La vida peruana „light“

Huánuco…

Es war kein „Strassenschaden“, der den Verkehr von Tingo Maria hierher zum Erliegen brachte! Empoerte Cocaleros hatten die Strasse mit Gesteinsbrocken belegt die Steine lagen auf langen Kilometern immer noch. Die Coca-Bauern marschierten heute hier durch die Stadt – leider konnten wir die Plakate nicht lesen, weil die mehr als Sonnenschutz missbraucht wurden, also werden wir nachher mal ein paar Fragen stellen. Das Leben in Peru scheint nicht so leicht zu sein, und die Cocaanbaufrage ist ja nicht nur hier ein heisses Thema.

Wir sind jedenfalls am Rande der Anden angekommen – ringsum schon ganz schoen hohe Berge – der Pass hierher war auf 2700 m und die naechstgelegenen hoeheren sind schon ueber 4000 m. Also schnaufen wir fein die Treppen rauf und gruseln uns vorm Rucksacktragen, zumal ich mir auch noch einen wunderbaren Husten eingefangen habe, noch im Amazonasbecken ausgebruetet und nun hier zu vollem Leben erwacht.

Da man auf solche einer Reise ja immer alles in die eigene Denkwelt einordnen muss („… ham wir in der Heide auch!“ 😉 ) ein Blick in unsere Denkschubladen… Gringos wie unsereines gibt es hier nicht so viele (3 bislang), dafuer eine lebendige Stadt: In der Mitte (in 98 % der Faelle „Plaza de Armas“) spanisch kolonial, aber wie schon in Pucallpa mit hypermoderner Kathedrale – da schiebt die katholische Kirche bestimmt den einen oder anderen Groschen durch die Gegend.

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Die Leute ganz gemischt – wir konnten es beim Fruehstueck betrachten; der Geschaeftsmann im Dreiteiler, die moderne Familie in Jeans, der alte Mann nicht ganz so adrett, die Grossmutter (? rein optisch…) aus den Bergen so wie man sie sich vorstellt. Viele Roecke, unter dem Hut lugen die beiden sorgfaeltig parallel geflochtenen Zoepfe hervor.

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Bei manchen ist der zopf aber auch nur noch single – und die Freizeitgewohnheiten ??

generation-stadtbesucher.JPG  Mutter und Tochter auf Stadtbesuch. Traditionell.

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Aber  nicht, dass es die Generation Nierenschaden nicht gaebe 😉 
Drumrum ein bisschen wie Griechenland, chaotische Bauweise, mit vielen Zeichen fuer Sicherheit im Falle von Erdbeben (wenn’s schee macht?! ;). Das Ganze umringt von braunen Berge, dto. Griechenland – nur viel hoeher als dort! Und eine sehr trockene Luft  Und da wir heute die Weiterfahrt nach Huancayo planen wollten, konnten wir auch die Hoefe der Busunternehmen mit unserem Erfahrungsschatz abgleichen: AFRIKA! Aber wir werden einen feinen Schlafbus nach Huancayo nehmen, der uns in der Nacht in luftige und wahrscheinlich noch trockenere Hoehen karren wird. Da ist dann erst mal Akklimatisierungspause.

Das peruanische Leben „light“ hat auch so schoene Pointen wie heute frueh bereit: das Hotel (fuer umgerechnet 10 Euro!) bot laut Reisefuehrer „heisses Wasser“ an, aber die Ansprueche sinken ja auf unserer Reise stetig. So gibt sich Andreas rasch mit dem kalten Gepladder zufrieden, wahrend ich noch ein bisschen hustend liegenbleibe. Ganz stolz isser, mein Eigner. „Kalt geduscht!“ Na dann, ich auch. Mein heisses Wasser kam nach vielleicht 5 Sekunden… Mehr als heiss – mmmh! Die erste warme Dusche seit AKKA. Andere Peruano-light-Varianten sind die Pizza, die es gestern gab, die erste „nicht-Huhn“-Mahlzeit seit Tagen.

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Aber frischer geht es ja wohl nicht, das Messer wird gerade gehoben 😉 – was ist also gegen Huhn einzuwenden? 

Von den 79 belegten Kanaelen auf dem Fernseher – auf der Suche nach internationalen Sendern faengt man ja von hinten an runterzuzappen! – war dann die Nummer 03 die Deutsche Welle. Und so kommen wir in den Genuss von Peter Struck, der die Kanzlerin „lobt“ und von Taufrischem zur Finanzkrise. Wie gut dass sich das alles dreisprachig wiederholt, man wird hier nicht zum Fernsehjunkie.

Eigentlich gefaellt es uns ganz gut hier – nur manchmal ist es ein bisschen erdrueckend zu sehen, wie wenig – im wirklichen peruanischen Leben – viele Leute haben und wie Ansprueche ganz wahrhaftig angepasst sind. Sagt ein markiger Spruch „agua para todos“, dann wird der Projektumfang auch gleich mit dargestellt – in Aguaytia sind „todos“ eben 13.000 Leute und nicht wirklich alle. „Mas salud para mas Peruanos“ fiel mir schon oefter auf – mehr Gesundheit fuer mehr Peruaner. Bescheidenheit? Vorsicht? Den Vergleich zur westlichen Jammergesellschaft will ich an dieser Stelle gar nicht anstellen, aber mehr geht einfach nicht. Aber gleich zur Verteidigung: an ein paar Stellen hat aber die Hilfe von den Jammerern auch was genutzt – es gibt diverse Anbieter von organisch angebauten Produkten, es gibt kleine alternative Kaffeelaeden oder Produzenten von Fair Trade Kaffee (http://www.huanucocoffee.com/). Mehr Kaffee- als Cocaanbau (siehe oben!), aber dann muessten wir eben auch Fair Trade Produkte kaufen…

Also los!

PS: Noch schnell gemeckert: Wir vermuten, dass „huanuco“ das Wort der Inkas fuer Sandfliegen ist… Der Rio Huallaga sorgt fuer Wolken der kleinen Mistviecher. Kann nur besser werden – wir sind gespannt was uns in 3200 m Hiehe erwartet 😉