Zahnarzt und Staulisten und andere Freuden

Jacaré, 30.11.2008

Ganz langsam werden wir fertig. Soeben (Sonntag!) kommt Philippe, der Marinaeigner und bringt das Paket vorbei, in dem unsere Post und die neue 500 GB-Festplatte stecken, Sachen, die uns Traudl aus Deutschland nach Brasilien geschleppt hat. Mit dem Tracking von Postsendungen ham wa’s ja hier – das Päckchen ist sicher seit Freitag hier, aber im Tracking steht es seit 24.11. auf „encaminhado, Em trà¢nsito para CTE RECIFE“. Na, wenn es auch ohne Tracking ankommt, soll es uns ja egal sein. Blue Songs Ankerwinde ist auch da, so sind alle zufrieden; außer mir, ich hätte gleich zwei solche fetten Festplatten bestellen sollen.
Andreas berauscht sich während ich die Platte füttere (und Blog schreibe) an Rechnungen der Energiewerke Isernhagen und neuen Steuernummern. Aufwühlende Post, wie er sagt…

Seit Freitag nimmt die Aufbruchstimmung zu – ich habe Proviant gekauft, mal wieder nur mit einem peripheren Plan, aber voll sind die Schapps jetzt definitiv. Tomaten in Dosen gibt es nicht, und dabei schreibt Bernd aus Trinidad, dass Tomaten in French Guyana 15 ‚¬ pro Kilo kosten. Wir werden auf Papaya-Gemüse umsteigen müssen. Der Einkauf verlief ein bisschen kompliziert: mit dem Bus zum Carrefour, nur dort gibt es das Steviapulver für eben jenen Bernd, der eine Jahresdosis nach Trinidad geordert hat. Bei der Gelegenheit fiel mir auf, dass die Preise im Carrefour eigentlich ein bisschen hoch sind; also doch kein Provisioning beim Carrefour, sondern zurück nach Intermares! Und so ging dann der Maximalumsatz des Tages an den örtlichen Litoral-Supermarkt. Da kriegt man auf die billigen Preise auch noch Rabatt auf Barzahlung und eine Taxifahrt mit dem ganzen Gerödel „on top“. Es grinst die Bordfrau zufrieden. Brasilianischer Kaffee ist nun im Übermaß an Bord; wir erinnern uns an die verzweifelte Suche nach nicht-Instantkaffee in der Karibik – wahrscheinlich können wir dort mittlerweile in gemahlenem Kaffee baden, die Globalisierung hat bestimmt vor Grenada und Co. nicht Halt gemacht. Dennoch – die gebunkerten 50 Pakete werden ein Weilchen reichen. Verschiedene Mehlsorten für anheimelnde Brote, und „die Sache mit dem Konus“ wurde auch wieder belebt, alle PETflaschen sind wieder voller Fettucine und Spaghetti. Hatte ich dazu schon mal gesagt, dass ich das eigentlich ausgesprochen praktisch finde? Es kommt immer eine Portion Nudeln aus der Öffnung! Das Prinzip bleibt bestehen…
Seit Freitag sind wir auch mit unseren Zahnbehandlungen fertig – sehr nettes Gefühl, wir haben nämlich einen englisch sprechenden Argentinier ausgegraben, der hier ganz in der Nähe seit 4 Monaten eine Praxis betreibt und Verständnis dafür hatte, dass wir „mal ganz rasch“ alles durchgeguckt haben wollten. Guillermo Gutierrez und Frau Kenia, der Doctora der Parodontologia. Mit Andreas hat er sich ganze 10 Stunden beschäftigt, samt Extraktion und was allem dazu gehört; ich hatte an die 3 Stunden auf der Uhr – was aber auch daran liegt, dass die Praxis eine one-man-show ist, sprich: keine Helferin mal einen Bohrer wechselt. Und dann geht ein Teil der Zeit auch noch auf Kosten der Tatsache, dass wir Kurzabrisse in brasilianischer und argentinischer Geschichte erhielten, über Kultur und Unkultur in Brasilien berichtet oder Lebensgewohnheiten im Allgemeinen geschildert wurden; Karneval, Kriminalität und Eitelkeiten, Lula, Chavez und Morales. Hatten wir alles. Das alles auf englisch-portugiesisch-spanisch, und dem Patienten bleibt nichts anderes übrig als ein nasales „…ngngnng! Gaa, gaaaa!“ von sich zu geben, abwehrend oder bestätigend, ganz nach Wahl. Gefallen hat es uns allemal – erschwingliche Leistungen, beruhigende Ergebnisse und unterhaltsamer Aufenthalt. Und nun lächeln wir mit dem brasilianischsten aller Lächeln in die Welt – ein ganz breites mit polierten Zähnen. Einer der Kernunterschiede zwischen den Brasilianern und den Argenitniern: letztere halten sich nämlich eher die Hand vor den Mund. Sagt Guillermo.

Zähne wollen wir dann demnächst auch dem Atlantik zeigen. Wenn wir den täglichen Funkrunden mit der Present Glauben schenken dürfen, wird es zeitweise ganz schön windig. Und Welle hat’s auch. Aber nur zeitweise.

Drum ist jetzt Schluss – ich muss unsere Seebeine raussuchen. Wo hatte ich die noch mal gelagert?? Beim Roggenmehl?