:  „Hach!“ (gern wird auch „hach-mach!“ verwendet – Ihr habt die Wahl).
Wir sind heute früh um 04:30 aufgestanden und ankerauf gegangen.  Der Anker kam trotz Dunkelheit dieses Mal ganz gut , aber er hatte, wie die Sichtkontrolle gestern ergab, auch nur ein bisschen dumm auf dem harten Grund im Korallengeröll herumgelegen; da hat anker keinen Grund sich einzugraben, aber da die Kette einen Halbkreis um einen Felsbrocken gelegt hatte, machte sich die Ankerposition ganz gut. Nix für stärkere Winde, da würde die Nervosität schlagartig steigen, aber wo haben wir hier schon mal stärkere Winde… Leider.  Dennoch, AKKA läuft beständig Richtung Westen an der Küste von Sumbawa entlang, und das ist eben „… hach…“  Zuerst schien der Halbmond – naja, ein bisschen konvex ist er noch – und um 6 ging die Sonne auf, glutrot hinter einem dieser unzähligen Vulkane, an denen wir seit Tagen entlang segeln.  Mal schmöken sie, mal tun sie „wie Tulpe“.  Diese Gegend ist der Sundabogen, und der ist schon etwas Besonderes – es ist die Zone, wo die Australische Kontinentalplatte unter die Eurasische taucht, und das rumpelt in schöner Regelmäßigkeit. Das Weihnachtsfest 2004 ist uns allen in Erinnerung, als das „Boxing Day Quake“, das Seebeben vor Sumatra, den Tsunami überhaupt verursachte.

Gerade türmt sich neben uns der 2.700 m hohe Tambora. Ein wahres Ungetüm!  Er war mal 4.300 m hoch, bis zum 10. April 1815 – über Jahrhunderte hatte er eben „wie Tulpe“ getan und dabei in seinen Magmakammern ein bisschen Druck entwickelt…  Nach dem 10 April 1815 war nichts mehr wie zuvor. Nicht nur, dass es Tsunamis gab, dass es in Batavia, dem heutigen Jakarta, 1.500 km von hier, nach Salpeter stank und es allenthalben Asche und Schwefel regnete  – man konnte die Detonationen bis nach Malaysia und Thailand hören und der Himmel verdunkelte sich weltweit. Dies war der stärkste Vulkanausbruch, seit man mit den Aufzeichnungen begonnen hat, nur der am Lake Taupo, den die alten Lateiner im Jahr 186 registriert haben, war stärker,  und der Tambora war auch der Ausbruch, der die meisten Menschenleben gefordert hat. Er hatte globale Folgen, zum Beispiel, dass im Sommer 1816 noch im Juni in Nordamerika Unmengen Schnee fielen. Missernten, Hungersnöte – das Jahr ging als „das Jahr ohne Sommer“ in die Geschichtsbücher ein.  Dank Tambora.
Aber auch die anderen Jungs hier sind nicht von schlechten Eltern.  Vulkan macht „aah!“, zumindest bei mir.  Leider sind fast alle diese Vulkane nichts zum Wandern „Rentnerstyle“ – man braucht Führer und Träger (dazu sagt der Eigner, freundlich, wie er nun mal ist: „… da haben die bei Dir ja ganz schön zu schlep…“  Nein, ich habe ihn nicht gehauen.)  Genug geschwätzt/geschwärmt. Nächster Vulkanstopp:  Gunung Rinjani. 3.726 m hoch, der zweithöchste in Indonesien und auf Lombok gelegen. Übermorgen.

Hello Mista - heute: Smokey, smokey?!

Hello Mista – heute: Smokey, smokey?!

Völlig unexplosiv dagegen unser Besuch im Ort Wera an der Nordostseite von Sumbawa.  Wir hatten noch ein paar Tage im „Nichts“ von Rinca und Komodo verbracht, da kam der Besuch eines Dorfes, wo man ein bisschen Frischwaren erwarten kann, gerade gelegen. Zwar gab es im Endeffekt nur ein paar Gurken und Bananen – aber sonst… !   Schon von fern sah man am Ufer einen riesigen Holzkasko liegen – Wera ist nämlich auf Schiffsbau spezialisiert. Die Küste ist offen und vielleicht ein bisschen rollig, aber die Insel Sangean mit dem pfeiferauchenden Vulkan Doro Api bietet etwas Schutz nach Nordosten.  Nach einigen Tagen ohne „hello mista“ gab es mal wieder Besuch, dieses Mal die Variante „smokey-smokey!?“ und „money?!“  Da in einigen Aufzeichnungen steht, das die kids hier lange Finger haben, wurde unsere neue Warnanlage geschärft und auch mal das Nötigste an Entwendbarem aus dem Cockpit entfernt.  Wir gehen aber davon aus, dass an Bord zu klettern noch eine andere Nummer ist als mit den Pfoten über die Fußreling zu grabschen oder vielleicht – wie einem anderen Boot geschehen! – die Zahnpasta und Zahnbürste durch’s offene Luk zu angeln. Nach den Sicherungsmaßnahmen also Landgang.  Wir werden gleich von „polis“ bzw. „komiti“ zu 50.000 Rp. Ankergebühr verdonnert, die wir – gegen Quittung übrigens – dank unserer wenig begeisterten Mienen auf 30.000 Rp. drücken können. Ob dieser Typ echt war?! Wir wissen es nicht, jedenfalls gelang es ihm, auch am anderen Ende des Ortes die Gebühren von KAILANA und die LUNA RAY zu kassieren. Allerdings die volle Summe.  Hm. AKKA-Rabatt wahrscheinlich.

Monster im Bau...

Monster im Bau…

Die Nase vom Neubau zieht uns natürlich den Strand entlang, mit viel „salama“ rechts und links. Einer der Bootsbauer fängt uns ab und macht eine kleine Führung zu diesem Frachtschiffbau – leider war wegen des Freitagnachmittags keine aktuelle Arbeit zu beobachten, aber es ist ein wirklich gigantisches Schiff, drinnen fast noch größer anmutend als draußen. Je nach Geldfluss dauert der Bau eines

Holzbau!

Holzbau!

solchen Schiffes, „phinisi“ genannt (ob das war mit dem holländischen Wort Pinas zu tun hat, unserer Pinasse?!) ein bis zwei Jahre. Die Tradtion kommt aus Sulawesi, wo die Bugis sehr berühmte Seefahrer und Bootsbauer waren, aber Bugis gingen eigentlich zum Bootsbauer überall hin, wo es Holz gab. So zum Beispiel nach Wera.

Während die Männer sich dem

Nur ein paar Mal klack-klack, fertig st der Streifenstoff!

Nur ein paar Mal klack-klack, fertig st der Streifenstoff!

süßen Nichtstun hingeben, hören wir anderenorts doch Arbeitsgeräusche.  Aus vielen Häusern und Höfen schallt ein scharfes, hölzernes „klack-klack“.  Frauen bei der Webarbeit!
Und es dauert natürlich nicht lange, bis uns jemand einen Stapel Frisch-Gewebtes vorführt; heute ärgere ich mich schon, dass ich nichts gekauft habe – das wäre immerhin mal ein „Souvenir“-Kauf, der Sinn macht. WIr sind schon fort aus den Ikat-Regionen und beim

Sieht fast aus wie ein Ikat, ist aber keines!

Sieht fast aus wie ein Ikat, ist aber keines! Man beachte die „dicke Lippe“.  Betel

schlichten Streifen- und Karostoff angekommen, aber schön anzuschauen ist die Weberei allemal. Und so mühevoll!  Die angebotenen Stoffstreifen messen um die 80 cm breit und 2 m lang – 400.000 Rp. lautete das Angebot, also 25 Euro. Das mag verglichen mit den Lebenshaltungskosten ringsum und mit den Preisen für Billigstoff im europäischen Handel viel Geld sein – aber das ist der Lohn für einen ganzen Monat Arbeit, so lange brauchen zwei Meterchen…  Die Farben gefallen mir nicht so „hach-mach“ gut, also nehme ich Abstand, aber das Jagdfieber ist erwacht und auf dem weiteren Gang durch’s Dorf sehe ich schon einen in weiß mit schwarzen Streifen, sehr dezent.  Und in Lombok soll die Tradition ja auch blühen…

Das Dorf ist interessant anzuschauen – ausschließlich Stelzenbauten, auffällig viele mit Tonziegeldach.  Manche erinnern entfernt an Fachwerkbau, und farbenfroh gesonnen ist man hier! Abgeschlossene Höfe, kleine Gärten – da wir in den letzten Wochen ja eher die Trockenheit gewöhnt waren, freut sich das Auge.
Kleines Einkaufsabenteuer: Gurken und Bananen.. Wir sind uns mit der jungen Frau fast handelseinig und notieren schon die Zahlen im Straßensand, als die alte Dame des Hauses hinzutritt. Was auch immer sie diskutieren – der Preise für die hässlichen Bananen steigt plötzlich sprunghaft.  Also packe ich sie wieder aus – und die nächste Weberin möchte mir ihre fast schenken.  Der Drang, ordentlich Bahasa zu lernen wächst!

Fachwerkstelzen

Fachwerkstelzen

Kailana-Crew macht einen Gemüse-Auflauf

Kailana-Crew macht einen Gemüse-Auflauf

Auf dem Weg zur Arbeit. Farmboot zum Vulkan

Auf dem Weg zur Arbeit. Farmboot zum Vulkan

Stoffengebot mit Betelnuss unter der Lippe

Stoffengebot mit Betelnuss unter der Lippe

Kleines Phinisi im Bau

Kleines Phinisi im Bau

Mittlerweile sind wir am Tambora vorbei, wir merken es, denn wir sind in der Abdeckung. Der Motor brummt  – wieder einmal, aber es sind auch nur noch 7 Meilen bis zum Ankerplatz.  „Lovely village“ steht in einer Ankerplatzliste. Ob da gewebt wird?

Bis bald vom nächsten Vulkan!

Buaya darat…

Ungewöhnlich. Mehrere Warane auf einem Haufen!

Ungewöhnlich. Mehrere Warane auf einem Haufen. Unter der Rangerküche…

Teluk Ginggo, 8.9.2014

Da sind wir wieder, willkommen zurück im Reich der indonesischen Sprache(n).

Ja, ja, wir haben sie gesehen, die Buaya Darat. Landkrokodil heißt das auf Bahasa (ich hoffe, es ist Bahasa, es könnte auch eine der lokalen Sprachen sein, wer soll sich da noch auskennen). Ich glaube, „ora“ heißt das Tier auf Komodo und wissenschaftlich ein bisschen näher dran ist „biawak raksasa“ – die Riesenechse, denn es sind in der Tat die größten lebenden Echsen. Die Anglophonen sagen einfach „Drachen“ bzw. dragon und wir, korrekt wie wir nun mal sind, Komodowaran, nach dem Gattungsnamen Varanus.
Warane werden auch Monitorechsen genannt, und es gibt eine ganze Anzahl von Waranen auf dieser Welt, allein in Australien sind es an die 30 – aber nirgendwo gibt es größere als hier, im Komodo-Nationalpark. Die Wissenschaft streitet sich fleißig darum, ob es sich um einen Insel-Gigantismus handelt, weil diese Warane auf Rinca, Komodo und den benachbarten Inseln und Inselchen die einzigen großen Räuber sind – sie haben auch keine Fressfeinde außer den eigenen Artgenossen! – oder ob es rezente Vertreter einer Art urweltlicher Echsen sind. Letzteres würde mir mehr gefallen, denn es würde bedeuten, dass sie in direkter Linie von ungefähr 5 Millionen Jahre alten Echsen abstammen und von Australien nach Indonesien geraten sind: man muss sich vorstellen, dass in der letzten großen Eisperiode große Landflächen zwischen Australien und der hiesigen Inselwelt trockenfielen, wo Komodowarane bzw. ihre Vorfahren nach Norden traben konnten; mit dem Anstieg des Meeresspiegels nach der Eis schmelze wurden sie dann auf den Inseln isoliert. Leider haben die meisten großen Echsen – wie viele andere „Riesen“-Arten das Zusammentreffen mit dem Menschen nicht ausgehalten. Aber hier sind sie noch…

Vorsichtshalber mit leichtem Baumschutz fotografiert...

Vorsichtshalber mit leichtem Baumschutz fotografiert…

Vielleicht hat ihnen geholfen, dass sie nicht ganz so wehrlos sind, wie man aus ihrer scheinbaren Schwerfälligkeit schließen könnte. Klar, wenn man ein älterer Waran in den besten Jahren ist, so 30 oder 40 Jahre alt oder älter, 3 Meter lang ist und 70 kg schwer, dann ist man schon ein bisschen rundlich um die Taille und auch schwerfällig, aber die Kraft und die Schläue (tatsächlich! Man hält sie für sehr intelligent!) reichen doch aus, um mit viel Geduld, Spucke sowie etwas Gift aus Unterkieferdrüsen und einer gewissen Beschleunigungsenergie (20 km/h, wenn es sein muss!) zu allerlei leckeren Happen zu kommen. Den potentiellen Opfern, vorzugsweise Mähnenhirschen, lauert man bewegungslos im Gras auf. Wir haben es gesehen – zwar kein „kill“, aber ein Waran, der „völlig unauffällig“ in der Gegend eines Wasserbüffels (!!) herumlag. Langsames Kopfheben, Züngeln (=Riechen), Sichtkontrolle so weit die schwache Sehkraft reicht… Nicht, dass so ein Waran einen Wasserbüffel gleich mit dem ersten Angriff überwältigen würde – vielleicht, mit ganz viel Glück, aber das braucht es auch gar nicht. Richtig waran-lecker ist eine Mahlzeit erst, wenn sie schön gammelig ist. Man beiße die größere bzw. zu große Beute einfach ins Bein – besonders erfolgreich ist die Taktik, dem Opfer einer Verletzung der Achillessehne zuzufügen, das dann schockiert auf drei Beinen davonhumpelt. Und dann tut das Gift sein Werk, oder, wie andere sagen, Keime, die aus der schlechten Mundhygiene der Tiere resultieren, wahrscheinlich beides  – es wird in jedem Fall die die Blutgerinnung behindert, außerdem sollen, sagen menschliche Opfer, Waranbisse saumäßig schmerzen, und unbehandelt endet ein Biss beim Menschen zwangsläufig in einer Sepsis, also sicher auch beim Beitetier, das die Qual nicht lange aushält. Egal, wo sie dann eingehen, der Waran verfolgt sein Opfer. Tagelang, züngelnd – und dann: hmm, lecker, noch 4 km bis zum gedeckten Mittagstisch. Bis zu 11 km sollen Warane Aas wittern können… Und das tun sie. Möglicherweise hat allerdings der eigentliche Übeltäter das Nachsehen, wenn ranghöhere Tiere schneller „zu Tisch“ kommen.

Züngeln, riechen. Feinschmecker unterwegs

Züngeln, riechen. Feinschmecker unterwegs

Kleinere Beute – ein Wildschwein zum Beispiel oder ein unvorsichtiger Makake – geht mehr als schneller Snack weg; man sagte uns, dass ein mittelschwerer Waran ein Wildschwein von fast doppeltem Körpergewicht in einer Viertelstunde verdrückt. Die Beschreibung, wie das vor sich geht, lässt mich an Krokodile denken: reißen, schütteln, schleudern, wobei Warane ihre Beute mit den gewaltigen Krallen fixieren. Was unverdaulich ist, kommt gleich oben wieder raus, und dann kann man eine Weile in der Ecke liegen und der eigentlichen Verdauungstätigkeit nachgehen. Schlangenartig, quasi. Wir sahen auf unserem ersten Gang am Sonnabendnachmittag einen Waran mit einem immensen Bauch, der sich am Morgen wohl an einem kleinen Hirsch gütlich getan hatte. So was liegt natürlich schwer im Magen… Rami hatte versuchte, den Rest des Hirschen vom Morgenfrühstück zu finden, aber da war nur noch der Kampfplatz.

Mami passt auf...

Mami passt auf…

Was wir auch sahen, war ein Waran-Weibchen, die offensichtlich ihr Nest bewachte. 4 unterschiedlich große Löcher auf einer kleinen Waldlichtung, und außer Frau Waran weiß niemand, welches der wirkliche Eingang zum Nest ist. Wenn demnächst die Regenzeit beginnt, wird sie ihre Eier dem Schicksal überlassen: der Regen wäscht dann die Geruchsspuren weg und spült Erde in die Löcher. Nach 9 Monaten schlüpfen dann 20 oder 30 (verwaiste) Warane und flitzen auf die Bäume – dahin, wo Papa oder Mama ihnen nicht folgen können, sehr schlau. Ältere Jungwarane können das schon eher mal, die sind gefährlich, aber es wird auch nicht lange dauern, bis man sich vor den Geschwistern aus demselben Gelege fürchten muss… Die Schule des Lebens!

Nicht alle Besucher (und davon gibt es viele, die allesamt mit Tauch- und Ausflugsbooten in „unsere“ Ankerbucht transportiert werden, ein richtiger Auflauf…) sind hin und weg, das konnten wir sehen – mehr so wie im Zoo: hin, gucken, abhaken.
Aus unserer Sicht: toll anzuschauen, die Landschaft, all die Tiere – vor allem aber, wenn man sie entdeckt, die Warane im trockenen Gras mit ihrer grau-braunen Färbung. Rami, unserem Führer vom ersten Spaziergang durch den Wald, den wir gemeinsam mit Lesley und Phil von der SAGATA und Schwester/Schwager machten, gelang das schon hervorragend, aber da wir angekündigt hatten, auch die „lange Wanderung“ unternehmen zu wollen, hatte man uns für den zweiten Tag Rahman zugeteilt, und der war wirklich ein Wunder an Augenschärfe. Fast gefiel uns der Gang durch die offene, savannenartige, wenn auch sehr trockene Landschaft mit den vielen Palmyrapalmen (aus denen man eine grässlichen Schnaps brennt, den Arrak…) besser als der Waldspaziergang; vielleicht auch, weil wir nur zu zweit mit Rahman liefen – der Wald ist derzeit zwar günstig, um im trockenen Unterholz Tiere zu sehen, aber wegen der Trockenheit auch nicht so ansehnlich. Rahman zeigte uns viele andere Tiere, Hirsche, Büffel, Affen, Vögel. EIn riesiges Bienennest oben in den Baumwipfeln! Und als Sahnehäubche n hatte er auch allerhand aus dem Leben auf Rinca (sprich: Rintscha) und auf Flores zu erzählen, angefangen vom Wert der Wasserbüffel als Brautpreis bis zum neuen Präsidenten als Hoffnungsträger für Indonesien… Zu Besuch bei den Landkrokodilen. Wirklich lohnend!

PS: Andreas hat ein paar schöne Bilder gemacht, aber die kommen erst, wenn es wieder Telefonabdeckung = Internet gibt!

Manuk. Das Huhn

In der Nähe von Teluk Ginggo/Rinja, 8.9.2014

Das Wasser gurgelt unglaublich! Wie in der „Bay of Islands“ in Fijis Lau-Gruppe. Vollmond naht, es strömt schon wie Ochse, und die Flut klatscht unter die ausgehöhlten Korallen am Ufer – ein unaufhörliches Geschwätze und Geschmatze.
Wir liegen hier allein – die große Bucht auf der Westseite der Insel Rinja ist in viele, einzelne Buchteinschnitte geliedert – hätten wir weniger Tiefgang, hätten wir auch noch weiter hinein fahren können. Gestern haben wir uns von der Ranger Station in Lehok Buaya hierher verholt: „die paar Meilen“, 14 genauer gesagt, hätten auch wieder ganz schön lang dauern können, hätten wir nicht mit dem Glück der Dummen die richtige Tide getroffen – hier drinnen schwätzt und schmatzt es, draußen schwurbelt ein gewaltigen Tidenstrom, der uns mit 7-8 Knoten, in Spitzen über 9, nach Süden drückte. Die entstehenden „races“, zu deutsch: Kabbelungen, sind immer ein gewaltiger Anblick, und von der Bootsgeschwindigkeit konnte man auf bis zu 5 Knoten Strom schließen. Äußerst mühsam, wenn man es nicht erwischt! Der Witz ist, dass es heißt, man solle auf den Strom achten, aber niemand kann wirklich genau sagen, in welcher Richtung der Strom wann setzt. Wir jedenfalls waren ges tern mitten im Ebbstrom, und der setzte zwischen Rinja und Padar nach Süden. Punkt.

Abgesehen vom Gurgeln ist es in dieser Bucht wunderbar ruhig – eigentlich der erste der indonesischen Ankerplätze, wo man eine ganze Nacht lang keinen Außenborder von Fischerbooten hörte, kein Licht war zu sehen außer dem Mond. Gestern nachmittag kam mal ein Fischer vorbei, der auch noch „excuse me!“ rief – eigentlich wäre wir es ja wohl, die sich für die Anwesenheit in seinen Fischgründen entschuldigen müssten. Oder war es ein Wilderer? Wir sind hier nämlich im Komodo National Park und seine jungen Begleiter sahen ein bisschen „huuh“ aus…

Unsere Geschäfte in Labuan Bajo hatten wir zum Freitag abgewickelt. Die Visa-Sache war schnell erledigt, ein bisschen umständlich vielleicht – wir wurden am Donnerstag eigens ins „Kantor Imigrasi“ einberufen, damit wir Quittungen für die eingelieferten Pässe bekämen, was man am Vortag versäumt hatte und nun auch gleich wieder vergaß, weil irgendetwas anderes zu bereden war. Aber Freitagfrüh ging alles rasch – Ivan holt uns mit dem Motorkanu ab, hopp! auf die Ojeks, zack! ins Büro, bezahlen (355.000 Rp. pro Nase), kurze Wartezeit mit Unterhaltung durch 3 Volunteers aus Polen und England, die in gleicher Sache vorstellig waren. Nach einer Weile wird Andreas in den „Behandlungsraum“ gerufen, es schallt lautes Gelächter und Gequatsche. Dann ich – Mann, Mann, biometrische Fotos, da mag man (siehe Australien) gar nicht hingucken, aber wenigstens gab es keinen Ausdruck. Fingerabdrücke waren dagegen lustig, sie wirken ja auch nicht entstellend, und ich konnte die Deutsch stunde, die Andreas offensichtlich angefangen hatte, durch Abfragen der neuen Vokabeln weiterführen: „THUMB – DAU-MEN!“ „SA-MEN!?“ „Nein: DAU-MEN!“ „Ah, DA-MEN!“ „No, that’s something different again…“. Als ich fertig bin, hat Andreas schon ein Händchen auf ein Papier gemalt und ein Merkblatt gefertigt: „DAUMEN, ZEIGEFINGER, MITTELFINGER…“ Hängt jetzt in Labuan Bajo an der Wand. Zum Abschluss noch einmal mit dem neuen Visastempel zur Kopierbude an der Straßenecke (wirklich: das Verfahren wie in Griechenland anno 80!) und dann das Ende vom Lied: wir haben Visa bis Anfang November. Prima und nicht mal so zeitaufwändig wie die Vorwarnungen von Lop To und Forty-Two lauteten.

Die oben angeführten Sprachübungen sind aber nicht die einzigen dieser Tage: ich stelle fest, dass ein Grundwortschatz in Bahasa Indonesia (gleich für Malaysia mit) nicht wirklich unnütz ware. Es gab nämlich plötzlich kein Internet mehr, weil das Datenvolumen, das wir für einen Monat in Kupang erworben hatten, aufgebraucht war, nicht zuletzt wahrscheinlich weil wir in epischer Breite Google Earth-Bilder von den Ankerplätzen angeschaut und für die Verwendung in OpenCPN heruntergeladen haben – auch das übrigens ein tagesfüllenden Geschäft mit den Nerven, bis frau es endlich kapiert hatte. Jedenfalls schickte Telkomsel, die indonesische Telefongesellschaft, nun über die international üblichen „Versende 10 SMS und Du gewinnst ein Popkonzert-Ticket, wenn Du XYZ an 1234 sendest“-Meldungen (Inhalt geraten!) auch solche, in denen eindeutig steht, dass wir noch 0 MB übrig haben. Was tun? Ich hatte es so verstanden, dass man mit dem bestehenden Verrag nicht einfach e inen neuen Monat beginnen kann, sondern auftoppen muss. Sprachhürde 1: gehe zur Telkomselbude und verlange ein Top-Up für das Datenvolumen. Nix verstaan, dies- wie jenseits des Tresens (ein „Grapari“, das sind die Telkomsel-Flagships, oder einen großen Telkomselladen gibt es in Labuan Bajo nicht, nur die Kioske verkaufen – unter anderem, Betonung auf „unter“! – Telefonkram). Ich toppe das Telefon mit den in Kupang erworbenen Scratch-Cards auf, was gut funktioniert, und bestelle auf gut Glück das neue Datenvolumen. Sprachhürde 2: Jetzt sagen die SMS, dass der Bestellprozess läuft, aber nicht abgeschlossen ist. So ungefähr jedenfalls – die Volunteers bei der Immigration sind des Bahasa schon ein bisschen besser mächtig (und haben eine Bahasa-App. Neid!). Wie ich das „Ungefähre“ schätze! Sprachhürde 3: neuer Anlauf für ein Volumen-Topup – nach einer jungen Frau, die mich fassungslos anguckt und ein paar Buden weiter die Straße hinunter verweist, finde ich einen jungen Mann, der etwas Englisch spri cht und der mir 500 MB verkauft für 20.000 Rp., umgerechnet 1,30 ‚¬. Prima. Internet läuft. Eine kurze Weile zumindest, aber dann ist Schicht. Fummel, fummel, großes Rumraten, bis der Eigner vorschlägt vielleicht doch mal die internationale Hotline anzurufen. Drei Anrufe – Hotlines! My favourite thing! „… es widerstreiten mehrere Datenvolumina auf Deinem Account!“, „… da stimmt was mit den Einstellungen am Telefon nicht, prüfe mal APN-Name und Netzwerkeinstellungen!“ – braucht es, bis wir am späten Abend herausgefunden haben, dass wir uns bis zum nächsten Tag (nämlich über den Ablauf des ersten Datenvolumens hinaus) warten sollen, und uns dann wieder melden. Das war dann nicht nötig – als ich tags drauf mit der neuen SIM-Karte, die ich vorsichtshalber für den mobilen Router gekauft hatte, an Bord zurückkehre, läuft auch das Smartphone wieder. Es war wohl tatsächlich einfach die Tatsache, dass man das neue Volumen erst nutzen kann, wenn das Abo-Datum verstrichen ist. Immerhin: ich weiß jetzt ein paar wichtige Worte – hari, der Tag; minggu, die Woche; bula, der Monat. Das Jahr wusste ich schon vorher, denn wir mussten schon zum Geburtstag gratulieren: selamat udang tahun! Tahunan – jährlich, bulayan – monatlich… und so fort.

All das hält die AKKAnauten natürlich nur wenig bei Kräften – man muss auch einkaufen, und ein Hauptinteresse lag in der Beschaffung von Fleisch. Der Markt war olfaktorisch schon so auffällig, dass wir lieber erst einmal die diversen kleinen Supermärkte abklapperten. Chicken Nuggets scheinen hier recht beliebt – aber wenn ich mich an die Bilder, die man so auf Facebook sieht, erinnere (eine Nuggetmaschine, wo oben das ganze Huhn reingeht und unten eine rosa Paste rauskommt?!) sind mir klar erkennbare Körperteile doch lieber. Bei „ROXY“ gab es zumindest „Hühnchenflügel scharf“, die wir ebenso testen wie je eine Dose Corned Beef und Corned Chicken. Ersteres: prima! Nachschub wird beschafft! Letzteres… gaah! Nicht nur, dass das Zeug aus der gleichen Maschine zu kommen scheint wie die Nuggetsmasse, nein, dieses Corned Beef hat nicht mal die in Mitteleuropa (und vor allem vom Eigner) als eklig empfundene Eigenschaft, in der Pfanne zu zerfließen – es bleibt unge rührt in der Pfanne liegen und widersteht jedem Versuch, ihm das extrem Mehlige auszutreiben und etwas Knuspriges draus zu machen. Ein Fall für die Tonne.

Am liebsten wäre mir ein ganzes Huhn. Auf dem Weg vom Kantor Imigrasi in die Stadt kommen wir zweimal an Schildern vorbei, die „Ada jual ayam pedaging“ ankündigen. Das klingt gut, aber was ist das für ein „ayam“, ein Huhn? Ein Hühnergericht? Hühnerfutter? Die Chinesin im ROXY kann Auskunft geben – sowohl was es ist, nämlich ein Masthuhn, wie auch eine Quelle: „… zwei Läden weiter!“ Sie meint aber auch, dass ein ayam kampung besser sei, „… die werden nicht aufgespritzt!“. Na, herzlichen Glückwunsch. Die angegeben Quelle erweist sich als Riesenkramladen, in dem in der Auffahrt gerade große Mengen an Eiern (Tropenregel: Eier müssen nicht gekühlt werden!) sortiert werden, wofür auch immer. Wir linsen in die winzige Kühltruhe. „Raus hier!“
Fündig wurden wir in einem Laden, der als „The Winehouse“ firmiert, eine Tochter des Restaurants Mediterraneo, eines der auffälig vielen italienischen Lokale in Labuan Bajo, aber wohl das „Wasserloch“ für westkranke Touristen und Ex-Pats. In der appetitlichen Kühltruhe fanden sich Salami, Rinderfilet, Lammkoteletts, Hackfleisch von vertrauenswürdiger Qualität. Plus ein Joghurt, der als neuer Joghurtstarter herhalten wird. Und wegen des Huhnes verweist uns die Besitzerin 2 Häuser weiter. Im Eingang sitzen Mutter und Tochter Metzgerin. Der Eigner meint: „… siehste, Lebensmittelbetrieb! Hier wird auf Hygiene geachtet!“ – was er meint ist die gegenseitige Haarkontrolle, die gerade durchgeführt wird, aber eine kleine Entlausungsitzung kann einem zu kaufenden „ayam pedaging“ ja nicht abträglich sein. Die Dame zaubert zwei angefrorene Hühner hervor, mit denen ich abzocke. Mittlerweile ist alles im Glas. Wir sind sehr zufrieden mit unserem ayam, auch wenn es nicht „kampung“ ist, ein Bauernhuhn. Den Leuten in Flores ist das sowieso egal – auf manggiara heißt sowieso eines wie das andere: „manuk“. Huhn.

Gack, gack, gack.

Da es vom Huhn zu den Echsen hinüber evolutionsgeschichtlich nur ein kleiner Schritt ist, werde ich mich mit dem Bericht zu den Komodowaranen beeilen!
Mal gucken ob es eine Funkmeldung wird – Winlink wird deutlich dünner und Internet brauchen die Warane nicht!