Iquitos-Pucallpa

Das schrieb ich vor der Abreise und unten geht es dann weiter…Nach 5 Tagen Rio Yarapa geht es heute weiter von Iquitos nach Pucallpa, und weil das Internet-Café nicht so will wie wir, machen wir es kurz.Nur so viel: wir haben gerade Flipflops fuer das Schiff gekauft, das heute abend um 17:30 abfahren soll (noch keines der Henry-Schiffe, die wir gesehen haben, hat sich an derartige froehlichen Voraussagen gehalten 😉 ), Flipflops also fuer die Dusche, und dann werden wir reichlich Wasser mitnehmen und Trockenfutter und Obst… Wir haben das Prachtstueck naemlich schon gesehen. Es ist nicht die Henry5, von der die Bluesongs geschwaermt hatten (eigenes Klo!!), es heisst nicht mal Henry, sondern Don Segundo (die Passagier-Version von Henry2), wir haben die Fracht gesehen (Schrott und Muell!) und mal in eine Kammer geschaut (bruell!). Aber immerhin koennen wir die Rucksaecke dort einschliessen, wenn wir vielleicht auch lieber mit den anderen Passagieren in den Haengematten schaukeln werden. Mal schauen.

Der Dschungel war wieder schoen und wenn wir in Pucallpa sind gibt es noch ein paar Bildchen und Geschichten, zum Beispiel von Falken und Moskitos, „falsch rummen“ T-Shirts, Affen in der Loge und Korallenschlangen.
Positive Schaetzungen, auf die wir einfach mal hoffen, sagen  eine Ankunft schon fuer  Donnerstag voraus. Manchmal muessen Henries  ja auch puenktlich sein 😉

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Wie soll ich nur fortfahren…  Schoen war die Fahrt. Ein bisschen Verspaetung hatten wir. Ankunft am Sonnabendmorgen. Die Reisezeit waere sicher leicht einzuhalten gewesen, waere da nicht das stoerrische Viehzeug gewesen, und die vielen Anhalter und die Reissaecke und, und und… . Ehrlich, schoen war es, aber auch – irgendwie anders ;). Erzaehlen wir es so: Im in Manaus ergatterten SPIEGEL hatten wir einen Artikel ueber den Einbuergerungstest gelesen und auch Alternativvorschlaege zu einem typisch deutschen Satz gefunden (ich schwanke uebrigens zwischen <20%aufallesaussertiernahrung> und <... ist der Kaffee fuer hier oder to go...>). Nun haben wir einen Kandidaten fuer einen typisch peruanischen Satz gefunden…
Wir kamen mit den schweren Rucksaecken ueber die repraesentative Rampe des Anlegers fuer die Henry-Boote an Bord.

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in freundlicher Helfer schloss uns eine Kabine auf, hob die Rechte und brachte mit einem kurzen „pffft“ aus der Spruehdose die Kammer in Ordnung. Und Andreas bemerkt: <... fuer Ordnung und Sauberkeit ist gesorgt!>. Stimmt. Da stand es an unserer Kabinenwand: 

 

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Der Chef bezieht tapfer sein Bett und wird dann in seinem Tagebuechlein vermerken: <... Andrea weigert sich, hier einzuziehen, aber ich will wenigstens eine Nacht probieren!>.

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Was ich hier hochhalte (Nachtrag aus Tingo Maria!, das Bild ist einfach schelcht!) ist das Buch „Kulturschock“, eigentlich das fuer Brasilien, aber ein bisschen so war es…

So geschieht es – ich verbringe die Naechte in meiner Haengematte, inmitten der anderen Reisenden. My hammock is my castle, und ich weiss wenigstens, wer da alles schon reingepupst hat, und REINGEPINKELT hat noch definitiv keine(r) ;). Auf dem Haengemattendeck ist es luftig und mit ein bisschen Ohrstoepseln uebersteht man auch leicht die Lautsprecherattacken, die sich entwickeln, als ein schlauer Kopf den Fernseher in Gang zu bringen versteht. Es nuetzt auch nichts, dass ab und zu mal die Lautsprecherkabel abgeknipst erscheinen… Druesel, druesel, und schon schallt der Peru-Pop wieder bis zur brasilianischen Grenze.

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Wir werden gut gefuettert, als Kabinengaeste kriegen wir unseren Anteil an Reis und Kochbanane mit Huehnchen drei Mal am Tag ans Bett gebracht. Alternativfrei, bis auf den Fisch zum Fruehstueck, den allerdings substituieren wir dann durch selbst geschmierte Marmeladentoastbrote. Ach ja, doch, es gab einmal Nudelsuppe, als die Huehnervorraete sich deutlich dem Ende zuneigten und die Huehnchenspuren immer undefinierbarer wurden (siehe: Verspaetung).

Die Tage vergehen wie im Flug oder wie auf dem Ucayali halt, mit Gucken und Doesen und Schnacken und Lesen in dem Haengematten

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Wir sahen viele verschiedene Leute an Bord kommen und gehen, wir erlebten, dass das Schiff ploetzlich Fahrt verlor – naemlich auflief! – oder fast ebenso ploetzlich aufstoppte, naemlich  um stumpf gegen die steile Uferboeschung zu fahren. Zong. Mitten in der Nacht. Und dann tut sich oben, zwischen den Bananenpflanzen, eine Luecke auf, und jemand nimmt in the middle of nowhere 2 grosse Pakete und einen Sack entgegen.

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Abfahrt – naechster Stopp in 20 Minuten. Bei der Reisbaeuerin. Die um 3 Uhr morgens mal schnell 40 Zentnersaecke verladen haben moechte. Wir fragen uns, wo das in unserem Schiffsbauch alles hinpasst – aber es passt und das wegen Ueberladung (mitsamt 60 Passagieren!) abgesoffene Schiff war von einer anderen Gesellschaft.

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Baustein trifft Babywindel! Wie bei den Blattschneiderameisen im Wald nimmt sich das Ganze aus (wobei die die Fracht in einer Richtung schleppen, nicht in beiden!)!

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An den grossen Anlegestellen kommen un dem ganzen Ladegewusel auch Verkaeufer an Bord: „Hay sandía, hay kekes!“, und wir kaufen besonders den Kindern gern eine „sandía“ = Wassermelone ab.

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Schaendlich – fuer 50 Centesimos. Nicht mal 15 Cent! Und wir kriegen immer mehr Fracht: Huehner, Papageien, Schildkroeten, Rinder, Schafe, ein Schwein. Ausser dem Schrott. Und dem Motokarro, das eine Weile auf dem Dach des ThermoKing mitfahert um dann irgendwann ebenfalls in der Nacht zu verschwinden, an irgendeiner Bananen- oder sonstigen Plantage.

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Und dann die Leute.

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Fabio, der gern die Kabinenschluessel ueber Bord wirft – die Handys koennen wir ihm jeweils in letzter Sekunde entringen; und der auch bald das Raetsel loest warum so ausdruecklich auf die Pinkelgewohnheiten verwiesen wird: seine Mutter fordert ihn, der an der Kabinentuer steht, mit einem froehlichen „Orina! Orina! pscchhht – pscchhht!“  dazu auf. Frueh uebt sich… Das ist die gleiche Soyla, die sich ueber unser Spanisch totlacht und ueber alles Moegliche mit mir quatscht. José, den Thermokingfahrer, der mit Speiseeis aus Lima nach Iquitos reist. Nai und Jimmy und wie sie alle heissen, die sich immer wieder mit uns unterhalten wollen und Loecher in den Bauch fragen. Der Kapitaen, der uns auf der Bruecke mitfahren und sich von AKKA erzaehlen laesst; und seine Instrumente vorfuehrt: naemlich gar keine. Unglaublich:  die fahren das alles nach Gefuehl – 1000 Flusskilometer!

 

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 Na, doch, ein Instrument ist da: die Pratenabwehrflinte, von der es 2 gibt.

Fast ist es schade, als in der Samstagmorgensonne eine Stadt in Sicht kommt – wir sind da, im heissen, staubigen Pucallpa.

 

 

Im Rio Yarapa oder: ¡ Hola, Falcon!

Hier kommt nun der Nachtrag zum unserem zweiten Wald-Aufenthalt, den ich ja schon angekuendigt hatte…

„Der Dschungel war wieder schoen und wenn wir in Pucallpa sind gibt es noch ein paar Bildchen und Geschichten, zum Beispiel von Falken und Moskitos, „falsch rummen“ T-Shirts, Affen in der Loge und Korallenschlangen.“

Wir fahren an einem kuehlen Dienstagmorgen in Iquitos los – Alex von den „Ecological Jungle Tours“ holt uns um kurz vor 6 am Hotel ab, das Collectivo-Taxi saust mit uns die 120 Strassenkilometer hinunter nach Nauta am Rio Maranon – der einzigen Strasse, die ein bisschen weiterfuehrt als nur bis zum Amazonasufer…

Fruehstueck bei Rosita, und dann kommt er, unser Fuehrer fuer die naechsten Tagen. Er sagt: „Falcon!“ und ich erwidere: „Wilver“! Traudl und Jochen hatten uns ja in jeder Hinsicht gewarnt vor dem „Delfin-Camp“, das sie gern in Mosquito-Camp umgetauft haetten, wo das Essen maessig sei, freundlich gesprochen, und dann die Plumpsklos… Aber sie hatten gesagt, dass „Wilver (also known as Falcon)“ der beste Guide sei, den man kriegen koennen, und wir kriegten ihn – hier ist er: 

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Zunaechst mal ging es mit dem Peke-Peke, dem tuckerigen Langboot mit einem Dach aus Palmblaettern und dem Hondamotor samt der langen Antriebswelle zur Lodge, Gelegenheit, den kurzen Nachtschlaf noch ein bisschen auszudehnen, obschon doch einiges zu sehen war. Der Zusammenfluss des (wasserreichen, dicken) Maranon und des (schmaleren aber unglaublich langen!) Ucayali zum Beispiel, der den Beginn des eigentlichen Amazonas kennzeichnet.

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Umsteigen im Dorf La Libertad, wir buckeln die Rucksaecke ueber eine Landenge und steigen in ein handgetriebenes Kanu, wobie wir auch noch die Koechin aufsammeln muessen, aber nach 15 Minuten Paddeln sind wir da. yarapa-4-lodge.JPG

Die Lodge empfaengt uns freundlich, wir breiten unsere Sachen auf den Matratzen aus, die unter dichten Moskitonetzen liegen, und Koechin Daisy schmeisst gleich mal den „Gasofen fuer Indiander“ an, wie Falcon sagt:

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ein grosser Holzherd, der dank oeligem „Firewood“ ganz schnell das erste, leckere Mittagessen fuer uns gart – Jochen, Traudl, wer hat bloss fuer Euch gekocht?? Es gibt das unvermeidliche Huhn in allen Variationen, aber auch Fisch, dicke Pfannkuchen zum Fruehstueck – alles andere als „maessig“… Und dazu schallt aus der Kueche ein kaum zu stoppendes Lachkonzert – Jerson, der Assisitent, Daisy, Falcon – alles gackert dauernd, dazu die Kinder, die „amiga, amiga“ rufen, Fussballspielen oder einfach nur ein bisschen rumgeschleudert werden wollen oder englische Zahlen lernen. Unten zu sehen: Daisy mit Rebecca und Flavia. Es fehlt nur die kleine Ingrid – ich glaube, die Namenspaten waren alles Gaeste zum jeweiligen Geburtstermin ;)…

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Und dann geht nach der Siesta die Serie der Waldgaenge los. Falcon zeigt uns alles, was zu finden ist, Magenmedizin und Vogelspinnenkinder, Aras im Flug und Delfine. Er geht so zielsicher vor uns her – wie macht er das bloss? Mit der Machete haut er Loecher in den Unterwuchs, oder…?? Ich denke, er markiert auch den Weg. Schon beim ersten Gang, der im tropischen Nachmittaagsregen endet, waeren wir hoffnungslos verloren gewesen. Und als wir in Iquitos dann spaeter Randy (aus Manaus) wiedertreffen, gibt es dazu eine schoene Geschichte: Randy und Ying waren 15 Tage mit Fuehrer und Kanu im Wald am Solimoes. Und schon am ersten Tag trifft sie der Schlag – um 15 Uhr soll Richtung Zeltlager umgedreht werden, dahin, wo die Rucksaecke stehen, die Klamotten, das Essen fuer 2 Wochen, die Paesse. Der Leser ahnt es schon: Der Fuehrer dort findet den richtigen „Kanal“ nicht wieder. Erst werden unsere beiden Freunde unruhig, nach 2 Stunden steht dem Fuehrer der Angstschweiss auf der Stirn – die Dunkelheit naht. und dann die Bitte: „… wir ziehen jetzt alle drei unsere T-Shirts falsch herum an!“ Randy und Ying sind schon so verzweifelt, dass sie alles tun wuerden – und kaum ist es getan, ist der Kanal gefunden. Die Moral der Geschicht? Altes Indianerrezept, seit Jahrhunderten erproobt – wer den Weg nicht mehr findet, dreht das T-Shirt…

Das alles haben wir nicht noetig, obwohl wir auch eine klitzekleine Kostprobe von solchen „Uebungen“ kriegen, im wahrsten Sinne des Wortes: Falcon laesst bei unserem letzten Spaziergang mal Jerson vorgehen. Und hat Grund, zwei, drei Mal von hinten leise „ts, ts“ oder aehnliches zu sagen, was dann auch gleich zu einem kleinen Kurswechsel im Dickicht fuehrt. Es ist eben NICHT so einfach mit der Orientierung im Wald. Wir haben echte Hochachtung!

Die „Freizeit“ verbringen wir mit Lesen bei Petroleumschein, Schwimmen im Amazonas, der hier ja eigentlich noch Ucayali heisst (mit den rosafarbenen Delfinen in Achtungsabstand… – die sind nicht so wie die, die wir vom Meer her kennen!) und spaerlicher Koerperpflege am Anleger oder blicken gedankenverloren dem „Querverkehr “ nach…

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Falcon weiss aber auch ein paar Highlights ausfindig zu mnachen. yarapa-riese.JPG

So ganz beilaeufig und im Halbdunkel deutet er in einen hohen Baum. Ich sehe NIX! ER hat im Voruebergehen in vielleicht 6 m Hoehe einen gruenen Leguan erspaeht. Falkenaugen eben. Ein Auge, das bei der Nachtwanderung an einem Urwaldriesen vorbeistreicht – wohlgemerkt, es ist stockduster! – und „… come, come!“ fluestert. Eine Korallenschlange, so giftig wie duenn schlaengelt sich stammabwaerts. An anderer Stelle steigt er aus und verschwindet kurz im Wald, um uns kurz danach herbeizurufen. Es ist der Hit! In einer Astgabel vielleicht 10 m ueber uns plieren 5 Augenpaare auf uns herab – 3 kleinere und 2 groessere. Eine Bruellaffenfamilie schaut sich aus ihrer Loge das „Menschentheater“ am Boden an. Wunderbar.

 
Wir campen im Wald, Jerson und Falcon bauen die „Moebel“ und kochen, waehrend wir ausgiebig Repellent verspruehen 😉

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Ein unvergesslicher, nebeliger  Morgenspaziergang endet ueber den Wipfeln der Dschungelbaeume – Falcon fuehrt uns zu einem aufgelassenen „Turm“ in einem Urwaldriesen, den wir ueber Stiegen und Leitern erklimmen.

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Wollaffen bei der Obstmahlzeit sind ebenso Programm

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wie das abendliche Fussballspiel in La Libertad, und noch besser waren vielleicht die viel zu wenigen Unterhaltungen mit Falcon, in denen er uns von seiner Familie, von Vater und Grossvater erzaehlt, die ihm all die Kenntnisse ueber das Dschungelleben auf vielen, vielen Wanderungen vermittelt haben. Ueber das Leben im entlegenen Dorf. Ueber das Kochen von Pango (Fisch und Banane), das er uns mit den selbst gefangenen Piranhas und Welsen vorfuehrt, als wir im Wald campen.  Er geht auf einen Baum zu, piekt in den anhaftenden Termitengang und reibt sich mit den aufgebrachten Viechern die Haut ein! Ein wirksames indianisches Repellent gegen die Stechmuecken – die uns uebrigens in der Lodge fast gar nicht plagen, nur in der Nacht im Wald! Wir haetten noch Tage und Wochen mit Falcon gehen koennen, und wir waeren gern auch in Iquitos noch ein Weilchen mit ihm durch das ganz normale Leben als Wald-Staedter gelaufen und haetten uns dann doch noch an die Kaefermaden-Spiesse herangetraut. Aber statt der erhofften Zeit mit seiner kleinen eigenen Familie, die wir in Iquitos noch kennenlernen, geht er am naechsten Tag wieder raus an den Yarapa. Ein Finnisches Paar braucht vielleicht ein idniansiches Repellent fuer skandinavische Mueckenplagen? In jedem Fall braucht es eines: Falcons Falkenaugen.

In Peru…

… ist vieles anders und manches doch ganz aehnlich wie in Amazonia/Brasil.

Den Mittwoch in Tabatinga – es regnete zunaechst mal tuechtig! –

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verbrachten wir mit Passangelegenheiten und und Internet und anderen Formalitaeten, zum Beispiel stoerten wir eine Familie beim Mittagessen, die uns dann aber doch eine Passage nach Iquitos fuer den Folgetag verkaufte. Das englisch sprechende Familienoberhaupt hielt sich bis zum Ciao-Sagen fein im Hintergrund und liess uns auf  portagnol verhandeln. Aber wir gingen mit der Massgabe vondannen, um 4 Uhr frueh am Faehrboetchen nach Santa Rosa zu sein, 5 Minuten Fahrt zur Passkontrolle, dann geschehe alles Weitere von selbst. Gut.

Es klart auf und wir nehmen noch ein Abendessen zu uns

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– etwa wie abgebildet, nur ein bisschen dunkler war’s und SEHR interessant, denn der Ort des Essgeschehens lag auf dem Buergersteig vor dem oertlichen Friseur, dessen Angestellte alle fuer den naechsten Dragqueen-Wettbewerb uebten ;), und dann stiegen wir frueh in die Koje, nicht ohne noch ein Taxi bestellt zu haben, fuer 3:45 h. Mit Schlafen war es leicht mau, erstens schlaeft es sich schlecht, wenn man ein Schnellboot nach Tabatinga zu verpassen droht, das eben nicht jeden Tag geht, und ausserdem kam um 2 Uhr auch noch ein Zimmernachbar an, der erst einmal seinen Rechner anschmiss: „Tabatadangg!“ Ah! Windows XP in Zimmer 4! Bis ich dann auch noch „tadimm“ vernahm (fuer XP-Laien: „…es wurde ein Stecker gesteckt!“) Fein, der Kopfhoerer ist endlich drin; aber da war es dann auch schon Aufstehzeit.
Wie erwartet kam das Taxi nicht, um 10 vor 4 machten wir uns auf Schusters Rappen auf zum Hafen (déjà vue: ich zitiere mal Jochen von der Bluesong „… das bestellte Taxi kam nicht und auch kein anderes…“), bissel unheimlich in dieser Drogen-belasteten Gegend, vorbei an den ganzen, mitten auf der Strasse schlafenden Hunden, aber schnell waren wir da, sassen im kleinen Taxiboot und stocherten uns ein Viertelstuendchen voran nach Santa Rosa, inklusive Rumleuchten und Auflaufen und Paddeln. Gesamteindruck: Hat er das schon mal gemacht?? Es ist stockduster, kein Mensch versteht was anderes als Portugiesisch oder Spanisch, aber irgendwie kommen wir irgendwo an, wo auch kein Licht ist und nur ein „Waechter“ in der Haengematte schnarcht. Doch, es dann doch mal kurz Licht, aber erst ging der Generator nicht und dann pustete er eine Stromsparlampe nach der anderen aus. Passkontrolle im Dunklen, waere nicht meine Kopflampe gewesen. ABER: Wir sind in Peru!

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Das Boot – es fahren zwei à 20 Passagiere, die Challenger, und unseres mit dem hoffnungsfroh stimmenden Namen „Jehova1“, macht einen recht zwielichtigen Eindruck, und wegen des flachen Wasserstandes muessen wir nochmals mit unserem Pannenruderer zurueck zu einem einsamen Anleger im schwarzen Nirgendwo. Merkwuerdig, merkwuerdig… Wir warten…

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und dann kommt die Kiste angeklappert. Man beachte die Benzinfaesser, die spielen nachher noch eine uebergeordnete Rolle 😉

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Im Scheine eines Handscheinwerfers, der Chef lenkt mit der rechten Hand schraeg hinter sich, der Bootsmann betaetigt den Gaszug des 250 PS-Motors (!!), fahren wir schwungvoll los. Nicht wirklich weit, bis wir mit einem Riesenknall auf einem treibenden Urwaldstamm landen. Arrgh!, wenn das mal gut geht. Aber es geht. Ein paar mal muss der Chef

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die „Fluggeschwindigkeit“ reduzieren, weil es durch unuiebersichtliches Treibgut zu navigieren gilt, das hinterlaesst dann schon mal den Eindruck verzweifelter Suche nach dem rechten Weg (aber es muss, ja. Jehova1 😉 ) und diverse Male reduziert sich die Geschwindigkeit von selbst, weil der Bootsmann mit dem Nachkippen des Sprits nicht nachkommt

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Ich fuehre mit dem koreanischen Nachbarn einen kleinen Ellbogenfight aus. Ich ruecke zwar schon ganz nach aussen, soweit mir das die scharfe Alukante an meinem rechten Arm erlaubt. Den Sitz neben Andreas hatte ich fuer mich abgewaehlt, weil der nur in Liegestellung zu benutzen war (aber keine Angst, ab Caballo Cocha sass dann fuer die verbleibenden 10 Stunden doch noch jemand dort 😉 ). Ab und zu winkt es mal hektisch aus einem Kanu (hier nehmen jetzt bootsbaulich die echten Einbaeume zu!) und es werden weisse Tuecher geschwenkt, nicht aus Kapitulationsgruenden, sondern weil jemand mitfahren moechte oder auch nur Post nach Iqitos mitgeben. Nachtanken an diversen Indio-Tankstellen war natuerlich inklusive. Samt Fruehstueck (Andreas: „LSG Skychef Peru!“ 😉 ) und Mittag aus der Styroporkiste, was aber wirklich nicht schlecht war, vor allem gab es mal statt Bohnen und Reis Linsen und Reis…

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Und dann Iquitos. Erster ueberwaeltigender Eindruck (nach viel viel Platz am abgeholzten Ufer!) der Verkehr…

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José, der Motokarrofahrer, fahert uns fuer einen schlappen Euro auch noch zum Geldautomaten, kippt uns aber am von IHM, nicht von uns favoristierten Hotel ab, dem El Colibri, aber wir sind es zufrieden. Neu, sauber, grosse (kalte) Dusche und kostet 12 € pro Nacht. Nicht schlecht fuer den Peru-Anfang.

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Wir sind schnell fasziniert (unter anderem vom Bierangebot 😉 ) – Iquitos ist die groesste Stadt mitten auf einem Kontinent, zu der es keine Strassenverbindung gibt, nur den Weg ueber den Amazonas; es quirlt von Leben, strahlt an manchen Stellen noch den Charme der Gummiboomzeit aus. Gleichzeitig gibt es statt der vielen Indianergesichter aus den letzten Tagen und Wochen viel „Peruanisches“ zu sehen, die ganze bunte Mischungi3-reparatur.JPG.

Motokarro-Reparatur ist uebrigens leicht gemacht – hoffentlich kippen die Dinger nicht so schnell um, wenn Passagiere drauf sitzen. Den ganzen Tag hat man das Gefuehl, dass das Starterfeld des 24-Stundenrennens am Nuerburgring vorbeibrettert. Nur nicht am Samstag und am Sonntag – da ist dann schon mal Pause an der Plaza de Armas:

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Eine Prozession der Polizei zu Ehren ihrer Schutzheiligen, der Santa Rosa de Lima (die wurde auch schon am Donnerstagabend von der Schuelern mit einer Prozession geehrt, bei der man durchaus quackeln und mit dem Handy fuchteln und Schlimmeres darf, stellt da der Religionspurist aus Deutschland fest 😉 ). Sonntags dann die allsonntaegliche Parade des Militaers. Marschmusik statt Mopedgeknaeter. Auch mal nicht schlecht.

Spaziergang nach Bélen. Markt am fruehen Morgen. Nicht fuer Touristen, definitiv, wir sind die einzigen unseresgleichen und werden dann irgendwann von der Seguridad auch aufgefordert, nicht weiter in die Pfahlbausiedlung hinein zu gehen, die unterhalb des Marktes liegt und in denen die Mehrzahl der Iquitenos lebt, 600.000 an der Zahl.

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Es gibt leckere Sachen –

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Kaffee von der netten Frau, gleich neben den „Punche“-Schlaegerinnen, die ihren Eierschaum in Bierglaesern ausschenken, und an denen sich die Iquitener reihenweise zum Fruehstueck guetlich tun.
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Andere Sachen gibt es auch, die man sich ja noch vorstellen kann, und was ich mir gar nicht vorstellen kann ist die Herkunft der ganzen Schildkroeteneier, Kaimansteaks und der Schildkroetensuppe. Des Aromas wegen im Panzer zubereitet.
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Artenschutz leicht gemacht: Er scheint nicht zu existieren…
Aber uns zieht es raus, zunaechst mal nach Pilpintuwasi, dem Schmetterlingshaus, dem wirklich beeindruckenden. Nicht nur die Schmetterlinge, die einem in allen Entwicklungszustaenden vorgefuehrt werden, sondern die wahre Attraktion waren natuerlich die Tierwaisen, die dort aufgenommen werden; nicht alle wirklich freiwillig, der Jaguar zum Beispiel ist echt ein armes „Schwein“, sagt auch die Besitzerin der Anlage, aber was will man tun, wenn einem die Tiere einfach so vor die Tuere gestellt werden. Der halbwuechsige Tapir war klasse auf´s Leder zu taetscheln, die Bruellaffen taten das, was sie am liebsten tun, naemlich sonor und vernehmlich bruellen, der Ameisenbaer schlotzte ein bisschen Haferschleim,

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der rote Huacary wollte gelaust werden und lauste energisch zurueck und dann waren da noch die Kapuzineraffen…

Es dauerte eine Weile, bis sich Tonz an mich ranmachte – zuerst war Andreas der Favorit, weil ich ihn – alte Biologin – angewiesen hatte; ich fand es einfach unangebracht, den direkten persoenlichen Kontakt zu erlauben, aber bei diesen Schlawinern ist sowieso alles zu spaet. Nachdem wir eine Weile noch die Rangordnung klaeren mussten, ende ich damit, diesen weichen, pelzigen Kerl durch die halbe Anlage zu schleppen, er sitzt mir im wahrsten Sinne des Wortes im Nacken, versucht in alle Taschen zu lugen, oeffnet einem die Klett- und Reissverschluesse. Nicht ein „pain in the neck“ mehr ein „big fun in the neck“.

Am Abend sind wir geschafft. Wir machen noch schnell eine weitere Dschungelrunde fest, 5 Tage im Nirgendwo, drehen eine Runde ueber den naechtlicheni-14-nachtleben.JPG, prall mit Leben gefuellten Boulevard ueber dem Amazonasufer und dann… Schnarch!

Morgen geht es raus, 5 Tage ohne Netz – bis dahin also!

TABATINGA!

27.8.

Die Geier haben gerade gefruehstueckt, direkt vor dem Hotel, das wir gestern abend bei Einbrechen der Dunkelheit bezogen haben. Wir sind naemlich nach 6 Tagen und 1 Stunde Schiffsreise an der Grenze nach Peru angekommen

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Man beachte das Luftgepaeck im Vordergrund! Anlanden war ein bisschen unkonventionell, naemlich ueber eine Sandschute und ein anderes Faehrboot, aber was tut’s. Nach 6 Tagen „Sagrado Coraçao“ freuen sich alle auf’s Land.

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Wir machen uns jetzt gerade auf, um die Grenzformalitaeten zu erledigen und die Tickets fuer die Schnellfaehre nach Iquitos (morgen frueh um 5!!) zu kaufen.

 

Die erste heisse Dusche seit langer Zeit – das geht in Brasliien so:

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Wie? Installation?? Funktioniert doch! Ist da was nicht mit in Ordnung? 

 

Und von Iquitos gibt es dann einen ausfuehrlichen Bericht von der Reise, und ich hoffe darauf, dass wir einen ausreichend schnellen Rechner fuer das Einstellen von Faultieren und anderen Abbildungen finden.

Bis dann! Die Faultiere!

Huuuhhh

Manaus, 20.8.2008

Heute abend faehrt die Faehre nach Tabatinga. Nachdem uns unser Urwaldschiffchen nahe dem Faehranleger abgekippt hatte, konnten wir gleich Tickets kaufen und die Nacht schon an Bord verbringen, da ist man hier sehr freigiebig. So waren auch schon Haengematten auf dem offenen Mitteldeck angebracht und besetzt.  Der Entschluss, eine Kabine zu nehmen, war dem Eingewühnungsgedanken geschuldet und auch der Gepäcksicherheit…

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Als wir heute frueh aus unserer „Suite 5“ der „Sagrado Corazao de Jesus“ krabbelten; alles ein bisschen brazilian style, die Waende im Flur wurden gerade gestrichen, als wir einzogen, sprich: mein Rucksack hat was abgekriegt, aber fuer uns bedeutet es Gepaeck einschliessen und damit dem allgemeinen Zugriff (besonders in Haefen!) entziehen zu koennen, und ausserdem ein Doppelbett unter dunkler Holztaefelung zu haben, eigene Klodusche dazu; und vor allem haengt natuerlich ein zum Schiffsnamen passendes Votivbildchen ueber dem Augang zum eigenen Balkon (!!). Wir haben es nicht geschafft, die Frontkabine zu kriegen, von der Jochen/Bluesong gesagt hatte, dass man Aussicht in Cinemascope geniesst, aber wir werden nun 5 Tage alles betrachten koennen, was an der Steuerbordseite passiert. Und das wird einiges sein. Wir haben ja jetzt ein paar Tage im Rio Negro verbracht, und allein der Flussverkehr ist schon sehenswert…

Das Bloggen faellt in der Unruhe des Cafés schwer, was mir leid tut, ich schwanke zwischen einem schlappen Tagebuch und nur kurzen Bemerkungen. Ich kann ja mal die letzte Nacht der 5-Tagetour beschreiben, denn da hatte mich das „Half-Die-Syndrom“ aus Gambia wieder…

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Irgendwo am Rio Negro, 2 Uhr nachts, hinter’m Ameisennest… Wir liegen in unseren Haengematten im Wald, Andreas und ich haben gluecklicherweise unsere Moskitonetze mitgebracht, weniger fuer die Moskitos, die es hier kaum gibt, als gegen die Bremsen. Ob die Netze auch Jaguar-dicht waeren, beschaeftigt mich nun nach Mitternacht. Wir sind mit Jason unterwegs, langjaehriger Dschungelwanderer, eigentlich aus Salvador (mit einem Urgrossvater, der ihm noch erzaehlen konnte wie es als Sklave war!) aber er ist seit 25 Jahren im Amazonasbecken zu Hause: Guyana, Venezuela, Kolumbien. Eine Urwaldvagabund, der sich auskennt. Aber an unserem Nachtlager, sagte Roberto, ein Caboclo aus der Gegend, dass er Jaguare gesehen habe. Also wurde gegen Abend das Lager mit der Machete gereinigt, duenne Staemme gehackt und ein Feuer entzuendet, das gleichzeitig unsere auf Brazilholz gespiessten Huehner brutzelte.

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Und den Schweiss noch zusaetzlich in Stroemen fliessen liess. Abendbrot. Es dunkelt rasch und dann faengt es an zu gewittern. Ab in die Haengematte – was anderes kann man sowieso nicht tun; leider haengt die unter einer etwas undichten Plasitikplane, es wurde ein bisschen feucht. Schweissnass war sowieso alles – das muessen wir noch ueben mit der Vorbereitung auf Dschungelnaechte.

Gegen Mitternacht wurde ich wach, das Feuer nur noch mini-klein und ich fange an zu gruebeln. Diese Jaguartoene, die hoere, kommen allerdings eindeutig aus der Haengematte von Jason und Roberto. Ob die mal aufstehen wollen und das Feuer neu entfachen? Einmal zuckt eine Taschenlampe, ich bin begeistert. Aber Roberto pieselt nur irgendwo ins Unterholz und zack, liegt er wieder in der Matte. Ob der sich fuerchtet? Andreas schlaeft, die drei Russen, die mit auf dem Schiff sind, ebenso, einfach alle… Dann macht es direkt vor meiner Matte „plopp“. Irgendwas Schweres ist da runtergefallen. Huuh! Was war das fuer ein Viech? Kopflampe an: da liegt sie, meine Schuhsohle, die vom aufgehaengten Stiefel abgefallen ist… Mist. Auf Struempfen (Vogelspinnen hat es hier auch!) wandele ich zum Feuer und mache einen schwachen Entzuendungsversuch. Gelingt mir in dieser fast-barfuss-Eile nur mittelmaessig. Uuaeh! Wieder zurueck unter das sichere Netz. Andreas hat kurz danach etwas mehr Glueck, aber so richtig mag ich nicht einschlafen. Nur die anderen. Zikaden bruellen ebenso wie Bruell-Affen in der Ferne, ein Ozelot heult rum. Ein extrem unheimliches Windgeraeusch umlauft unser Lager. Das kann nur Wind sein – an- und abschwellend, die Tonhoehe wechselnd. Dreimal geht das so, bis ich dann doch noch wegnicke.

Ich gestehe, ich bin doch erfreut, das Fruehstueck dann spaeter auf dem Schiff einnehmen zu koennen – es war schoen, aber es war auch unheimlich. Das Geraeusch macht ein Vogel, dessen Namen ich jetzt mal ergoogeln muss – baletero oder aehnlich. Leider konnte Jason nur die indianischen Pflanzen- und Tiernamen nenne, es gibt also ordentlich was aufzuarbeiten aus meinem Notizbuechlein. 5 Tage bis zur peruanischen Grenze… Das sollte reichen!

Der Bildschirm faengt an zu zucken – ich schicke mal den Blog los, sonst ist gleich alles weg…

Abuko zwooo

oder: … und weiter geht’s. Naemlich in den Wald, den wir heute schon mal schnuppern durften, bei INPA, dem Instituto Nacional de Pesquisas de Amazônia, zu deutsch „Staatliches Institut fuer Amazonasforschung“. Mein Abuko zwo (der aufmerksame Leser erinnert sich vielleicht an Banjul und das kleine staedtische Reservat dort!? Ceesay Karamba, meinen jugendlichen Professional Birdwatcher habe ich jedenfalls sehr vermisst heute…). Hier haben sie einen „Wissenschaftswald“ so etwas wie einen kleinen Lehrzoo, samt Kaimanen, Manatees (leider nur die Nasenspitzen sichtbar, das Wasser war noch nicht gewechselt. Naseruempf) und einem schoenen Holzpfad auf halber Wipfelhoehe, so dass man die schrillsten Vogel- und Insektengeraeusche aus naechster Naehe geniessen konnte. Am meisten lachen musste ich allerdings beim deutschen „Architektentrost“, den wir ja auch am Haus klettern hatten: Knoeterich. Die ausgestellte Art hat allerdings mehr als mannshohe Blaetter – wenn man die Website besucht sieht man das getrocknete Riesenblatt im Hintergrund… Das wuerde jede Architektensuende abdecken 😉

Drum freuen wir uns jetzt auf unsere Bootsreise den Rio Negro hinauf, 6 Tage lang, mit diversen Urwaldwanderungen und naechtlichen Kanuausfluegen. Geschlafen wird auf dem Schiff, das von Spot zu Spot faehrt, je nachdem wo besonders Sehenswertes zu erwarten ist. Hoffentlich haben wir einen guten Fuehrer, ich bin bar jeden Infomaterials. Und das habe ich bitter noetig – vorgestern fanden wir uns zum Fruehstueck am Tisch  zweier Teilnehmern des grossen Herpetologenkongresses hier in Manaus. Aus Bielefeld und Braunschweig. Dann faellt einem so recht auf, wie lange man nicht mehr „biologisch“ gesprochen oder gedacht hat. Heute jedenfalls gab es einen wunderschoenen Vorgeschmack auf die kommenden Tage, in denen die brausende Stadt noch viel weiter weg sein wird, und die Wahrnehmung  muss ja nicht wissenschaftlich sein – der kleine Naturfreund geniesst und schweigt ;).

Zurueck in die Stadt dann wieder im ganz normalen Leben. Busfahrt – hier immer eine Sensation, aber der heute war der beste Fahrer seit wir in Brasilien angekommen sind. Auch bergab wird Gas gegeben, und er faehrt vorausschauend wie alle Kollegen: Gucken, ob an der Haltestelle jemand winkt und wenn ja, dann noch ein kraeftiger Gasstoss, damit man im letzten Moment dann richtig in die Eisen steigen kann. Wir lieben es…

Wir hoffen, dass Dienstag noch Zeit ist, sich mal zu melden – ansonsten dann erst wieder aus Iquitos! Bis denne!

In Manaus

Schoen runtergekuehltes Internet-Café hier! Ich sitze im Schatten des „Teatro Amazonas“, der beruehmten Oper aus der Zeit des Gummi-Booms hier am Amazonas – gestern waren wir mal schauen; beeindruckend, auch fuer Opernbanausen wie uns. Vieles ist aus Gusseisen (das freut den Ingenieur!), unter den Sitzen sind doradeaehnlich Luftauslaesse (was fuer Segler!) und mich laesst staunen, dass man alle Holzarbeiten in Europa hat machen lassen – brasilianisches Holz nach Paris verschifft und dann als fertiges Mobiliar wieder zurueck. Prachtvoll ist gar kein Ausdruck… Und die vielen, vielen Kronleuchter aus Murano-Glas sind auch nicht gerade von „umme Ecke“. Margot Fonteyns Ballettschuehchen vom ihrem letzten Auftritt, naemlich genau hier, traulich vereint mit Spuknaepfen fuer Tabak-kauende Gummibarone der Jarhhundertwende. So muss man sich das vorstellen. Stimmt nicht – die Spuknaepfe (English China) standen im Herrenzimmer, die Schuehchen bei den Damen. Eine Verschlimmebesserung muss ich anmerken – die alten Peddig-bespannten Stuehle waren sicher viel klimafreundlicher als die neuen, mit Samt bespannten.

Das war jetzt ein eleganter Uebergang zur Anreise, denn „Klima“ gab es auf dem Flug zu sehen. Wir waren ja ab Recife zunaechst mal nach Brasilia geflogen, mit GOL, hatten ein bisschen wirklich frische Winterluft auf dem dortigen Flughafen geschnappt, vergleichbar mit Winter in Suedspanien vielleicht?!, und uns dann wieder aequatorwaerts gewandt. Zunaechst semiarides oder winterbraunes Agrarland unter uns, nach einer Stunde viellelicht immer groessere Waldflecken, bis diese sich ueber lange Strecken zu einem riesigen Waldteppich verbanden: das Amazonasbecken lag unter uns. Ich staune aus dem Flugzeugfenster. Cumuluswoelkchen werfen Schatten auf den gruenen Belag, man erkennt Flusslaeufe, manchmal einen Airstrip „in the middle of nowhere“, meist kann man in dem dichten Gruen nicht mal eine dazugehoerige Indianersiedlung erkennen, aber irgendwo muss so etwas sein. Und dann trifft uns der Schlag: schraeg voraus ist eine merkwuerdige Wolke zu erkennen, ein Altocumulusturm – Gewitterwolke? Seltsame Gewitterwolke… Umwabert von einer gelblichen Stratuswolke: Brandschwaden! Und binnen ein paar Minuten sieht man unter uns zig Urwaldfeuer brennen. Ob das nun Rodungsfeuer fuer den Nahrungserwerb der Bevoelkerung waren oder eher oekonomisch motivierte, sei dahingestellt – es war erschreckend zu sehen. Das muesste man gut auf Satellitenbildern erkennen koennen! Vielleicht weniger die Rodungsflaechen, aber diese Brandwolken – riesig. Nach einer Weile hoert es auf und man schwebt wieder ueber intakte Urwaldflaechen. Dann kommt der Amazonas in Sicht, bzw. der Solimões, dann der Rio Negro und wir sind da.

Das Hotel Dez de Julho hat einen Abholer geschickt – Jugendherberge mit Abholservice. Nicht schlecht. Es handelt sich allerdings auch gleich um den hausansaessigen Touroperator, der uns natuerlich gleich eine Tour verkaufen will (wir buchen gerade woanders 😉 ). Aha! Unser Zimmer passt sich nun schon mehr unserem geplanten Budget an. Man koennte sagen: Zimmer zum Hof. Oder Lichtschacht. Und in diesen pusten alle Klimaanlagen hinein, also bleibt das Fenster geschlossen – aber wir sind zufrieden.

Wir gehoeren zwar nicht zur Riege der ganz normalen Touristen, weil wir einfach mit mehr Zeit hier aufschlagen – aber seit dem Wochenende sind wir definitiv unter unseresgleichen, mehr in Tourist-ien als in Brasilien. Was gewisse, unschlagbare Vorteile hat: Nachdem es auch auf dem Flughafen von Brasiliens Hauptstadt keine internationalen Zeitungen gab, sage ich nur: Paul Ketterer. Der sitzt mit seiner grossen Reisegruppe aus dem Schwaebischen (oder doch eher dem Badischen?) in einer Pizzeria gleich um die Ecke, ich hoere deutsche Toene (das waere Heiner jetzt bestimmt peinlich! 😉 ), spreche sie an und gerate gleich an den Richtigen: Jaa! Da hat jemand gleich zwei Spiegel dabei, die wir dann nicht mal bezahlen muessen. Wat ’ne Freude. Wir lesen jeden einzelnen Artikel sorgfaeltig – wer weiss, wann es so was wieder gibt. Vielen Dank dem edlen Spender Das war wirklich eine wunderbare Ueberraschung.

Gestern haben wir uebrigens entdeckt, dass unser Hotel, eine verwinkelte, voellig unuebersichtliche Hoehle mit Massen von ueber- wie unterirdischen Zimmern unterschiedlichster Qualitaet, auf dem Sat-Fernseher Deutsche Welle-TV anbietet. Auch nicht schlecht, aber wir gehen jetzt trotzdem auf „Dschungeltour“. Nicht ganz so „adventureous“ wie unsere Dinnerbekanntschaft Ying und Randy, halb Singapore, habl USA, die mit einem Guide fuer 15 Tage mit Minimalausstattung auf Kanutour suedlich des Solimões verschwinden (da MUSS ab und zu mal geangelt werden!) und nicht so hopploahopp wie die meisten hier, die 3 days-2 nights gebucht haben: wir hoppsen am Donnerstag auf ein altes Flussboot und lassen uns 6 Tage auf dem Rio Negro die Natur zeigen; nicht so vielfaeltig wie am Weisswasserfluss, aber dafuer einsamer. Und den Solimões werden wir dann ein paar tausend Kilometer flussauf auch noch geniessen. Naechste Station: Iquitos, Peru.

Bis dahin vergehen aber noch ein paar Tage…

Betrifft: EMails!

Aaaah! Ich vergass zu erwaehnen:
der Aufbruch aus Jacaré war nicht ganz komplett!
Leider habe ich unsere Kennworte fuer saemtliche Adressen nicht dabei; kleine Ungeschicklichkeit beim Kopieren auf den USB-Stick 😉

ES FUNKTIONIERT BIS AUF WEITERES NUR:

haensch.fuchs… sowie mail @ sy-akka … und die gmx-Adressen, aber leider nicht die ‚persoenlichen“ Adressen und auch nicht winlink…

Gruss

Andrea

Lachen mit Dalila

Recife, 8.8.2008

Fast haben wir Recife schon hinter uns. Schoen war s… Schon morgens frueh war es schoen: ab halb sieben pfiff jemand etwas atonal und abwesend vor sich hin, so wie jemand, der sich die Zeit vertreibt. So ungefaehr ab sieben wurde dann schon mal `bom dia´gekraeht, zuerst leise, dann fordernder. Dalila. Wohnt hier im Hof, hier, das ist die Pousada Casuarinas im feinen Stadtteil Boa Viagem. Wir haben die Reise ein bisschen `posh`angefangen – die Zeit in Jacaré reichte nur noch fuer eine Taxifahrt nach Recife, statt Bus , und das Hotel hatten wir am Morgen erst im Internet ausfindig gemacht, und da die Jugendherberge sich nicht gemeldet hat… Ein bisschen ueber unserem angepeilten Preislevel (nur ein bisschen!), aber es gefaellt uns so gut, dass wir statt 2 gleich 4 Naechte hier geblieben sind.
Mitten im Stadtteil, Bushaltestelle, Supermarkt, Restaurants in Laufentfernung – auch nachts, sehr angenehm. Und noch viel angenehmer ist: Ruhe im Verkehrsgewuehl, dicht begruenter Innenhof mit eben Casuarinen, wir baumeln auf dem Balkon in der Haengematte und gucken auf Schildkroeten, die Haushund-Mama, Schlingpflanzen und besagte Dalila hinab, die 15-jaehrige Blaustirnamazone. Und wenn es der zu langweilig wird. bellt sie mal ’ne Runde. Und wenn sie gebellt hat, dann lacht alles. Und wenn alles lacht, dann lacht sie mit. Ein Selbstlaeufer… Wir koennten uns wegschmeissen ; es ist derartig komisch. Leider wird und wird der langjaehrige Antrag auf einen Blaustirnamazonenmann aus der Beschlagnahmen der Naturschutzbehoerde nicht bewilligt. Das waere bestimmt nett…

Wir haben natuerlich nicht nur in der Haengematte gebaumelt, aber die Flugbuchung nach Manaus nahm ein schoenes Stueck Zeit in Anspruch, zwischendurch kackte auch der Geldautomat ab, dem wir gern 2400 Reais entlockt haetten, und dazu regnete es in Stroemen. Dafuer war der heutige Tag in Olinda allen Erwartungen zum Trotz wunderbar – wenn uns auch der tiefere Sinn hinter dieser Kirchenanhaeufung nicht ganz eingeht, es ist rein optisch sehenswert und geschichtlich auch und dann wurde der Besuch gekroent von einem i-Tuepfelchen namens Mamulengo. Eine Puppenmuseum. Theaterpuppen, Marionetten. Grausige Szenen von der Ankunft der Raeuberbande beim ‚Coronel‘. Huh! Das muesste man mal in Aktion sehen. Ich war zufrieden. Und zurueck in Recife kriegte der Chef auch noch seinen Teil: Lokomotiven gucken, vor dem Bahnhof Recife. Besonders schoen ein Henschel&Sohn-Monster von 1952, so eine Art 2-in-1-Lokomotive. Wir haben lange geraetselt, wie die um die Kurve faehrt. Abschliessend ein Kaffee an der Praça de Independença, und das war dann wieder mehr fuer mich, weil der Tischnachbar mich in einen portugiesischen Wortschwall huellte – Deutsche in Recife, Zeppelin-Station 1930, Deutsche U-Boote, detusche Einwanderer vor und nach dem Krieg, US-Agenten, brasilianische Politik… kam alles vor. Ich konnte kaum was sagen, aber es war ohnehin kaum eine Gespraechspause… Schade, solche Unterhaltungen muesste man richtig fuehren koennen.

Wie Recife sonst so ist, dazu vielleicht spaeter mehr. Jetzt geht es in die Falle – morgen um 5 holt uns das Taxi zum Flug nach Manaus via Brasilia. Kleiner Umweg…

Demnaechst also was vom Amazonas. Ich werde gleich Dalila noch was davon erzaehlen – vielleicht lacht sie ja nochmal…

Change of plans

oder: Entscheidungshilfen von JELIZE.

Seit ein paar Tagen ist ein bisschen mehr Leben am Ponton: Außer 3 Uruguayern auf dem Weg von Trinidad nach Hause haben Jean und Elizabeth aus Frankreich mit ihrer JELIZE gleich gegenüber festgemacht und daneben auch noch Mike und Eileen, Schottland, mit COOYA – für DIESES Schiff kann man nur ein Link einfügen !Guckt Euch das an!
Die Schotten wollen demnächst – mit einem deutschen Gast – nach Süden, die Franzosen kommen gerade daher und ich habe zu lange mit den Uruguayern über ihre Reise südwärts geschnackt – was also fällt uns Besseres ein, als schnell ein AKKA-Kaffetrinken am Sonntagnachmittag einzuberufen und uns von JELIZE begeistern zu lassen.

Und es gelingt ihnen trefflich: Gemeinsam tragen wir fleißig Empfehlungen in unseren Ceccone ein, das ist ein Segelführer namens „Sailing the Coast of Brazil€. Und was Jean da mit leuchtenden Augen vorträgt (€€¦ combien de temps vous àªtes étés à  Ilha Grande?€ „€¦trop court!€) lässt uns ahnen, dass Brasilien noch ein Weilchen dauern kann. Wasserfälle, Meereschildkröten, einsame Buchten. Wanderwege, Fischerdörer, hübsche Städte – VIELLEICHT ja auch Monstertrucks voller Riesenlautsprecher: Karneval in Salvador. Ich freu mich jedenfalls schon heute auf das Bamboo Café in Vità³ria. WiFi satt auf weichen Canapees, nein, keine essbaren. Aber es gibt „€¦les sandwiches – impeccable!€. Das werden wir uns gefallen lassen.
Jetzt haben wir erst einmal ein paar Wochen Zeit, uns das zu überlegen. Wir fahren wirklich fort, und zwar mit noch neueren als unseren pfuschneuen 35l-North-Face-Rucksäcken. Wer freitags abends im Internet liest, dass man spätestens am großen Salzsee in Bolivien einen Schlafsack braucht, fährt samstags ins Manaira Shopping Center und kehrt mit 68l-Säcken zurück. Viel mehr konnten wir gar nicht dazu packen – aber immerhin sind jetzt Penntüten dabei und zwei Bücher extra. Und ein Rock für die Gnädigste.
Morgen, spätestens Dienstag mit dem Bus nach Recife und dann mit GOL über€™s Amazonasbecken fliegen. Manaus. Iquitos. Was dann kommt weiß der Kondor. Nazca. Machu Picchu. Titcacasee. Kinderträume. Und wenn das nix wird, dann ändern wir unsere Pläne!