4 Aliens in einem Auto…

… sind manchmal einfach zu viel.
Da steigen 3 junge Indiofrauen in ein Collectivo nach Ayacucho, und Verwunderung  bis Erschrecken  ueber je 2 Deutsche und 2 Franzosen ist ihnen ins Gesicht geschrieben. Wir sitzen gequetscht und definitiv nicht in „inca-size“ in der zweiten und dritten Reihe. Eine der Frauen lacht dann schon mal scheu, eine guckt eher streng nach vorn und die dritte kriegt die Hand nicht vom Mund – einfach furchterregend, dieses Gringos… Diese drei sprachen wohl nur Q’echua; es gab beim Aussteigen auch eine Diskussion wegen des Wechselgeldes – sie wollten ausschliesslich 1-Sol-Stuecke, sicherheitshalber? – aber dass die Lachende zum Schluss vor dem Bus, der noch ein paar Mal haelt, herrennt, den Hut mit einer Hand festhalten muss,�und dabei immer noch lacht und lacht und winkt, das troestet dann ein bisschen. Ganz so schlimm koennen wir wohl doch nicht gewesen sein, aber vielleicht war es auch nur ihre Erleichterung, noch einmal davon gekommmen zu sein.

Nun ja, wir sahen halt aus wie staubige Gringos – Wanderkleidung, bisschen Dreck und MUEDE! Um 4 Uhr morgens mussten wir am Bus sein, zuvor noch mit den schweren Rucksaecken durch (das gar nicht mehr so schlaefrige) Huancavelica stapfen. Ein Taxifahrer macht fuer die letzten Hundert Meter dann noch ein Gringo-Schnaeppchen, aber der Euro war es uns wert, denn es waere noch einmal knackig bergauf gegangen. Wir laden die Rucksaecke (verpackt in unsere peruanischen Gemuesesack-Huellen) auf’s Dach des Busses, ein 30 Sitzer, wir haben die Plaetze 20 und 21. Und bis es um halb fuenf losgeht, ist die Kiste mehr als voll – man hatte es uns prophezeit. Die Fuenferbank hinter uns beziehen zwei Paare mit 6 Kindern aller Altersstufen. Bis die rechtmaessigen Besitzer zweier der Sitze eintreffen. Da sind es dann eben 6 Erwachsene und 6 Kinder – ein ganz kleines bisschen schaeme ich mich, dass wir Touristen da einfach 2 Plaetze fuer unser „Vergnuegen“ abzweigen.

�rumi-rueckbank.JPG

Allerdings sitzt auf meiner Armlehne und manchmal dem Ellbogen ein Peruaner, vor uns im Gang die beiden Franzosen, denen man die nicht existierenden Plaetze 31 und 32 verkauft hatte. Der Bus ist uebrigens gerade knapp unter Stehhoehe hoch. Indiomass eben, hatten wir ja schon. Zum Sitzen im Gang, was auch manchmal vorkommt, reicht heute der Platz uebrigens nicht, so gesteckt voll ist es …

Und dann wuehlt die Kiste sich die Serpentinen hinter Huancavelica hoch, durch’s Dunkel. Nach einem Weilchen dann ein Stopp, von hinten kommt ein PKW mit weiteren Fahrgaesten. Und das soll jeden Tag so sein – unglaublich. Ueber 150 km�werden �wir jetzt gar nicht unter die 4.000 m-Grenze fahren. Die Strasse ist unbefestigt, aber in gutem Zustand und als es hell wird, haben wir schon fast die hoechste bewohnbare Hochebene der Welt erreicht: 4.500 m ueber dem Meer. Und bewohnt ist die Ebene, wir sehen es: Kinder werden schulfertig gemacht! Keines der wenigen Haeuser�Haus, die wir passieren, hat einen Schornstein – da ist wohl das Zwiebelprinzip der Kleidungsstandard.

rumi-sonnenaufgang.JPG

Lamas stehen in Einfriedungen, verfallene Lehmhaueser wechseln sich mit neueren Ziegelhauesern ab, ein, zwei „Zentren“ durchfahren wir, erkennbar an Mauern mit „Restaurante“-Beschriftung, vielleicht einem Schulgebaeude oder einem „posto de salud“. Kurz vor Santa Ines erreichen wir den See von Chiclococha.

rumi-chiclococha.JPG

Hier ist dann auch der hoechste Pass erreicht, 4.850 m – nur wenige Kilometer von hier gibt es den hoechsten ueberhaupt befahrbaren Pass der Welt, so um die 5.100 m hoch.

�rumi-santa-ines.JPG� rumi-lama.JPG

Atemberaubend. Sauerstoffmaessig sicher auch, wenn wir denn hier aussteigen wuerden, aber der Gringo geniesst die Aussicht und klebt ansonsten am Sitz ;). Dann schraubt sich der Bus wieder nach unten, die Stopps werden haeufiger, der Bus leert sich etwas, wobei natuerlich der 12-Personentransport von der letzten Sitzbank zur Fahrertuer (samt Entladen des Gepaecks) seine eigene Dynamik entwickelt. Einen Reifenschaden und 4 Stunden nach Abfahrt sind wir an der asphaltierten Hauptstrasse Pisco-Ayacucho. Rumichaca. Jetzt wird es alles easy…

�rumi-reifen.JPG

Naja, was man so easy nennt: der Reisefuehrer erwaehnt „some food stalls and a few filthy toilets“ in Rumichaca, und dass man (es ist 9 Uhr!) auf den 15-Uhr-Bus warten soll.

�rumi-rumi.JPG

Nee, das bitte nicht, so lange kann ich die Toiletten auch nicht aushalten und der Erkaeltung und der Trockenheit wegen kaufen wir uns doch den einen oder anderen Tee… Also Collectivo, einer der Toyota-Minibusse, der uns um 11:30 auflaedt. Auch hier ist der Innenraum nach Indios bemessen; ausser dass ich einen Feuerloescher im Gesicht habe,�produziere �ich mit den Knien Loecher in die Vorderlehne (und wahrscheinlich blaue Flecken in franzoesische Ruecken). Das kennen wir ja schon, aber nur fuer kurze Strecken, nicht fuer 3 Stunden. Leute steigen aus und ein, Minibus-Rennen um die Fahrgaeste bergauf, bergab, Gletscherreste hier, Vulkanisches dort, wir steigen immer so zwischen 3800 und 4300 m hin und her. Die Sitznachbarn sind abwechselnd Bergbauern, Minenarbeiter oder westlich gekleidete Frauen (aber mit einem Holzbuendel im Gepaeck!). Und dann eben unsere Alien-Gringo-Nummer.

�aya-schneeberg.JPG

Weit unter uns kommt Ayacucho in Sicht; �wir haben kaum Augen fuer die praechtige Plaza�Mayor mit dem Simon-Bolivar-Denkmal in der Mitte – hier hat naemlich die amerikanische Unabhaengigkeit seinen Ausgang genommen. So staubig wie muede kippen wir in unsere Betten in der „Hosteria Crillonesa“.

aya-crillo1.JPG

Immerhin: Dachterrasse, wir gucken wie im Crillon in Paris ueber die Daecher des Klosters Santa Clara, Triumphbogen und diverse weitere San Francescos auf die ferne Andenkette im Osten, und haben dazu 2 mal am Tag heisses Wasser. 40 Soles pro Nacht – so teuer haben wir lange nicht gewohnt, 10 �. Der schiere Luxus…