Von Ha’apai nach Vava’u

Pangai, Lifuka/Tonga, 18.9.2011

Sie kommen! Sie kommen uns entgegen! Die anderen Segler meine ich, die, die jetzt schon nervös werden, weil man ja „bald“ nach Neuseeland aufbrechen muss. Und dann gucken sie ein bisschen komisch, wenn wir kundtun, dass wir heute abend nach Norden aufbrechen. Hier sind doch sage und schreibe 2 andere Schiffe… Anticyclisch segeln ist nicht schlecht.

In Pangai – Hauptort der Ha’apai-Gruppe – haben wir am Freitag einklariert, im Vielzweck-Behördenhäuschen, wo Finanzabteilung, Post und Zoll sich in die Räumlichkeiten teilen. Es geht recht traditionell zu, ta’ovala ist Beamtenpflicht, und Andreas macht, während wir warten, Scherzchen, dass der Raum, den diese um den Bauch gewickelte Bastmatte bietet, sehr praktisch zu nutzen sei: für die Vorablage, um Post zu sortieren oder für das Lunchpaket. Der Zöllner ist nett – wir haben ja eigentlich nix mit dem Zoll zu tun, wir müssen uns nur als Seefahrer zwischen den Inselgruppen melden und bzw. nach Vava’u auschecken – er fragt, ob wir denn auch schon Wale gesehen hätten. Na klar, und was für welche und wie viele! Ha, sagt er, in Vava’u werdet Ihr dafür BEZAHLEN müssen, und teilt einen Seitenhieb auf den dort (vor)herrschenden Tourismus aus. Wir bieten an, auf der Rückfahrt unseren Obulus zu entrichten – nach Stückzahl vielleicht? Wir könnten eine Strichliste führen?! Ach, nein, nur eine kleine Wal-Pauschale wäre ganz nett. Das alles ist im korrekten Tonga natürlich wirklich nur ein Scherz, aber vielleicht bringen wir beim nächsten Mal einen Kuchen mit. Süßes geht in Tonga bekanntlich immer.

Ha’apai – das war für uns „Paradies frei Haus“. Weitgehend jedenfalls – natürlich sind in Naturalien bezahlte Essenseinladungen kein „Geschenk“, und dass wir gleich zweimal in Uoleva im „Serenity Beaches“ zum Abendessen eingekehrt sind, schlägt auch zu Buche, aber es war eine willkommene Abwechslung, wenn einem so langsam die Frischwaren ausgehen. An einem Abend mussten ein paar Inselhühner dran glauben, und einmal war ein Wahoo an die Angel gegangen. Das Resort (6 Holzhäuschen im Palmenhain und ein großes offenes „Gemeinschaftsdach“ (Bar, Restaurant und Lounge) am Strand erinnerte uns ein bisschen an alte Zeiten in Ostafrika, wo man mit allen Gästen (hier: 12) zusammen am Tisch saß. Bei Petroleumlampenschein verzehren wir unser Essen und lassen uns die Wal-Abenteuer des Tages berichten. Elektrizität kommt nur aus Solarquellen, wie man auch mit Solarduschen, die tagsüber zum Aufwärmen am Strand ausliegen, auskommen muss, aber die luftigen Häuschen haben alles, was man braucht. Strand gibt es zu beiden Seiten der Insel, man kann stundenlang wandern, laufen, schnorcheln, paddeln – sicher eine Empfehlung für Leute, die diese Art von Schlicht-Luxus zu schätzen wissen. Und da Semi, der Chefin Partner, gut kochen kann, bleiben wir einen Tag länger als geplant – unsere Portion Einsamkeit hatten wir ja beim letzten Stopp in Uonukuhihifo genossen, und von Trubel kann man in Uoleva auch nicht gerade sprechen.

Auch hier, auf Lifuka, geht es gemächlich zu, aber immerhin hat es das Mariners Café zu einer Internetverbindung gebracht, tonganisch langsam, aber doch hoch willkommen, und so lassen wir uns mehr als bereitwillig ein Bier verkaufen und nehmen leckeres ‚ota ika zu uns. Im Mariners Café sind Greg und seine polnische Freundin „hängengeblieben“; während sie sich um die Gäste kümmert, schippert Greg mit seiner GWENDOLYN raus und zeigt Touristen die Wale.
Was die Versorgung auf Lifuka betrifft, bin ich den Mitseglern völlig auf den Leim gegangen, ich hatte über Funk gefragt, ob man vielleicht Zwiebeln oder Knoblauch kaufen könne (MAHUINI: „… also solche exotischen Sachen?! Weiß nich‘ …“) und Walter meinte mich wegen des Erwerbs von Eiern von Familie zu Familie schicken zu müssen. Alles weit gefehlt, es gibt mehrere kleine Shops, teils tonganisch, eher aber chinesisch geführt, und da kriegt man alles, was man (dringend) benötigt, sogar Taschenlampen in Ghettoblasterform. Wir haben nicht getestet, ob es sich nun um ein Radio oder eine Taschenlampe handelt oder gar um beides… Dass der Stapel neuseeländischer UHT-Schlagsahne, der im Regal steht („keep refrigerated at all times!“) im März abgelaufen ist, macht ja nix, ich hoffe da gibt es für uns vielleicht Nachschub in Neiafu/Vava’u. Also fahren wir gleich los. Schlagsahne kaufen. Walter sagt: „Lichter der Großstadt“. Lassen wir uns überraschen – 6.000 Einwohner und viele, viele Boote… Wir freuen uns schon auf die Rückreise. Mit vielen Stopps in Ha’apai.

Schweinerei

Uonukuhihifo, 12.9.2011

Keine spannenden Berichte aus Uonukuhihifo verfügbar, also beschränken wir uns auf’s sprachliche. Es ist immer noch ein schöner Name, klanglich schöner übrigens als die Schwesterinsel namens Uonukuhahake, finden wir, aber das Geheimnis hinter diesen Namen ist doch recht einfach zu lüften: Uo ist die Languste, und die langen Anhänge hinter dem „nuku“ sind nichts anderes als die Himmelsrichtungen – hihifo ist der Westen und hahake der Osten. Hatte ich schon mal erwähnt, dass „tonga“ Süd heißt?! Dazu dann, surprise, surprise, da gibt es noch einen Inselstaat im Norden, der so heißt wie er liegt: tuvalu, der Norden… Tja, ja, so geht’s, wenn die Sprachschülerin nicht aufpasst… Tuvalu heißt „Haufen von 8“!  TOKELAU ist der Norden!

Wir beschäftigen uns mit Strandspaziergängen, Schnorcheln, Schwimmen. Neues Abendritual ist das Treibholzfeuerchen zum Sonnenuntergang. Auf der Schweineseite keine Spur von Schwimmaktivitäten, Schweinerei, wir hatten uns so darauf gefreut, aber es gibt massenweise kleine Hufspuren im Sand zwischen den Inseln, also müssen sie tatsächlich ab und zu ins Wasser gehen. Und nicht nur Hufspuren; was die am Strand tun, ist die dicken Nasen in den Sand zu graben und Muscheln und Schnecken auszubuddeln – und das scheint für ordentlich Kacke zu sorgen (Schweinedung brennt übrigens gut, wenn er getrocknet ist!). Als wir gestern auf U.hahake durch’s Unterholz spaziert sind, rannte Mutter Schwein samt Sprösslingen davon, es gibt sie also tatsächlich. Allerdings sahen wir nur 4 Jungschweine, und, bedenklich, bedenklich: eine kalte Feuerstelle im Sand, eine dicke Astgabel, ein angespitzter Holzspieß darüber… Die Spuren – und Absichten – der Fischersleute sind eindeutig.

Schweine leben gefährlich auf den Uonukus. Aber beim genaueren Blick auf Mutter Sau sieht der besorgte Segler: die Produktion läuft…

PS aus Uoleva, 15 Meilen weiter nordwestlich…

LEIDER waren wir gerade nicht schnell genug um vom Strand mit dem Dinghy zu einem Walpaar zu gelangen, das um ein Zweierkayak herum spielte. Was für faszinierende Viecher, auch wenn man nur auf 50 m rankommt. Die beiden zuckeln immer noch durch die Bucht, und am Horizont machen 2 Bullen Faxen – wir sahen sie schon auf der Anreise in die Ankerbucht auf den Fluken tanzen. Einfach verrückt.

Noch ein Hui und ein bisschen grrrr…

O’ua, 9.9.2011

...gleich geht die Kammuschel in den Mund! Haa'pai-Snack...
O’ua  …gleich geht die Kammuschel in den Mund! Haa’pai-Snack…

Da waren wir aber vorhin schnell aus den Federn: es war schon kurz vor 9, wir plaudern gerade über den immer noch anhaltenden Ost, der doch eigentlich längst über Nord auf Nordwest gedreht haben sollte, als es „rrrrrrr – bobb“ macht. Ich finde es immer wieder erstaunlich, wie schnell man an Deck sein kann und schon unterwegs die Möglichkeiten für ein solches Geräusch bewertet: Anker?! Nein, zu weit hinten. Ruder?! Eher nicht, ich hatte im Aufstehen schnell an die Ruderachse gefasst. Rigg? Was sollte das sein?? Windsteueranlage? Komisch… aber jetzt sind wir im Besitz einer feinen, aber unverständlichen, weil tonganischen Naturschutzbroschüre und wissen, dass Lumo die Seegurke ist, denn „rrrr“ war ein Schraubengeräusch und das „bobb“ muss der kurze Kontakt zwischen dem anliefernden Fischerbötchen und der AKKA gewesen sein. Guten Morgen! Dass wir so sensibilisiert waren, lag am Wind. Um 12 waren wir gestern aus Ha’afeva hier eingelaufen und hatten Ha’ukas Familie ein bisschen traurig und vorzeitig zurückgelassen, aber wir wollten vor dem drohenden Nord- und Westwind gern in der ringsum von Korallenriffen geschützten Lagune von O’ua sein – man fährt in der Tat im Zick-Zack hier herein. 10 m Tiefe, Sand, viel Platz, da einziges Schiff – was wollen wir mehr. Nach 3 Stunden, als der Regen hefitger und die Bewölkung ziemlich finster wird, ziehen wir den Stift, der die Kettenreserve zurückhält. 60 m Kette, 6-fache Wassertiefe, das muss reichen. Schuhuu, es bläst mit stetigen 30 Knoten und mehr aus Ost. Und dann blies, und blies und blies es. Dank der Korallenriffe hielt sich das Gewackel in Grenzen, und ich konnte die „Ernte“ aus Ha’afeva in ein Abendessen verwandeln: Ha’uka hatte uns nämlich im Ausstausch gegen eine Tüte Geschenke (Süßigkeiten und Filme, Batterien, Honig etc.) zum Abschied einen „lobster“ in die Hand gedrückt… Hätte die Languste noch gelebt, wäre sie vielleicht über Bord gegangen und hätte sich noch einiger Jahre am Riff erfreuen können (es sei denn, es handelte sich um einen doofen Lobster, der jedem Fangversuch anheim fällt…), wir sind ja doch recht tierfreundlich. So aber gab es Rösti und Langustenklötzchen mit Zwiebel-Spargel-Gemüse, in Knoblauch-Sahne. Ein Grund, vielleicht doch den nächsten Lobster in den Topf statt ins Meer zurückzuwerfen. Und der Wind sorgte für die Dinner-Musik. Hui! Ha’uka war natürlich stolz gewesen, uns dieses Geschenk machen zu können – und wir haben bei Abreise verabredet, dass wir auf der Rückfahrt möglichst noch einmal Station in Ha’afeva machen, vielleicht nochmals zu einem „lunch“, dann mit Schwein. Der Lunchtermin war nicht ganz so gewesen wie erwartet, denn wir aßen nicht mit, sondern mehr für die Familie: die AKKAnauten und die EXPEDITeure an einem Tisch, links stand Moeka mit 3 Kindern, vor Kopf steht Ha’uka und wirbelt mit einem Handtuch nicht vorhandene Fliegen davon (alternierend das Transistorradio am Ohr, denn die Rugbyweltmeisterschaft geht los!), hinter ihm Linda mit dem einen oder anderen Kleinkind auf dem Arm und zur Tür ein Meer an staunenden Schulkindern… Wir lachen viel, lassen uns vom Leben auf Ha’afeva erzählen, schlürfen Kokoswasser aus den Trinknüssen und schmausen: Kleine Riff-Fischfilets in Teig gebacken sowie das, was der Umu hergibt: Brotfrucht, Yamsscheiben und köstliche Taro-Päckchen, die Moeka mit Fleisch gefüllt hat; zur Feier des Tages musste eine Dose Corned Beef dran glauben – Letzteres war so lecker, dass wir das bald mal kopieren werden. Taro kennen wir mehr als Suppe, zum Beispiel in Callaloo, oder allgemein als Spinatersatz, aber dies hier war wirklich gut. Die Blätter werden gehackt, mit dem Fleisch gemischt und gewürzt, dann in ganze Taroblätter eingewickelt und ab in den Erdofen. Wir wissen nur noch nicht, wo wir einen Umu auf AKKA platzieren sollen…

Die Kinderflut auf der Türschwelle läuft auf und ebbt wieder ab, aber ein Mädchen fällt uns besonders auf – hat sie Geburtstag oder sind wir der Grund zum Feiern? Dieses Kleid ist mit Abstand das feinste, das wir ausmachen können – über einem schwarzen T-Sirt ein Trägerkleidchen in Pink und Weiß mit einer riesigen, seidigen rosa Schleife. Extrem hübsch. Aber dann müssen wir feststellen, dass dies das Ausgehkleid für den Doktor ist: „… kannst Du mal die Beine anschauen?!“

Das Mädchen und der ... Pilz?!
Das Mädchen und der … Pilz?!

Ach je, man hätte vielleicht doch Medizin studieren müssen für diese Regionen. Wir stehen ratlos vor einem großen, trockenen Ekzem, sehen abgeheilte ähnliche Flecken auf den Ärmchen.

... und so wieht das von Nahem aus
… und so wieht das von Nahem aus

Ja, es juckt. Nein, nicht neu, seit 3 Jahren hat sie das. Ja, die Dorfschwester hat schon einiges probiert – Allergie?! Pilzinfektion?! Wir machen Bilder, die wir demnächst mal rumschicken werden, vielleicht fällt ja jemandem etwas Gutes dazu ein, aber akut machen können wir nichts. Traurig. Der nächste Fall ist einfacher: ein quiekender Einjähriger auf dem Arm der Mutter – die Kniekehle sieht ganz nach Flohbissen aus. Ich glaube, es gäbe noch einiges mehr zu behandeln an diesem Ort, glücklicherweise wurden uns lebensbedrohliche Zustände nicht vorgeführt… Und Ha’ukas Mutter, die die ganze Zeit hinter einem wehenden Vorhang gesessen hatte, kriegt von uns einen Topf Honig – die macht sich ihre Medizin nämlich selbst. Wogegen, das werden wir beim nächsten Besuch erfragen. Ende der Sprechstunde. Auf dem Heimweg sprechen wir mit Gay und Mike über die ärztliche Versorgung auf den Inseln. Vor ein paar Jahren war ein Hamburger Arzt mit dem Boot unterwegs, die Pfeiffers – und die gondelten von Insel zu Insel und hielten Sprechstunde, wo es ging. Ob hier überhaupt mal ein Arzt nach dem Rechten schaut?! Aus der Ferne sehen wir zwei Gestalten entgegenkommen, weißes Hemd, Ta’ovala mit rotem Gurt. „… ich wette, das sind Mormonen-Missionare!“ Es sind welche, „Elder Peter“ und ein tonganischer Adlatus (ohne Namen, ich glaube, Polynesier gehören eigentlich zur falschen Rasse; mir kommt beim Schreiben die Galle hoch…). Können die nicht vielleicht mal einen ARZT entsenden?! Aber nein, es wird eine pfuschneue Kirche und ein adretter Priesterbau in dieses Dorf gesetzt. Hatten wir ja schon im letzten Jahr: Seelenheil vor Heilkunst. Grrr.

Huiiii!

Südseestilleben mit Schwein

Südseestilleben mit Schwein

Ha’afeva, 6.9.2011

Gut hammas hier… Und dabei hatte gestern alles ziemlich mit Schuhuu und Huiii angefangen, nämlich nach einem windmäßig turbulenten Sonntag, wo es wie vorhergesagt aus Nord blies, dann wieder aus Südwest und Süd, bis es schließlich um 3 Uhr 30 morgens losging: 30 Knoten Wind und in den reichlich vorhandenen Böen waren es 40 und mehr. Ein gutes Gefühl, wenn man dann weiß, wo und wie der Anker im Sand liegt. Mehr als um unserem machte ich mir gedanken um Gay und Mikes Stockanker, der nicht besonders gut eingegraben war… An Schlaf war nicht mehr zu denken, und entsprechend müde machten wir uns gegen 10 auf den Weg nach Norden, es hatte auf 25 Knoten abgeflaut. Nach 3 Stunden Bilderbuchsegeln – Sonne, Welle, Wind – und ein bisschen Riff-Raterei waren wir da: Ha’afeva, das heißt „laute Insel“ oder so ähnlich, wieder mal fehlten uns die einschlägigen Tonganisch-Kenntnisse um das wortwortlich aufzunehmen; aber es heißt so, weil der Südostpassat eigentlich pausenlos fegt… Sagte uns die nette Frau an Pastors Gartentörchen heute – wir waren auf „Landgang“.

Wind, Wasser - und ein Vulkan am Horizont. Der Kao

Wind, Wasser - und ein Vulkan am Horizont. Der Kao

Wir liegen auf der Leeseite von Ha’afeva, am Horizont hinter uns Tofua und Kao, einfach wunderschön. Kao, der höchste Berg Tongas, erhebt sich über 1000 m als ebenmäßiger, erloschener Vulkanegel aus dem Meer, Tofua dagegen ist ein eher platter, aber immerhin noch räuchernder Pfannkuchen, und nebenbei der Ort, an dem Kapitän Bligh von den Meuterern auf seine Reise geschickt wurde, die dann in Indonesien enden sollte. Yes, wir hegen eine gewisse Bewunderung für diese navigatorische Leistung, fieser Kapitän hin oder her. Von der Mole – aus EU-Geld vor vielleicht 15 Jahren finanziert und aus sicher nicht marinegeeignetem Stahl gefertigt, mittlerweile von Zyklonen gezeichnet und eher als „rott“ zu bezeichnen – marschiert man 20 Minuten durch’s Holz und gelangt an ein Gatter, das das Dorf nach außen abschottet. Nicht gegen Ein-, mehr gegen Ausdringlinge: irgendwie muss man der Schweine ja Herr werden, und die sollen nun keinesfalls in die Palm-, Yams- und Taroanpflanzungen eindringen, die das Dorf umgeben, und auch nicht die paar Kühe und Kälber wuschig machen, die im Unterholz grasen – muu-MUUUUH!

Straßenleben in Haafeva

Straßenleben in Haafeva

Was uns an weniger freundlichen Worten über „die Tonganer“ aus Vava’u erreichte, können wir nachj diesem Dorfspaziergang noch nicht bestätigen (aber wir sind ja auch immer fest gewillt, Andersartigkeit als eben solche und nicht als Unfähigkeit, Unwillen oder Unmut zu interpretieren; ja, ja, wir sind die Schöngucker…). Im Gegenteil. Heute früh – zwar liegt die EXPEDITUS mit uns zusammen, aber sonst sind wir allein auf weiter Meeres-Flur – Geplapper und Gelächter hinter der AKKA. Ein Fischerboot ankert nahebei, oben drauf sitzen 6, 7 junge Leute, teils mit Flossen an den Füßen, aber eben „typisch tonganisch“ relaxt (Reiseführer: „… der Tonganer an sich schläft oder ruht zu jeder sich bietenden Gelegenheit!“), so dass Andreas sich schon fragt, was die vorhaben. Vor dem Weg ins Dorf machen wir einen kurzen Dinghy-Abstecher zum Fischerboot. „Malo e lelei!“ grü0en wir hin und her. Also, was sie tun außer lachen und quatschen ist, nach Seegurken zu tauchen – NEIN, selber essen tun sie die keinesfalls, aber sie lassen sich trefflich an Chinesen verkaufen. Nach kurzem Schnack sind wir schon eingeladen „for lunch, tomorrow at 5…“. Ha’uka spricht gut englisch, also ist das dieses Mal alles nicht so schwierig, wir erkundigen uns schon mal vorbeugend danach, was wir denn mitbringen sollen: „… a cake would be good! You know how to bake one??“ Ja, klar, Kuchen geht hier immer (was wieder auf die hohe Diabetesrate in Tonga und umzu verweist…). Und dann ins Dorf. Schnack hier, Schnack da über’n Gartenzaun; Vorsicht, Schweine haben Vor-Galopp. Hunde auch. Bald werden wir abgefangen von Peter, der uns anbietet, nach Abschluss unseres Rundganges für Papaya and Zitronen zu sorgen. Gut. Im örtlichen Lädchen steht ‚Afaa und fragt uns nach Woher, Wohin und wer wieviele Kinder hat und erzählt ihrerseits, dass sie in Nuku’alofa auf der High School war, aber jetzt hier verheiratet ist und 2 Buben ihr eigen nennt. Weiter die Dorfstraße entlang – ein Haus hat eine WASCHMASCHINE vor der Tür! Strom dafür macht ein australisch gespnsorter Generator, aber das eigentliche Lebenselixir muss, wie sollte es in Tonga anders sein, die Kirche sein: 6 Stück zählen wir, für wie viele Einwohner?! 100?? Walter schrieb dazu, dass er 6 Kirchen auf 60 gezählt hat und vermutet, dass man zum Füllen der Gotteshäuser am Sonntag die Vielzahl der Schweine heranzieht. Garstig… Schließlich kommen wir an einem Haus vorbei, vor dem es wunderbar duftet – irgendwo im Garten kokelt ein Feuer, und auf ihm Essbares. Richtig! Der Umu ist für das Mittagessen angeheizt, ich recke neugierig den Kopf über den Zaun und schon steht Linda auf der Straße: Heute haben wir Breadfruit im Erdofen! Und ob wir vielleicht morgen zum Lunch…?!! Nein, das geht leider nicht, wir sind schon mit Ha’uka verabredet. Linda lacht: „… that’s my brother!“ Also, wir sind morgen bei Linda und Ha’uka und deren Familien und den vielen, vielen Kindern. Zwei Kuchen sind schon fertig, tonganisch süß abgeschmeckter Vanillepudding ebenso, und als deutsche Zugabe wandert gleich noch eine Apfel-Himbeergrütze in den Kühlschrank. Ganz schön anstrengend, solche Essenseinladungen hier auf Ha’afeva, der lauten Insel mit dem vielen Wind… Huii!

Palangi... Ob die wohl Bonbons dabei haben?!

Palangi... Ob die wohl Bonbons dabei haben?!

Wale und Schweine

Nomuka Iki, 4.9.2011

Hätt€™ ich gestern noch gebloggt, dann hätt€™ ich nicht von der Wal-Disco schreiben können€¦
Und – hätt€™ ich gestern noch gebloggt, hätte ich auch meiner Scchwester Geburtstags-Eintrag versaut, und das wollte ich ja nicht.

Also, wir denken, dass die Wale gestern abend dem „Saturday Night Fever€ erlegen sind, denn als wir uns ins Bett legten, ging es los, das Gesinge: „€¦ iiii, äää, uiii, wääh€¦€, bisschen merkwürdige Musik, aber sie werden ihren Spaß gehabt haben. Schon am Nachmittag – wir saßen mit Gay und Mike zusammen im Cockpit – konnten wir die Vorbereitungen zum abendlichen Diskothekbesuch beobachten: einer der Bullen hatte „Badetag€ und wälzte sich stetig auf der Seite, Fluke halb raus und immer schön die Brustflosse auf€™s Wasser klatschen lassen. Das ist das Leben am Sonnabend, zwischen Nomuka und Nomuka Iki (= Klein-Nomuka).

Wir hoffen, Mückes Geburtstag war schön; wir jedenfalls haben ihn genossen! Kelefesia-Nomuka hieß die Strecke, 15 Meilen, fast ein Überraschungsei: zwar keine Schokolade (LEIDER aus!), aber Geburtstagskuchen, was zum Spielen (der Geburtstagswal, der so nah an die EXPEDITUS herankam, dass Gay schon die Luft anhielt, nicht so der Wal€¦), und spannend war es, denn es ging zwischen den Koralleninseln und -riffen hindurch, auf einem scheinbar „tiefen€ Streifen, der aber dann doch ab und zu mal zu erschreckten Ausrufen „€¦ nur noch 5 m!€ gereichte. Ich musste also trotz bzw. gerade wegen des bedeckten Himmels eine ganze Weile auf dem Bugkorb Ausguck halten. Die See war nicht allzu bewegt, was bedeutete, dass man die etwas tiefer gelegenen Riffe nicht auf Anhieb sah, manchmal gar nicht – und die elektronischen Karten stimmen nur annähernd oder eher gar nicht. Ein Fall für die Augen. Spannend eben.
Bis morgen bleiben wir hier liegen, östlich des Inselchen, am Strand liegt, sehr vertrauenerweckend, das Wrack der TAKUO, eines Fischerbootes, das ein Sturm auf€™s Riff und dann an Land gesetzt hat. Obwohl jetzt, mit nordwestlichem Wind, der Schwell in die Bucht läuft, lädt das Wetter eher zum Verweilen als zur Weiterreise, es soll heute noch aus Nord blasen, und da wollen wir ja hin – also warten wir ab, dass es besser wird. Der Anker liegt ziemlich gut, im Sand, allerdings führt die Kette schon über die Korallen, nur: der großen Sandflecken sind hier wenige.

Zurück zum vorletzten Blog, zurück nach Kelefesia. Als wir uns vorgestern von Olioni verabschiedeten, hatte er „die Sau rausgelassen€, besser: die Säue. Während er – einhändig, denn er hat eine Halbseitenlähmung – sich Kumara in den Mund stopfte und das eine oder andere Stück Ferkel vom Vorabend (die Hunde kriegten auch was ab!), grunzten zwei riesige Muttersauen um ihn herum. Ich hatte ja schon gesagt, dass die Unterhaltung mangels Tonganisch-Kenntnissen ein bisschen „stockend€ war, aber dies hier war eindeutig – lachend deutet Olioni auf die Sauen, macht eine ausholende Bewegung in die Ferne, dann auf uns, schließlich auf sich „€¦ Kelefesia!€, und dann dreht er einen imaginären Spieß. Wenn wir in ein paar Wochen wieder vorbeikommen, sind die neuen Ferkel vielleicht schon „reif€, sollte das heißen. Wir hatten tatsächlich am Vorabend unter€™m Sternenhimmel auf eine Picknickdecke aus abgeschlagenen, frischen Palmblättern gesessen. Vili hatte unter seiner Stammmangrove ein Feuer angezündet, über dessen Glut er ein beträchtliches Jungschwein drehte, während wir schon mal die Trinkbecher hoben und so gut es ging mit Olioni Konversation hielten.

Strandferkel am Spieß

Strandferkel am Spieß

Gut,dass es dunkel war – es sah ein bisschen brutal aus, wie der dicke Ast durch den vorderen Ein- und den Hinterausgang gesteckt war. Gut auch, dass ich aus irgendeinem Impuls heraus eines unserer Steakmesser mitgebracht hatte – keine Ahnung, wie man ohne Messer diese knusprige Schwarte durchbrochen hätte; ob man das hier traditioneller Weise mit der Hand macht?! Autsch! Heiß! Jedenfalls erwies sich das Schwein als wirklich lecker, zart und saftig. Meine Couscous-Pfanne war bald leer, und beim Pfirsich-Vanillenachtisch leuchteten Olionis Augen im Feuerschein „€¦ mmh, ssuga!€ Der alte Olioni, ewig schmunzelnd, ist ein netter Kerl, genau so wie Vili, der uns zeigt, wie man Oktopus fängt und uns Trinknüsse von den Palmen holt. Wir revanchieren uns für die Gastfreundschaft mit Getränken, einem eigens gebackenen Kuchen und schnell ausgedruckten Schnappschüssen, EXPEDITUS steuert Gemüse und Kava bei.

Der Palmblattpicknicktisch ist gedeckt

Der Palmblattpicknicktisch ist gedeckt

Wir kommen gern wieder nach Kelefesia – nochmal am Strand spazieren und Flughunde aufscheuchen, Seevögel beobachten, nochmal am Riff schnorcheln. Aber das kommt, wenn wir das hier mit den Walen erledigt haben€¦ Uii! Uää! Oder die schwimmenden Schweine von Uonukuhihifo gesichtet€¦ allein dieser Name ist eine Reise wert.

Bis bald!

Statt Karten

Nomuka Iki, 3.9.2011

Liebe Schwester!

Ein Blogeintrag ganz für Dich! Zu diesem besonderen Geburtstag viele herzliche Grüße und noch mehr gute Wünsche aus der Südsee! Wir schenken Dir den Wal-Bullen, der uns eben überholte und Faxen machte – der große Sprung war extra für Dich, gefolgt von der fischigsten Geburtstagsfontäne, die man sich vorstellen kann!

Liebe Grüße von den AKKAnauten

Kelefesia

Kelefesia, 1.9.2011

Nach 15 Tagen Pangaimotu haben wir am Mittwoch in der Morgendämmerung den Ankerplatz verlassen, uns zwischen Walen hindurch gezwängt und uns durch eine eklige Restsee, die von den letzten, windigen Tagen kündete, nach Nordosten gewühlt – da liegt die Ha’apai-Gruppe. Es fehlten ein paar Grad, um richtig schön segeln zu können, so war es ein ziemlicher Kampf, und zum Schluss, wir wollten ja der Untiefen wegen bei gutem Licht ankommen, haben wir mit der Maschine mitgeschoben. Um 15 Uhr glitt AKKA in die Lagune hinein, die vor Kelefesia liegt – auf dem Riff, es war gerade Niedrigwasser, sammelte jemand augenscheinlich Essbares, ein freundlicher Mann winkt vom Strand unter den beeindruckenden, mit Palmen bestandenen Sandsteinfelsen. Tölpel hatten schon ein neugieriges Auge auf uns geworfen, über uns schweben ein paar Fregattvögel und Seeschwalben – von der Kabbelsee ist nichts mehr übrig, der Anker fällt gezielt zwischen dicken Korallenblöcken in den Sand. 10 m Tiefe – und glasklare Bodensicht. Zeit sich ins Wasser plumpsen zu lassen. Und kurz nach uns, läuft noch EXPEDITUS ein, mitl Gayle und Mike aus Australien, Langzeitsegler wie sie im Buche stehen: Eigenbau Ferrozement aus den 70ern, und lauter Stories wie „Antarktis rund“ und „Falklands-England in 84 Tagen“… Chapeau. Aber mit 2 Booten ist die Bucht nun auch „voll besetzt“.

Heute nun der Landgangstag! Und der Besuch hat stattgefunden, besser gesagt, Besuch, Teil 1, denn wir wurden gleich von Vili aufgepickt, machen ein Foto mit ihm samt Auslegerkanu und Selbstbau-Tintenfischköder unterm Mangrovenbaum. Die Unterhaltung ist als stockend zu bezeichnen, denn da gibt es nur viel Freundlichkeit und einige wenige englische Brocken. Durch’s Unterholz gelangen wir zu Vater Olioni, auch da nur kryptisceh Unterhaltung (immerhin ist die Frage nach „beer“ oder „whiskey“ gut zu verstehen!) Olioni ist der Eigentümer (oder Besitzer?! Eigentlich gehört hier ja alles dem König…) der Insel – die Familie lebt ein paar Meilen entfernt auf Nomuka, nur gelegentlich kommt jemand zu Besuch, wie gerade Sohn Vili, oder Olioni fährt für ein paar Tage nach Nomuka. Toll, was man mit wenig Worten, aber mit einem Stöckchen in den Sand gezeichnet und viel Gestik alles erklären kann: Kelefesia … großer Bogen, zwei Tupfer in die Mitte, ein Tupfer außen an der Bogenkante. ??? Ah, die Tupfer – das sollen Boote sein! Mitten in der Bucht ankern! Und der Tupfer außen – das ist eine andere Yacht. Frances… Sonnenklar: wer zu nah am Riff ankert, läuft Gefahr. Schiffbruch zu erleiden – darum liegt ein wunderschöner Alumast am Strand – irgendwo muss noch der Rumpf der Yacht dazu liegen. Jetzt sind wir gespannt, wie Besuch, Teil 2 verläuft, der jetzt gleich stattfindet – ich habe ein bisschen Couscous mit Tomate und Zwiebel bereitet, leider wurde die Vanillecreme nicht fest (nei-enn, ich habe nicht zweimal mit einem Löffel probiert!), aber es muss so gehen. Whiskey können wir nicht liefern, aber wir werden ein paar Flaschen Bier aus unserem (eindeutig zu schmalen!) Vorrat abzwacken. Und Olioni hat mit seinen Hunden vorhin ein Schwein gefangen, so hat er uns bedeutet – das wird am Strand gebrutzelt.

Südsee-Dinner!

Wir lassen Euch wissen, wie es war!

Kelefesia

Kelefesia, 1.9.2011

AKKA in Kelefesia, Ha'apai Group

AKKA in Kelefesia, Ha'apai Group

Nach 15 Tagen Pangaimotu haben wir am Mittwoch in der Morgendämmerung den Ankerplatz verlassen, uns zwischen Walen hindurch gezwängt und uns durch eine eklige Restsee, die von den letzten, windigen Tagen kündete, nach Nordosten gewühlt – da liegt die Ha€™apai-Gruppe. Es fehlten ein paar Grad, um richtig schön segeln zu können, so war es ein ziemlicher Kampf, und zum Schluss, wir wollten ja der Untiefen wegen bei gutem Licht ankommen, haben wir mit der Maschine mitgeschoben. Um 15 Uhr glitt AKKA in die Lagune hinein, die vor Kelefesia liegt – auf dem Riff, es war gerade Niedrigwasser, sammelte jemand augenscheinlich Essbares, ein freundlicher Mann winkt vom Strand unter den beeindruckenden, mit Palmen bestandenen Sandsteinfelsen. Tölpel hatten schon ein neugieriges Auge auf uns geworfen, über uns schweben ein paar Fregattvögel und Seeschwalben – von der Kabbelsee ist nichts mehr übrig, der Anker fällt gezielt zwischen dicken Korallenblöcken in den Sand. 10 m Tiefe – und glasklare Bodensicht. Zeit sich ins Wasser plumpsen zu lassen. Und kurz nach uns, läuft noch EXPEDITUS ein, mitl Gayle und Mike aus Australien, Langzeitsegler wie sie im Buche stehen: Eigenbau Ferrozement aus den 70ern, und lauter Stories wie „Antarktis rund€ und „Falklands-England in 84 Tagen€€¦ Chapeau. Aber mit 2 Booten ist die Bucht nun auch „voll besetzt€.

Heute nun der Landgangstag! Besuch, Teil 1, denn wir wurden gleich von Vili aufgepickt, machen ein Foto mit ihm samt Auslegerkanu und Selbstbau-Tintenfischköder unterm Mangrovenbaum. Die Unterhaltung ist als stockend zu bezeichnen, denn da gibt es nur viel Freundlichkeit und einige wenige englische Brocken. Durch€™s Unterholz gelangen wir zu Vater Olioni, auch da nur kryptisceh Unterhaltung (immerhin ist die Frage nach „beer€ oder „whiskey€ gut zu verstehen!) Olioni ist der Eigentümer (oder Besitzer?! Eigentlich gehört hier ja alles dem König€¦) der Insel – die Familie lebt ein paar Meilen entfernt auf Nomuka, nur gelegentlich kommt jemand zu Besuch, wie gerade Sohn Vili, oder Olioni fährt für ein paar Tage nach Nomuka. Toll, was man mit wenig Worten, aber mit einem Stöckchen in den Sand gezeichnet und viel Gestik alles erklären kann: Kelefesia €¦ großer Bogen, zwei Tupfer in die Mitte, ein Tupfer außen an der Bogenkante. ??? Ah, die Tupfer – das sollen Boote sein! Mitten in der Bucht ankern! Und der Tupfer außen – das ist eine andere Yacht. Frances€¦ Sonnenklar: wer zu nah am Riff ankert, läuft Gefahr. Schiffbruch zu erleiden – darum liegt ein wunderschöner Alumast am Strand – irgendwo muss noch der Rumpf der Yacht dazu liegen.

Jetzt sind wir gespannt, wie Besuch, Teil 2 verläuft, der jetzt gleich stattfindet – ich habe ein bisschen Couscous mit Tomate und Zwiebel bereitet, leider wurde die Vanillecreme nicht fest (nei-enn, ich habe nicht zweimal mit einem Löffel probiert!), aber es muss so gehen. Whiskey können wir nicht liefern, aber wir werden ein paar Flaschen Bier aus unserem (eindeutig zu schmalen!) Vorrat abzwacken. Und Olioni hat mit seinen Hunden vorhin ein Schwein gefangen, so hat er uns bedeutet – das wird am Strand gebrutzelt.

Südsee-Dinner!

Wir lassen Euch wissen, wie es war!

Nestbeschmutzer

Pangaimotu, 28.8.2011

Hatte ich beim letzten Mal das Bild vom Tonganer mit den Apple-Komipiuta prästentiert?! Hatte ich…

Hier eine kleine Leseempfehlung – ich gestehe ja, dass ich ein (Computer)kind von Apple und MacPlus bin, damals, als 40 MB externe Festplatte 1.500 DM extra kosteten und, man mag es nicht glauben, 30 x 30 x 10 cm maßen; wir sprechen von MegaByte und vom Jahr 1986. Ich schätze mich glücklich, mit „Excel und Word für Macintosh“ „groß“ geworden zu sein, denn zu diesem Zeitpunkt wühlten, wenn sie denn überhaupt einen Computer hatten, die KollegInnen noch auf der DOS-Eben rum.

Aber trotzdem haben wir eben  Tränen gelacht, und darum mache ich mal Reklame für einen schönen Artikel auf SPIEGEL ONLINE.

Tapa und Visa

Pangaimotu/Tonga, 25.8.2011-08-25

… so ein schöner Blogbeitrag, und einfach weg. Nicht zu finden, auf keinem der Rechner, und das, wo es derzeit ein bisschen schwierig ist mit dem Internet: Big Mama bietet keines mehr an, denn der Otto-Normaltagestourist, scheint mittlerweile mit einem iPhone anzukommen und größere Datenvolumina abzurufen als es das Budget auf Pangaimotu erlaubt. Aber: DIGICEL ist da, und wenn wir Glück haben, machen die was falsch. Wir können uns nämlich einloggen, ohne einen (teuren) Access-Code einzugeben – sehr merkwürdig. Aber werben tun sie sie schön, die DIGICEL-Leute. Das ist tonganische  Political Correctness – genug für die Kirche muss übrig sein!

Ganz "PC" - Tonganische Digicel-Reklame

Ganz "PC" - Tonganische Digicel-Reklame

Gestern allerdings ging gar nichts – und nun ist, wie gesagt, der Blogbeitrag weg. Auf ein Neues, also.

„Kläng“, sagt es aus einem Garten an einer staubigen Straße Richtung Innenstadt, „kläng, kläng, kläng, kläng, kläng“, ungefähr 100 mal pro Minute. Wir sind auf dem Weg zur Immigration, und der aufmerksame Stadtgänger muss ja überall mal gucken, Abbruchgrundstücke, chinesischer Supermarkt, Kleinst-Bekleidungsladen, und dieses klingt nun nach… klar: Tapa-Produktion. Wir arbeiten uns in den Garten vor und gucken schüchtern über die Terassenverkleidung – die alte Dame samt Tochter und Enkel schauen ebenso schüchtern zurück, aber dann dürfen wir ein Photo machen.

Tapaproduktion mit Besuchern

Tapaproduktion mit Besuchern

Unglaublich, wie aus den schmalen Baststreifen breite Stoffstücke werden sollen, aber wir kriegen es vorgeführt, und die Dame ist erst am Anfang ihrer Arbeit.

Weiter die staubige Straße entlang – es ist Dienstag, eigentlich sollten wir ja schon auf dem Weg in die Ha€™apai-Gruppe sein, aber genauso eigentlich fegt uns seit ein paar Tagen der Passat zu sehr um die Ohren, 25 Knoten und mehr in Pangaimotu – wir haben sogar das Sonnensegel weggenommen, man muss ja vor Anker nicht unbedingt das Segeln anfangen. Der lokale Wetterbericht (auf „sannel 12“, man könnte meinen, die Tonganer lernen ihr Englisch von den Dänen! **) spricht von „rough to very rough seas“ da draußen. Ungemütlich genug, und noch eigentlicher hätten wir schon längst unseren Antrag auf Visaverlängerung abgeben müssen.

Guido W.s Ziel und unseres: Ministry of Foreign Affairs

Guido W.s Ziel und unseres: Ministry of Foreign Affairs

Hinein in die Mühlen tonganischer Bürokratie und unter die Menge der Ta€™ovala-Träger, mal wieder sehr anschaulich.

Hausaufgabe: Visaantrag

Hausaufgabe: Visaantrag

Die Hausaufgaben. Formular abgreifen und ausfüllen. Und Warten!

Warten!

Warten!

Passbilder abgeben, 69 Pa€™anga pro Monat und Visum bereithalten. Nochmals warten.

Immigration Stillleben: Tonga- mit Palangi-Hintern

Immigration Stillleben: Tonga- mit Palangi-Hintern

Prima – Bearbeitungszeit: 1 Woche; na, das hat ja gerade noch gefehlt, aber der freundliche Immigrationbeamte lässt sich erweichen und verspricht die Pässe am Freitag zur Abholung fertig zu machen. Das ist nett, und wir können noch ein paar Tage bei Big Mama „abhängen“. Allzu bevölkert ist es hier nicht, Sharazad, Atair und Mariane, ganz angenehm. Heute ist sicher mal wieder Besuch bei Big Mama angesagt, vielleicht hat „Little Papa“ Earle ein Ota Ika bereitet. Sehr lecker, roher Fisch „polynesisch“. Das Tagesprogramm außerhalb der Stadtspaziergänge erschöpft sich in Basteln:  Windsteueranlage, Ruckdämpfer für die Dinghyleine, kleiner Außenborder; bei Letzterem kommt ein Kapitel „Lernen“ hinzu: wenn der Motor auf der Probefahrt wieder stehen bleibt, sollte man, ehe man beginnt, verzweifelt gegen den Passat zu rudern, mal schauen, ob nach Reparatur der Benzinhahn wieder geöffnet wurde (wie meine Mutter zu sagen pflegte: “ … falls Motor bockt, Handbremse lockern!“).  Lesen (wir balgen uns um den neuen eReader, eine sehr schöne Einrichtung!) oder Nähen. Während der Eigner den Ruckdämpfer baut, fertige ich den Schonbezug dafür (kein Häkeldeckchen, sondern ein UV-Schutz für den Gummistropp…) Und eine mich mit großem Stolz erfüllende Tropen-Handtasche ist aus einer gut abgelagerten Mola aus San Blas entstanden, vorbei die Zeiten, als Geldbündel, Stifte und Bindfäden meine Hosentaschen beulten… Low-Tech „AKKA“.  So wie Tapa-Produktion.

...kläng, kläng, kläng!

...kläng, kläng, kläng!

Aus dem obigen könnte man meinen Tonga sei insgesamt ein bisschen „low tech“. Aber neben Digicel-Fehlfunktion gibt es aber auch dies:

Unvermeidlich: der Apfel

Unvermeidlich: der Apfel

Komipiuta! Ich hoffe, der geneigte Leser erkennt das Wort wieder?!

Wir werden aber in Sachen LowTech morgen einen Kontrollgang bei der Tapaproduktion machen – mal gucken, wie breit der Stoff schon geworden ist. Als wir am späten Nachmittag zur Fähre zurückschlichen, hörte man es immer noch: „…kläng, kläng, kläng“

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**  zur tonganischen Aussprache:  „sannel = channel. Sicken = Chicken. Und so werden auch Fremdworte ins Tonganische übertragen: Wir liegen der „Queen Salote“ Wharf gegenüber und auf den Pa€™anga-Scheinen lesen wir von König „Siosi€. Salote und Siosi. Charlotte und Georg!